Kapitel 3

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Die Sonne stieg langsam auf. Die Strahlen erreichten die Vögel, die sofort aufflogen und anfingen, Morgenlieder zu zwitschern. Die ersten Bäckereien öffneten die Türen und ließen die frische, noch kühle Luft herein. Ein paar Menschen waren schon auf. Es waren Frühaufsteher, die eine Runde Joggen gingen, oder schonmal Brötchen für das Frühstück holten.
In einem der vielen Hochhäusern wachte ein kleiner Junge auf. Schlaftrunken rieb er sich mit seinen kleinen Fäusten die Augen, dann schaute er durch das geöffnete Fenster hinaus. Sein Blick fiel über die Häuser, Wolkenkratzer und Hochhäuser bis ans Ende der Stadt. Von hier aus konnte der Junge etwas sehen, was wenige gesehen haben. Nämlich den Sonnenaufgang über den kaiserlichen Palast. Groß und mächtig stand das majestätische Gebäude mit den chinesischen traditionellen Dächern auf einem hohen Hügel. Ein riesiger Garten umgab den Palast. Vögel und Bienen tummelten sich den wunderschönen Bäumen und Blumen herum. Das Zwitschern der Singvögel und das gelegentliche Krächzen der seltenen Papageien zerstörte die friedliche Stille. Die Sonnenstrahlen erwärmten den Garten. Sie erreichten ein Fenster des Palastes und schienen in das Zimmer rein. Im Inneren des Zimmers räckelte sich ein Junge gemütlich im Bett herum. Immer noch etwas müde streckte er seine Arme und drehte sich von der Bauchlage auf den Rücken. Dabei kitzelte einer der warmen Strahlen seine Nase und er nieste. Der Junge setzte sich auf und rieb sich die Augen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, das er eigentlich noch weiterschlafen könnte. Doch Luhan, so hieß der Junge, konnte nicht einschlafen. Nicht alleine. Er stand auf und schlüpfte in die flauschigen Pantoffeln, die bereit vor dem Bett standen.
Leise tappten die Schritte durch den breiten Flur. An einer großen Tür blieb Luhan stehen. Vorsichtig drückte er die Klinke runter und trat in das Zimmer. Dieses Zimmer war noch größer als sein eigenes Schlafzimmer. Auf dem riesigen Bett unter den edlen Decken lag er, sein Bruder Wu Yifan. Der Prinz schlich auf das Bett zu und kuschelte sich an seinen Bruder. ,,Kannst du wieder nicht einschlafen?", murmelte der aufgeweckte Yifan und legte einen Arm um seinen jüngeren Bruder. Luhan nickte. Schon seit seiner Kindheit an konnte Luhan nie alleine einschlafen. Sei es Abends, oder mitten in der Nacht oder sehr früh am Morgen. Wenn Luhan einmal aufwachte, schlief er nur ein, wenn er jemanden an der Seite hatte, den er durchknuddeln konnte. Meistens diente Yifan als Kuscheltier, manchmal auch Luhans bester Freund Sehun. Yifan zog Luhan näher an sich. Langsam wurde Luhan wieder müde und schlief ein.
Als Luhan das nächste mal aufwachte, saß Yifan auf der Bettkante und tippte an seinem Tablet rum. Träge hob Luhan eine Hand und strich durch die schwarzen, langen Haare seines Bruders. ,,Na auch schon wach?" Yifan legte das Tablet weg und wuschelte durch Luhans weiche Haare. Dieser murrte und drückte sein Kopf wieder in das Kissen hinein. Yifan lachte darüber. ,,Na komm, steh auf. Nach dem Frühstück gehen wir raus und schauen uns die Kämpfe an." Sofort sprang Luhan auf. ,,Wirklich?!", rief er begeistert. Yifan nickte. Schnell rannte Luhan in sein eigenes Zimmer, wo er sich umzog.
Der junge Prinz liebte es, die Wettbewerbe anzuschauen, aber noch mehr liebte er es, in die Stadt zu gehen. Leider gelangte er selten dahin, und wenn, waren immer viele Bodyguards dabei, die ihm den ganzen Spaß verdarben. Ab und zu schlich sich Luhan mit Sehun weg, und Sehun zeigte ihm die verschiedenen Seiten der Stadt, die er sonst nicht zu Gesicht bekam. Ein Klopfen ertönte an der Tür. Sofort legte Luhan den Kamm zur Seite und öffnete die Tür. Yifan stand vor der Tür, fertig gekleidet und frisiert. ,,Kommst du frühstücken?", fragte er. Luhan nickte. ,,Ich muss mir nur noch die Haare zusammenbinden.", antwortete er.

Die Autokarawane zog sich in gemächlichen Tempo durch die Straße. Für die Ankunft des Kaisers wurde die Hauptstraße extra gesperrt. Die Bewohner versammelten sich an den Bürgersteig und erwarteten ihren Herrscher mit lauten Begeisterungsrufen. Die Autos fuhren in Richtung Stadtarena, wo die diesjährigen Kampfwettspiele stattfinden sollten.

Wanted //Taoris//Where stories live. Discover now