Kapitel 30

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Tao wusste nicht, was er im Moment fühlte, als er die Straße runterschritt, seine Jacke eng um sich geschlungen und den Kopf gesenkt. Er frei, er musste nicht mehr fliehen, aber er hatte dem Kaiser geholfen. Sein Vater würde ihn umbringen dafür und sein Land würde ihn nicht mehr willkommen heißen. Klar, der Kaiser hatte versprochen, nichts über ihn an die Öffentlichkeit zu bringen, aber konnte er ihm wirklich trauen? Wie lange war Tao frei? Yifan hatte ihn ungern gehen lassen, dass hatte Tao gemerkt. Er hatte Angst, dass der Kaiser andere Mittel und Wege finden würde, um ihn wieder in den Palast zu bringen.
Tao betrat die halbvolle Bahn, die ihn nach Shanghai bringen würde, dorthin, wo Jongin und seine restlichen Freunde waren. Die Fahrt dauerte ein paar Stunden und Tao hatte keine Kopfhörer mit. Trotzdem genoss er es, endlich vernünftig zu reisen, ohne jedes Rütteln und Schütteln im Rücken zu spüren.
Eine ältere Dame hatte sich neben ihn gesetzt, die Hände auf ihrem Gehstock gestützt. Freundlich lächelte sie Tao zu und kramte etwas aus ihrer Jackentasche hervor. ,,Nimm das, junger Mann." Zuerst wollte Tao dankend ablehnen, doch er wollte die alte Frau nicht schlecht fühlen lassen.
,,Dankeschön." Tao umschloss die kleine Süßigkeit in seiner Hand. ,,Du siehst aus, als wärst du einsam." Die Frau berührte seine umschlossene Hand.
Tao runzelte seine Stirn. ,,Wie kommen Sie darauf?" ,,Du wirkst sehr verschlossen, als hättest du Angst, dass du abgelehnt wirst von den anderen.", fuhr das Großmütterchen fort. Tao ließ die Worte in sich hineinsickern. ,,Ja, so ist es.", murmelte er schließlich nach einer Weile und senkte seinen Kopf. ,,Aber nicht vor allen." Kai, Suho und all seine anderen Freunde, die er hier in China kennen gelernt hatte. Sie hatten ihn sofort akzeptiert, trotz seiner ungeliebten Herkunft. ,,Aber du benötigst nicht deren Akzeptanz, hab ich recht?" Tao biss sich auf die Lippe. ,,Ja." Er wandte seinen Kopf zu der alten Frau und seufzte. ,,Mein Vater. Ich habe bei ihm versagt." Seine Schultern senkten sich und eine Träne löste sich aus seinem Auge. ,,Vielleicht ist alles anders, als du denkst." Aufmunternd strich die Frau über seine langen Haare. ,,Vielleicht war alles, was du geglaubt hast, eine Illusion, etwas, was dir vorgespielt wurde. Vielleicht sieht die Welt komplett anders aus, als du denkst. Versuche dich davon zu lösen, dann hast du die Lösung für alle deine Antworten gefunden."
Die Bahn bremste und hielt an einem kleinen Bahnhof. ,,Ich wünsche dir noch einen erfolgreichen Tag."
Tao starrte das Bonbon in seiner Hand so lange an, bis der Schaffner den Hauptbahnhof Shanghais verkündete. Der Junge packte nach einem letzten Blick die Süßigkeit weg und stand auf.
Er hatte seinen Entschluss gefasst, doch zuerst wollte er seine Freunde wiedersehen.

