Kapitel 31

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Es war eine stille Nacht. Die Sterne leuchteten in dem wolkenlosen Himmel, eine leichter kalter Windzug ließ Tao frösteln. Die Jacke dicht um sich gezogen schritt er weiter die dunkle Straße entlang. Außer ihm befand sich niemand draußen. Tao führte seinen Weg fort zu einer bestimmten Adresse. Es handelte sich um ein einsames Pavillon weiter außerhalb der Stadt, umgeben von einigen Bäumen, ein Bach plätscherte in der Nähe.
,,Du bist früher da als erwartet." Tao schaute auf. Yifan stand unter dem Pavillon, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sah ihn an. Seinen Blick konnte Tao nicht deuten, er schluckte nur. ,,Ich wollte euch nicht warten lassen, Eure Majestät.", antwortete er. ,,Lass die Höflichkeiten, hier bin ich Yifan für dich, Tao." ,,Okay." Der Kaiser deutete auf ein Sitzkissen neben dem flachen hölzernen Tisch. ,,Setz dich." Zögerlich nahm Tao Platz. So ganz vertraute er dem Kaiser immer noch nicht. Als er die Nachricht von Yifan bekam, er möge ihn bitte heimlich in der Nacht außerhalb der Stadt treffen, hatte Tao sehr verdutzt geguckt. War das etwa eine neue Masche von Wu Yifan, ihn wieder in das Palast zu bringen? Tao hatte Jongin sofort eingeweiht, die Details, dass er Yifan treffen wird, hat er ausgelassen. Trotzdem hatte Jongin sich bereit erklärt, ihn zu decken und auf sein Schwert aufzupassen. Nicht dass Tao schon wieder jemanden beauftragen musste, seine Waffe für ihn zu stehlen. Außerdem hatte er Jongin gesagt, solle er sich bis morgen Mittag nicht melden, sollte er es den anderen erzählen und ihn suchen.
,,Du kannst mit vertrauen, ich werde dir nichts tun.", sprach Yifan mit seiner ruhigen Stimme. ,,Warum wolltet Ihr mich treffen?", fragte Tao und beobachtete aufmerksam den Kaiser, wie er Tee vorbereitete. Dieser stoppte in seinem Tun und sah Tao genau an. ,,Ich wollte dich sehen.", antwortete er dann nach einer Weile und wandte sich wieder dem Tee zu. Tao spürte, wie sein Gesicht heiß wurde. Mit dieser Antwort hatte er nicht gerechnet. ,,Warum mitten in der Nacht?" Yifan schenkte in zwei winzige Schälchen den Tee ein. Ihm fehlte nur ein Hanfu anstelle seiner jetzigen Kleidung, dann würde er wie ein Kaiser eines K-Dramas aussehen.
,,Am Tag sind zu viele Menschen unterwegs, sie würden uns keine Ruhe geben." Tao nickte verstehend und nahm dankend den Tee an, den Yifan ihm überreichte. ,,Wie ist es dir in den letzten Tagen ergangen?" Yifan nippte an seinem Tee und sah dann wieder zu Tao, der seinen eigenen misstrauisch anstarrte. ,,Der Tee ist sicher, ich trinke ihn auch.", beruhigte ihn Yifan, als er Taos Blick bemerkte. Etwas verlegen nahm Tao einen Schluck, ehe er antwortete. ,,Mir geht es gut. Ich bin bei Freunden hier in Shanghai. Ich werde hier erstmal bleiben." Yifan nickte. ,,Ich hoffe du weißt, dass du im Palast immer Platz hast, Tao." Wieder spürte Tao die Hitze in sein Gesicht steigen. ,,Warum seid Ihr so freundlich zu mir? Früher hattet Ihr mich eingesperrt und wolltet mich zwingen, den Platz einer Kaiserin anzunehmen. Und jetzt möchtet Ihr euch mit mir heimlich treffen und Tee trinken." Yifan hielt inne. Die Tasse Tee immer noch in seiner Hand festhaltend, überlegte er, ob er Tao die Wahrheit sagen sollte. Der Junge hatte es verdient, Yifans eigentlichen Grund zu wissen.
,,Ich kann dich seit jener Nacht nicht vergessen. Seit dem bist du immer noch in meinem Kopf, ohne dass ich dagegen etwas tun kann. Ich möchte wissen, warum das so ist, Zitao. Deshalb habe ich dich hierhin eingeladen." Es war raus. Yifan starrte in seinen Tee, als wäre es plötzlich das Interessanteste auf der Welt. Tao wusste nicht, was genau er darauf sagen sollte. Er wusste ganz genau, welche Nacht Yifan meinte. Auch er konnte die Nacht nicht vergessen. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er zurückdachte, wie sich Yifans Arme und Lippen angefühlt hatten, wie er ihn hatte fühlen lassen. Er sollte ehrlich zu Yifan sein, es würde ihm selber helfen. ,,Du bist nicht der einzige, dem das keine Ruhe gibt." Taos Stimme war ruhig, mit Bedacht wählte er seine Worte. ,,Ich dachte, ich würde dich hassen, doch seit der Nacht ist das Verlangen, dich umzubringen, verschwunden. Ich habe mich sogar entschieden, umzukehren anstatt zu fliehen, nur um dir zu helfen. Obwohl du Kopfgeld für mich angesetzt hast. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr frage ich mich auch, warum das so ist." Tao schluckte. Yifans intensiver Blick machte ihn nervös, jetzt war er an der Reihe, seinen Tee anzustarren. Es wurde still. Aber es war eine angenehme Stille, in der jeder seinen Gedanken nachging. ,,Vielleicht braucht es seine Zeit, bis wir herausfinden warum das so ist.", meinte Yifan nach einer Weile. Nachdenklich schaute er über den Pavillonrand hinaus auf die Felder. ,,Wer weiß, was das Schicksal mit uns vorhat." Tao nickte langsam, nun etwas sicherer. ,,Seid Ihr..bist du nächste Nacht auch hier?", fragte er und sah zögerlich zu dem Kaiser herauf. Dieser warf ihm einen zärtlichen Blick zu. ,,Wenn du mich sehen willst, dann komm. Ich werde hier auf dich warten." Tao nickte und wandte sein heißes Gesicht von dem Kaiser ab, damit dieser nichts bemerkte. ,,Ich werde wahrscheinlich auch da sein.", nuschelte er undeutlich. ,,Dann sehen wir uns morgen Nacht." Yifan nickte Tao zu. Tao verbeugte sich knapp vor dem Kaiser und drehte sich um. ,,Bis morgen."

Tao war am nächsten Tag unglaublich müde, aber auch unbeschreiblich glücklich. Jongin hatte ihm nur einen misstrauischen Blick zugeworfen, allerdings nicht nachgefragt. Summend betrat Tao die kleine Sporthalle, in der sich einige Kinder befanden. ,,Hi, ich bin Tao.", stellte er sich vor. ,,Ich werde euch heute beibringen, wie man kämpft." ,,Wie bei Karate-Kid?", rief ein Kind begeistert aus. Tao nickte bekräftigend. ,,Wie bei Karate-Kid."

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944 Wörter und es fühlt sich an, als wären es nur 300.
Das nächste Kapitel wird nochmal was länger, es gibt mehr Action und noch ein kleiner Spoiler, es wird blutig 😶😈.
Maybe some plot-twists, who knows..

Wanted //Taoris//Where stories live. Discover now