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Maxime

Noch einmal tief ein und ausatmend sehe ich zu Raven, welcher nun nervös an der Straße der Academy steht.

Ich versuche mich zwar leise zu nähern, doch die Steine unter meinen Schuhen verraten mich und ehe ich mich versehe, dreht er sich erschrocken zu mir um. Aber für einen ganz kurzen Moment, für diesen Moment, in dem er nicht realisiert hat wer ich bin, seh ich Schmerz in seinem Blick.

Wie soll man sich auch fühlen, wenn man die Aggressionen nicht in sich behalten kann, somit seinen besten Freund zusammen schlägt und auch noch Redethema Nummer eins an dieser Academy ist.

Mein Blick gleitet zu seiner Kette, welche er mit seinen Fingern zart umschlossen hat, doch sofort los lässt als er meinen Blick bemerkt. Räuspernd nähere ich mir ihm, greife nach seiner Zigarette, welche er zwischen seine Lippen geklemmt hat und schmeiße sie angewidert auf den Boden vor uns.

Sofort trete ich mit meinem Fuß auf sie, lasse das letzte Lichtlein ausgehen und bemerke jetzt erst die kleinen Regentropfen, welche anfangen sich auf meinem blonden Haar zu sammeln.

„Nachher sehen sie dich noch mit der", erkläre ich ihm, sehe Raven nun in die Augen doch fühle mich, als würde ich dies das erste mal tun.

Er sieht mich an als wären all die Momente und Erinnerungen, die wir zusammen erlebt haben, weg. Keine Gefühle. Keine Liebe. Nur eiskalte Augen, die anfangen mich qualvoll zu durchbohren.

„Wieso hast du ihn verprügelt?", frag ich nun leise, durchbreche somit die schmerzhafte Stille die uns umhüllt und sehe nun angespannt zu ihm. Natürlich weiß ich wieso. Doch vielleicht ist da ja doch noch etwas anderes.

„Niemand sollte unerlaubt seinen Freunden beim Sex zuschauen", zischt er, schaut weiter in die Natur und ignoriert die Regentropfen, welche sich dabei auch auf seinem Gesicht sammeln.

Somit hat sich mein Gedanke bestätigt. Wäre Miles mein Freund, hätte ich wahrscheinlich das selbe getan. Wer nicht? Oder?

„Ich weiß, dass du mich niemals schlagen würdest", flüstere ich nun leise, sehe langsam nach vorne in die Ferne und lausche weiterhin dem Regen und wie er leise auf die Blätter der Bäume prasselt.

Wenn man genau hinschaut, sieht man schon die Stadt von hier oben. Wie die breiten Gebäude in die Höhe ragen und wie all die Straßen zu dieser Academy führen.

Einzelne Vögel fangen an leiser zu werden. Die Dunkelheit erreicht nun die Baumkronen und die Kälte umschließt mich mit dem Regen zusammen.
Doch Raven antwortet nicht. Stattdessen stellt er sich gerade hin, nimmt sich seine Jacke, welche er über seinem schwarzen Hoodie hat und legt sie mir unsicher auf die Schultern.

Erleichtert greife ich nach den Ärmeln, lasse die Wärme, welche sich noch in der Jacke befindet, mit mir verbinden und atme seinen Geruch ein.
Wieder schaue ich zu ihm. Versuche Anzeichen für jegliche Gefühle, außer Trauer und Wut zu erkennen, doch leider vergeblich.

„Worauf wartest du?", durchbreche ich nun seine Gedanken. Ein kurzer Blick zu mir, ehe er die Straße hinunter schaut und sich an der kalten Mauer anlehnt, welche um die ganze Academy reicht.

„Ich fahre ins Studio", erklärt er nun und lässt seine Hände in seine Taschen sinken.„Studio?" „Boxstudio." Verstehend nicke ich, trete näher an ihn heran und streiche somit seinen angespannten Arm mit meinem. „Darf ich mit?" Verwundert sieht er zu mir, schaut mir blinzelnd in mein nasses Gesicht und lässt einen heiseren Lacher aus seiner Kehle kommen. „Wenn du willst."

Ein kleines Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, doch ehe er mir weiterhin die Freude in meinem Gesicht ansehen kann, welche sich auch gerade in Raven's Gesicht abspielt, höre ich einen großen Wagen vorfahren.

Raven Where stories live. Discover now