Kapitel 20

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,,Du bist wieder da." Tao senkte seinen Kopf, als er vor seinem Vater stand. ,,Es tut mir leid." ,,Ich habe dir gesagt, du sollst in das verfluchte Land nicht reisen! Jetzt sieh nur, in welchen Schwierigkeiten du gelandet bist!" Verärgert setzte sich Taos Vater in den alten zerflickten Sessel. ,,Der Kaiser sucht dich im gesamten Reich, es ist eine Frage der Zeit, wann er hier im Land sein Unwesen treiben wird." Er seufzte und zündete sich eine Zigarette an. Tao rümpfte unmerklich seine Nase. Er hasste den Geruch von Nikotin. ,,Steh hier nicht dumm rum. Geh auf dein Zimmer.", fuhr Taos Vater den Jungen an, der immer noch im Wohnzimmer stand. ,,Ja Vater." Tao drehte sich um und verschwand in seinem Zimmer.

Es war ein merkwürdiges Gefühl für Tao, der lange eingesperrt war, frei seine Zimmertür zu öffnen und gehen und kommen, wann er wollte.
Es war Luxus für ihn. ,,Tao, du wirst entdeckt, wenn du draußen bleibst!" Oder auch nicht. Tao warf sich auf sein Bett, das ihm unendlich hart vorkam. Im Palast war die Matraze aus teurem, weichem Material hergestellt. Der Junge seufzte. Er wünschte, er hätte damals auf seinen Vater gehört und in Korea geblieben. Dann könnte er jetzt in die Berge reiten und dort frei sein. Er müsste sich nicht verstecken. Wieder seufzte Tao. Am liebsten würde er die Zeit vordrehen, zu dem Zeitpunkt, wo er in Ruhe aus dem Reich fliehen könnte. Vielleicht ging er nach Amerika, dort war jeder frei und lebte, wie er wollte. Oder nach Europa, dort war auch sicher vor Wu Yifan. Jetzt durfte er sich wenigstens frei im Haus bewegen.

,,Vater, kann ich dir helfen?", fragte Tao, als er seinen Vater beim Kochen sah. Früher, als er kleiner war, durfte er immer das Gemüse klein schneiden und es hat ihm Spaß gemacht. Vielleicht lag es daran, weil er immer irgendwelche Muster und Figuren in das Gemüse reingeschnitzt hatte.
,,Ruh dich aus, die Flucht musste anstrengend für dich gewesen sein.", lehnte sein Vater ab und rührte in dem Topf. Tao seufzte leise, ehe er anfing, den Tisch zu decken. Er hatte sich genug ausgeruht, es kribbelte in seinen Fingern, etwas sinnvolles zu tun.
Sein Vater warf ihm einen Blick zu, den Tao nicht deuten konnte und schüttelte den Kopf.

,,Erzähl mal." Die beiden saßen am Esstisch, als Taos Vater aus dem Nichts die Frage stellte. Verwirrt schaute Tao ihn an. ,,Na, über deine Reise.", erklärte ihm sein Vater. Verstehend nickte Tao, ehe er anfing zu erzählen. ,,Es ist wirklich schön dort und die Menschen sind zum Großteil ganz nett.", meinte er. ,,Also musstest du niemanden umbringen?" Tao wollte gerade verneinen, als ihm ein Vorfall einfiel. ,,Da wollten welche ein Mädchen vergewaltigen. Außerdem waren sie selbst skrupellose Mörder und Verbrecher." ,,Dass du immer für die Gerechtigkeit kämpft.", sagte sein Vater kopfschüttelnd. Tao zuckte mit den Schultern und holte sich noch eine Portion. Er hatte das einfache Essen seines Vaters vermisst. ,,Ich habe noch neue Freunde gefunden.", erzählte Tao weiter. ,,Und ich hab Sehun im Palast getroffen." ,,Sehun? Im Palast?" Verwundert hob sein Vater eine Augenbraue hoch, während Tao nickte. ,,Was hat er dort zu suchen? Wie geht es ihm überhaupt? Ich habe schon so lange nichts von ihm gehört."
,,Ich weiß nicht, warum er dort war. Vielleicht arbeitet er dort. Im Palast sind viele junge Leute." Lisa fiel ihm ein und Tao musste traurig lächeln.
Wie erging es ihr? ,,Ihm ging es gut, schätze ich. Er wirklich groß geworden, fast so groß wie ich.", fuhr er fort. ,,Wirklich? Ich dachte, er würde klein bleiben." ,,Das dachte ich auch." Vater und Sohn lachten, ehe Tao mit seinen Erzählungen fortfuhr. ,,Ich habe im Palast ein Mädchen kennengelernt, Lalisa Manoban heißt sie." Tao zögerte kurz. ,,Ich habe mich in sie verliebt.", gab er schließlich zu, in der Hoffnung, dass seine Wangen nicht rot wurden. Sein Vater verschluckte sich an seinem Wasser und fing an zu husten. ,,Alles in Ordnung?" Besorgt klopfte Tao auf dessen Rücken, bis sein Vater sich etwas beruhigt hatte. ,,Ja.", meinte dieser dann und hustete noch einmal. ,,Wie hieß sie, hast du gesagt?" ,,Lalisa Manoban.", wiederholte Tao. ,,Ein schöner Name." ,,Sie ist auch wunderschön.", schwärmte Tao, ehe er verstummte. ,,Was ist los?", fragte seine Vater, als er die Trauer in den Augen seines Sohnes sah. ,,Ich habe ihr nichts von meiner Flucht erzählt. Sie wird sich von mir verraten fühlen. Ich hoffe, Lisa vergisst mich nicht." Taos Stimme wurde zum Ende hin leiser. ,,Hey." Sein Vater legte ihm eine Hamd auf seine Schulter. ,,Egal was passiert, das Schicksal hat es bestimmt und wir können nichts daran ändern." Er stand auf. ,,Räumst du bitte den Tisch ab?" Tao nickte nur, während sein Vater die Küche schnell verließ.

Wanted //Taoris//Where stories live. Discover now