Der Kunsthändler

Kriminalität oder Liebe, Lou.

Harry soll recht behalten.
Ab diesem Tag, an dem der Gemäldefund tatsächlich ad acta gelegt wurde, passiert absolut gar nichts mehr.
Es werden keine weiteren Gemälde getauscht und auch sonst passiert in der Kunstwelt absolut nichts Ungewöhnliches mehr. Die Presse munkelt, dass Picasso in Rente gegangen, oder aber einfach weitergezogen ist. Vielleicht in eine andere Stadt, vielleicht in ein anderes Land, aber in unserem Städtchen hier herrscht absolute Ruhe, was alle erleichtert durchatmen lässt.
Ich bange noch einige Monate um meinen Freund, habe immer wieder Angst, dass doch noch irgendetwas auf ihn und Zayn hindeuten könnte, doch als auch sechs Monate später nichts passiert, akzeptiere ich, dass wirklich alles gut wird.

Inzwischen bin ich bei Harry eingezogen.
Vielleicht mag es ein bisschen schnell sein, aber für mich fühlt es sich absolut richtig an.
Ich liebe das Gefühl, morgens neben Harry aufzuwachen und auch liebe ich es, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme und er freudestrahlend in einem seiner schrillen Outfits auf mich wartet.
Er schenkt mir so unglaublich viel Liebe, welche ich nur zu gerne erwidere.

"Dass denen nicht kalt ist."
Grinsend nicke ich und beobachte Niall und Harry, welche durch den Garten gehen. Harry weiht Niall in seine Umbaupläne ein und so wie es aussieht, ist der Ire mehr als begeistert.
Liam und ich hingegen sind lieber im Inneren des Hauses. Die Wärme des Kamins erwärmt unseren Rücken, eine dampfende Tasse Tee in unseren Händen.
Niall und Harry bleiben am Pool stehen und ich beobachte meinen Freund belustigt dabei, wie er wild herum gestikuliert. Vermutlich erklärt er dem Iren gerade, dass dort ein Whirlpool hinkommen soll.
"Ich bin verdammt froh, dass er sich damals für dich entschieden hat", vernehme ich Liams Stimme leise. Ich nicke, doch dann halte ich inne und neige meinen Kopf fragend zu meinem besten Freund.
"Was meinst du?"
Auf dem Gesicht meines besten Freundes erscheint ein Schmunzeln. Er nippt an seinem Tee und wendet seinen Blick wieder nach draußen.
"Kriminalität oder Liebe, Lou."
Polternd sackt mir mein Herz in die Hose und ich umklammere meine Teetasse ein wenig fester, als mir klar wird, was Liam da sagt.
"W...was?"
"Ach komm schon", brummt er belustigt und sieht wieder zu mir. "Denkst du wirklich, ich habe das nicht mitbekommen?"
Ich schlucke und versuche nicht in Panik auszubrechen.
Scheiße.
Liam weiß es?
"Schau mal, es ist ganz einfach gewesen. Ich meine... ich war mir nicht sicher am Anfang, aber nach diesem ganzen Drama mit deinem mysteriösen Ex-Freund habe ich mir meinen Teil zusammen gereimt."
Oh bitte lass ihn sich irren. Bitte, lass ihn etwas anderes meinen.
"Erst schwebst du auf Wolke sieben und Harry und du zieht euch jedes Mal mit den Augen aus, wenn er ins Museum kommt. Und dann, von heute auf morgen, versteckst du dich hinter den Überwachungsvideos. Das war schon wirklich auffällig, Louis." Liam lacht auf und schüttelt seinen Kopf.
"Und dann kommen die geklauten Gemälde auf einmal wieder zurück. Einfach so. Zufällig genau dann, als du dich von deinem Freund getrennt hast und kurze Zeit später, ist zwischen euch wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen."
Mist.
War das wirklich so deutlich?
"Und mal ehrlich, spätestens, als du damals daneben geschossen hast, wusste ich, dass irgendetwas faul ist. Immerhin schießt du nie daneben. Nie. Und wie es der Zufall will, humpelt dein Freund. Das waren schon verdammt viele Zufälle, findest du nicht?"
Gestresst schließe ich meine Augen. Ich habe geahnt, dass Liam mir das nicht glauben würde.
"Tja, ich denke mal, das war auch der Tag, an dem du deinem Freund ein Ultimatum gestellt hast, richtig? Und ich bin wirklich froh, dass Harry die Gemälde zurückgebracht hat und scheinbar mit diesem ganzen Mist aufgehört hat."
Unsicher öffne ich meine Augen wieder und sehe Liam an.
Sein Blick ist warm und friedlich, doch ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll.
"Warum sagst du mir erst jetzt, dass du alles weißt?"
Abstreiten ist eh sinnlos.
Liam ist bei weitem nicht dumm, wie er gerade unter Beweis gestellt hat.
Er zuckt mit den Schultern und sieht erneut hinaus zu Niall und Harry. Mittlerweile stehen sie am Pavillon.
"Vermutlich wollte ich einfach warten, was noch passiert."
"Aber es passiert nichts mehr. Nie wieder", beschwöre ich und sehe aus dem Augenwinkel, dass Liam nickt.
"Ich weiß."
Unsicher ziehe ich meine Unterlippe zwischen meine Zähne. "Wirst du... es melden?"
Mein bester Freund lacht auf und schüttelt seinen Kopf. Mit beinahe schon empörten Gesichtsausdruck sieht er zu mir, kleine Lachfältchen an seinen Augen.
"Hätte ich das nicht schon längst getan?"
"Keine Ahnung.
Ich weiß nicht, wie Liams Gehirn funktioniert. Manchmal erahne ich es, aber dann handelt er doch wieder komplett anders, als ich es erwartet habe. Er ist wie ein Buch mit sieben Siegeln, während ich für ihn einfach verdammt leicht zu lesen bin.
Er sollte Profiler werden. Sicherlich wäre er genial auf diesem Gebiet.
Völlig überraschend zieht mich mein bester Freund dann in seine Arme und drückt mich fest an sich.
Etwas überrumpelt versuche ich meinen Tee nicht zu verschütten und bin wahrlich überfordert.
"Solange er nicht wieder mit diesem Mist anfängt, vergesse ich einfach, was ich weiß. Ich will, dass du glücklich bist und das bist du mit ihm augenscheinlich."
"Danke", kommt es gerührt über meine Lippen. Er ist und bleibt einfach der beste Freund auf diesem Planeten.

"Was ist denn hier los?"
Niall und Harry erscheinen im Wohnzimmer und ein belustigter Unterton erklingt in Harrys Stimme, als Liam und ich uns voneinander lösen und unsere Freunde ansehen.
Niall verschränkt seine Arme vor der Brust und sieht zwischen Liam und mir hin und her.
"Also, wenn wir hier Partnertausch machen, dann sollte das vorher abgestimmt werden. Nichts gegen dich, Harry, aber vielleicht möchte ich ja auch lieber Louis haben. Du kannst nicht einfach so egoistisch sein, Liam. Nur weil ihr euch so lange kennt, heißt das nicht, dass du Anspruch auf ihn hast."
Prustend versuche ich erneut meinen Tee nicht zu verschütten und beschließe dann, ihn lieber auf dem kleinen Beistelltisch zu stellen, bevor Harry auch schon neben mir erscheint und mich in seine Arme zieht. Sein Blick ist liebevoll, jedoch wachsam. Er ahnt, dass Liam und ich gerade nicht über seine Lieblingsblumen geredet haben.
"Partnertausch? Spinnst du?" höre ich Liam motzen und kann mir ein leises Kichern nicht verkneifen.
"Alles okay?" will mein Freund leise wissen und streicht mir über die gerötete Wange. Ich nicke, sehe ihm in die Augen und merke, wie meine Welt mit einem Mal vollkommen im Einklang ist.
Alles ist genau so, wie es sein sollte.
Alles ist perfekt.

"Ich liebe dich", gestehe ich leise und schmiege mich enger in die Arme meines Lockenkopfes, welcher dies mit einem breiten und verliebten Lächeln quittiert und mir einen Kuss auf die Stirn drückt.
"Und ich liebe dich, Love."
Grinsend beiße ich mir auf die Innenseite meiner Wange, will mir nicht anmerken lassen, wie sehr ich diesen Kosenamen doch liebe. Und auch wenn mein Herz droht vor lauter Glücksgefühlen überzulaufen, muss ich meinen Freund einfach küssen.
Harry erwidert meinen Kuss unverzüglich, jedoch keuche ich erschrocken auf, als ich seine Hand auf meinem Hintern spüre. Seine Lippen verlassen meinen Mund und wandern stattdessen zu meinem Ohr.
Erregt beiße ich mir auf meine Lippe und halte meinen Atem an.
"Wir sollten Liam und Niall einen kurzen Moment alleine lassen."
Wie in Trance nicke ich und merke, wie der warme Atem an meinem Hals mich alles andere als kaltlässt.
Als sich unsere Blicke wieder treffen, kann ich das lodernde Feuer in seinen Augen deutlich erkennen.
Er grinst, zieht mich noch enger an sich heran und streicht seine Lippen hauchzart über meine.
"Wir sollten uns beeilen, Officer."

Ende.

Tja, Kinners - das war's.
Die Geschichte ist zu Ende und zum Glück hat sich alles zum Guten entwickelt.
Puh! Was für ein auf und ab.
Ich habe eure Kommentare geliebt. Wie ihr Louis' Handeln teilweise verstehen konnten, währen die anderen unter euch überhaupt kein Verständnis dafür hatten, dass er Harry hat laufen lassen. Ich selbst war auch hin und her gerissen und habe mich gefragt, was ich an seiner Stelle tun würde. Nun - Ich weiß es bis heute nicht. Der klare Menschenverstand sagt, halt ihn fest, bring ihn aufs Revier. Doch handelt man wirklich so, wenn man die Person liebt? Wenn man geblendet von seinen Gefühlen ist?
Ich weiß es nicht, aber im Falle von Louis und Harry hat sich am Ende ja doch noch alles ins Positive entwickelt.
So. Und nun, vielen lieben Dank für all eure Votes und Kommentare. Sie erheitern mir immer meinen Tag und zeigen mir, dass Schreiben einfach wundervoll ist.
Und für alle, die wissen wollen, was bei Liam und Niall passiert ist, als der Spieleabend vorbei war... es wird demnächst ein OS darüber bei Hühnersuppe für die Seele erscheinen.

Aber nun zu meinem neuen Buch.
Die, die mir auf Instagram folgen, wissen ja schon, worum es geht.
Snooper wird in die zweite Runde gehen und das schon heute.
Ich lade die ersten Kapitel heute um 12:00 Uhr hoch und freue mich jetzt schon auf eure Reaktionen.

Auf eine weitere, gemeinsame Reise
All the Love, K.