Suho weinte, Chanyeol konnte seinen Mund vor Erstaunen nicht schließen und Jongdae ist umgekippt. Tao stand etwas unsicher vor der Tür, versuchte etwas sinnvolles hinzustottern, doch die kräftige, plötzliche Umarmung Jongins fegte jegliche Erklärung aus seinem Kopf. ,,Mann bin ich froh, dass du noch lebst." Kyungsoo war der nächste, der Tao umarmte. ,,Erzählen kannst du uns später, hauptsache du lebst."
Tao wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte, dass seine Freunde ihn tot vermutet hatten. ,,Du hattest so lange nicht geschrieben oder andere Lebenszeichen von dir gegeben, wir dachten, der Kaiser hätte dich gefunden und dich für die Flucht bestraft." Suho schniefte. ,,Ich bin nach Korea zurückgekehrt, um meinen Vater wieder zu sehen.", antwortete Tao. ,,Tut mir leid, dass ich euch warten lassen habe." ,,Du brauchst dich nicht zu entschuldigen." Minseok berührte Taos Schulter. ,,Du bist jetzt bei uns, dass ist die Hauptsache." ,,Warum bist du zurückgekommen?", fragte Lay. ,,Oder bist du erst auf dem Weg zur Grenze?" Tao holte tief Luft. ,,Ich bin frei.", murmelte er dann. ,,Ich war selber bei dem Kaiser." Es wurde sehr still in dem Raum, man hätte eine Nadel auf den Boden fallen gehört. ,,Du bist frei?", hauchte Suho dann. Tao nickte. ,,Ja, ich bin komplett frei, wie ich vorher war. Ich kann umhergehen, wie ich will, ohne mich zu verstecken. Ich muss nicht fliehen. Ich kann bei euch bleiben." ,,Aber wie?"
,,Das kann ich euch jetzt nicht sagen.", antwortete Tao. ,,Das war Teil der Abmachung." Die anderen nickten verständnisvoll. ,,Was wirst du jetzt machen?", fragte Baekhyun. Tao zuckte mit den Schultern. ,,Ich werde hier bleiben, irgendeine Arbeit finden, eine Wohnung suchen und ein vernünftiges Leben anfangen. So etwas in der Art." ,,Du weißt, dass du bei uns bleiben kannst, bis du eine feste Bleibe findest." Jongin lächelte Tao zu. ,,Meine Schwester fragt jeden Tag nach dir." Auch Tao lächelte. ,,Danke, das weiß ich zu schätzen." ,,Und falls du unbedingt arbeiten willst, mein Vater sucht nach neuen Mitarbeitern in seiner Kampfschule für Kinder. Vielleicht wäre das was für dich.", sagte Baekhyun. ,,Ich werde darüber nachdenken."



,,Was soll das heißen, Minyuk? Was habt ihr vermasselt?" ,,Wir hatten eine Entführung an den Prinzen geplant, doch diese wurde vereitelt. Wir wollten die ganzen Leute unruhig machen, doch der Kaiser hatte Wind davon bekommen. Stattdessen haben wir eine Elite unserer eigenen Leute verloren. Wir wissen nicht, wie das passieren konnte, Wang X." Der maskierte Mann raufte sich verzweifelt die Haare. ,,Das hat uns noch gefehlt. Wir haben hier genug Schwierigkeiten, weil unser Plan mit dem angeblichen Angriff auf Amerika fehlgeschlagen wurde."
,,Wie soll das passiert sein?!" Ein Krachen aus der anderen Seite des Hörers ertönte. Wang X seufzte. ,,Ich vermute, wir haben Verräter in unseren Reihen. Kontrolliere deine Leute genauestens, dasselbe werde ich es mit dem Rest machen. Wir können nicht zulassen, dass meine Idee komplett scheitert." ,,Verstanden, Wang X."
Minyuk legte auf und Wang X seufzte erneut. Länger warten wollte er nicht, die Red Force wartete schon zu lange auf den Sturz des Kaisers. Es wurde Zeit, dass er selber den Kaiser konfrontierte.

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So gaaaaaaaaanz langsam nähern wir uns dem Ende dieses Buches. Nur noch einige Monate, mehrere Schreibblockaden und viele Kreativitätsaussetztern, dann ist es vollbracht 🥳.
Kommt ihr eigentlich noch mit bei den ganzen Pausen zwischen den Kapiteln? (Roten Faden verloren und so, passiert mir ständig bei meinen eigenen Geschichten..)

Wanted //Taoris//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt