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Maxime

Nach nun zu vielen Stunden des sinnlosen rumtanzen und rumschreien, taumle ich nun völlig orientierungslos die Treppe hinauf.
Ich könnte Jo jetzt definitiv gebrauchen.
Den ganzen Abend habe ich nur mit Fremden geredet, die nicht einmal ansatzweise das gleiche wie ich bereden wollten.
Nicht einmal für Kunst haben die sich interessiert.
Zischend halte ich mir meinen pochenden Kopf, in dem die Musik weiterhin in voller Lautstärke abgespielt wird.

„Fuck", murmle ich, lehne mich mit geschlossenen Augen an die kalte Wand und genieße diesen kurzen Moment der Stille.
Ganz sicher würde ich nie wieder auf einer dieser Partys gehen.
Das einzige was hier Thema ist, ist sich zu betrinken bis zum umfallen.

Schwer atmend versuche ich ohne Fehlschritte den hallenden Flur entlang zu laufen, währen der Bass mir weiterhin in den Knochen sitzt.
Die Melodie kann man nun nur noch gedämpft mitverfolgen und die Menschen scheinen hier oben wie ausgestorben.
Ohne nachzudenken wem dieses Zimmer gehören könnte, öffne ich die weiße Holztür, in der Hoffnung ein Bett oder ein Sofa vorzufinden, doch stattdessen werde ich von vielen hübschen Augenpaaren begrüßt.

„Nuevo!", höre ich die all zu bekannte, nervige Stimme, worauf mein Blick über die vielen Mädchenköpfe zu Miles schweift.
„Komm doch rein", lallt er vor sich hin, versucht sich aufzurappeln, doch ein braunhaariges Mädchen hindert ihn daran, indem sie ihre sanfte Hand auf seine stramme Brust legt.

„Ich geh-", stammle ich vor mich hin, doch ein weiteres Mädchen unterbricht mich.
„Spiel doch mit. Maxime, richtig?" Ihre Stimme hört sich um einiges freundlicher an, als die restlichen Stimmen die ich diese Nacht schon ertragen musste.
Doch überzeugt bin ich nicht.

Der Raum wird von dem Rauch der vielen Zigaretten getrübt und Alkohol wird hier auf jeden Fall nicht zu wenig getrunken.
Ich fühle mich nicht sicher hier in diesem zweiten Stock mit Leuten, die ich nicht einmal ansatzweise kenne. Wäre Jo hier, würde ich mich ein wenig sicherer fühlen, obwohl das kompletter Quatsch ist, da ich mit ihr genauso wenig zu tuen habe, wie mit diesen Menschen.
Sie lässt mich dennoch ein wenig geborgener fühlen, als hätte ich eine helfende Hand, falls es drauf ankommen würde.

„Komm schon!" Ein schwarzhaariger zeigt nun neben sich auf den Teppich.
Er ist der Junge, den ich heute Nachmittag noch so streberisch durch die Bibliothek schweifen sehen habe.
Die Streberbrille hat er gegen eine schon kaputte Sonnenbrille eingetauscht und sein verknotetes Haar kommt nun ein wenig heißer rüber.

Unsicher kaue ich auf meiner Unterlippe herum, ehe der Schwarzkopf sich erhebt, nach meiner Hand greift und die Tür hinter mir zufallen lässt.
„Ich bin Luca", sagt er freundlich und zieht mich zu sich und einem weiteren Mädchen auf den blutroten Teppich.
Nervös schaue ich ein weiteres Mal in die Runde, während mir ein alkoholisches Getränk vor die Nase gestellt wird.

Und als wäre es nicht schon genug, dass Miles hier ist, sehe ich Raven, welcher gelassen nach hinten gelehnt von einer Blonden seine Brust gestreichelt bekommt.
Seine hellen Augen hören nicht auf in meine zu starren, selbst als ich hastig nach meinem Glas greife und die ersten Schlücke meine Kehle hinunterlaufen lasse.

„Ich bin für Wahrheit oder Pflicht", wirft eine Dunkelhaarige in die Runde und setzt sich gerade auf. „Bitte nicht", stöhnt Miles genervt und lässt sein Getränk sinken.
„Hast du eine bessere Idee?", keift sie zurück und verschränkt ihre Arme vor ihrer Oberweite.

„Tatsächlich ja", grinst er zurück und hebt sein Glas wieder, bereit die erste Runde seiner Spielidee zu eröffnen. „Ich habe noch nie die beste Freundin von meinem Ex gevögelt."
Schnell unterdrücke ich mir ein Augenrollen.
Es war klar, dass hier solche Spiele gespielt werden.
Und ich dachte, diese Academy sein ein wenig reifer.
Ich meine, „Ich hab noch nie"? Ernsthaft? Dieses Spiel habe schon viel zu oft mitgemacht, dass es mir noch ansatzweise Spaß machen würde.

Raven Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt