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Raven

Schweigend lege ich die Boxhandschuhe zurück in den Spind, fege schnell über den dreckigen Boden, sodass es aussieht wie vorher.

Schwer atmend lasse ich mich auf eine der Bänke nieder, greife zu meiner Wasserflasche und lasse die kühle Flüssigkeit in meinen Mund laufen. Das einzige was nun zu hören ist, ist die Dusche, welche Maxime soeben angemacht hat.

Interessiert lausche ich dem Wasser, wie es immer lauter auf den harten Boden prasselt und zwischendurch durch Maxime's wunderschönen Körper aufgehalten wird. Fasst sie sich vielleicht gerade in die Haare? Hat sie ihre Augen geschlossen? Duscht sie warm oder eher kalt?

An was denkt sie wohl gerade? An mich? An die Academy? An Miles-
Und auf einmal scheinen all die liebenswürdigen Gedanken getötet, durch Miles Taten. Oder auch durch meine Taten.

Ein Freund nenne ich ihn. Oder habe ich. Doch wie soll ich ihn hassen können? Trotz so einem schlimmen Vorfall scheint die Vergangenheit mich unterbewusst dazu zu zwingen ihn weiterhin als Bruder zu sehen. Als derjenige der mich damals gerettet hat.

Schnaubend lasse ich meine schwitzigen Finger durch meine Haare gleiten. Reiße mir einzelne aus, um den Schmerz nicht auf mein inneres, sondern auf mein Äußeres zu übertragen und schaue deprimiert auf den grauen Boden. Wie einfach alles wäre, hätte ich damals nicht Miles angerufen. Ich hätte der Polizei Bescheid geben sollen.

Nein. Nein nein nein. Sofort weite ich meine Augen, spanne meinen Kiefer aufgewühlt an und lasse meinen Blick auf dem Boxsack verweilen. Darüber habe ich schon so oft nachgedacht und jedes Mal ergibt jede andere Entscheidung die ich hätte wählen können, keinen Sinn. Nichts ergibt einen Sinn. Nicht das was damals passiert ist. Nicht wieso ich es getan habe und nicht wie mein Leben danach gelaufen ist.

Ich sollte aufhören. Aufhören, immer und immer wieder darüber nachzudenken.

Mit zusammen gekniffenen Augen fasse ich um meine Kette verdränge all die Erinnerungen und lasse von Sekunde zu Sekunde meine Muskeln endlich entspannen.

Maxime. Genau sie ist diejenige, die jetzt zählt. Nicht Miles, nicht meine Familie und was sie mit sich schleppt oder diese horrorartige Academy auf die wir gehen. Es war Schicksal. Schicksal, dass sie sich ausgerechnet auf meinen Platz in diesen Zug gesetzt hat. Dass genau sie diejenige ist, die mich sicher fühlen lässt.
Als wäre sie der sichere Hafen, den ich seit Jahren suche.

Und trotzdem lasse ich sie all meine Fehler sehen. Meine unkontrollierbare Wut, meine Betrunkenheit, meine Probleme, einfach alles Schlechte in meinem Leben bekommt sie zu Gesicht. Ich bin reich. Steinreich wie sie mich so schön genannt hat. Doch das ist das einzige was ich ihr bieten kann. Einen teuren Diamanten Ring.

Ich weiß, dass du mich niemals schlagen würdest."
Gott, wie schrecklich dieser Satz ist. Mit zusammen gepressten Lippen stehe ich auf, nehme mir mein Handtuch, welches ich eben aus einem der Schränke geholt habe und laufe nun Richtung Umkleide.

Doch das leise Summen von Maxime, das Wasser, welches so wie eben noch auf den Boden prasselt und das Verlangen sie zu Gesicht zu bekommen, bringt mich schließlich dazu die Tür zu der Frauenumkleide zu wählen.

Ohne etwas zu sagen lege ich meine Klamotten neben ihre auf die Bänke, lege das Handtuch auf ihres und entscheide mich dazu, mich schweigend um die Ecke zu bewegen. Fasziniert schaue ich als erstes auf die weißen Fliesen, auf denen das Wasser wirr in alle Richtungen läuft. Doch am meisten ist ihr Körper das, was mich zum Staunen bringt.
Sie ist so hübsch. Wunderschön wie ein Schmetterling in seinen frühen Morgenstunden.

Auf meine Unterlippe beißend betrachte ich ihren antrainierten Rücken. Wie sie unbewusst in ihr Hohlkreuz fährt, während sie das Wasser aus ihren Haaren wringt. Erst steht sie auf ihrem linken, dann wieder auf ihrem rechten Bein. Erst legt sie ihren Kopf nach vorne und lässt ihn schließlich wieder in ihren Nacken fallen.

Raven Where stories live. Discover now