Kapitel 4

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Tao wurde durch einen Gewicht auf seinen Körper aufgeweckt. Verschlafen öffnete er seine Augen. Ein circa fünfjähriges Mädchen saß auf ihm drauf und sah ihn mit großen Augen an. ,,Na?", lächelte Tao das Mädchen. Schüchtern zog das Mädchen ihren Mund zu einem Lächeln. ,,Wer bist du?", fragte sie leise. ,,Ich bin Tao.", antwortete Tao, ,,Und du bist wer?" ,,Ich bin Kim Meiming", sagte das Mädchen. Tao ging davon aus, das es Kais kleine Schwester war, von der er ihm gestern noch erzählt hatte. ,,Du hast so schöne und lange Haare.", schwärmte Meiming. Tao lächelte. ,,Dankeschön, du aber auch." Glücklich lachte Meiming auf und sprang von Tao runter. ,,Kai Gege hat gesagt, ich soll dich aufwecken.", sagte sie noch und lief aus dem Zimmer. Tao setzte sich auf. Draußen ging grade die Sonne auf. Ein Blick auf die Uhr sagte Tao, das es Zeit zum Aufstehen war. Langsam kletterte Tao aus dem gemütlichen Bett und machte sich auf in Richtung Bad.

,,Guten Morgen.", grüßte Tao. Kai murmelte irgendwas. Er war immer noch sehr müde, doch nach und nach munterte ihn der Kaffee auf. Tao selber mochte keinen Kaffee, er trank einen Tee. Xiao-Hui lief im Nachthemd geschäftig in der Küche hin und her und bereitete Proviant für die Fahrt in die Hauptstadt. Meiming tappte leise in die Küche und kletterte auf einen Stuhl neben Tao. Ihre Mutter stellte ihr ein Glas warmer Milch hin. ,,Trink das Schätzchen, und geh wieder schlafen.", sagte sie. ,,Aber Mama. Ich möchte mit Kai Gege und Tao Gege fahren.", wollte Meiming protestieren, doch der strenge Blick ihrer Mutter ließ sie gehorsam nicken.
Nach dem Frühstück packten Kai und Tao ihre Sachen in das Auto. Sie hatten vor, zu neunt ein paar Tage in der Hauptstadt zu verbringen. ,,Ich freue mich, wenn ich in Auto etwas schlafen kann.", meinte Kai und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Tao wollte etwas erwidern, als ein Schrei seine Aufmerksamkeit erhielt. Es war eindeutig ein verzweifelter, hilfloser Schrei eines Mädchen. Tao ließ sofort seine Tasche fallen. ,,Ich komm sofort.", schaffte er noch Kai zu sagen und rannte in die Richtung, wo die Schreie herkamen.
Tao konnte sehr schnell rennen. Es dauerte nicht lange, und er war am Ziel. So um die sechs Männer hielten ein Mädchen am Boden fest, während ein siebter ihr versuchte, die Hose runterzuziehen. Tao blieb nicht stehen. ,,Hey!", rief er in Rennen. Sofort schauten die Männer auf. ,,Das ist doch der Junge, der den Unbesiegbaren besiegt hat.", raunte ein Mann den anderen zu. ,,Gegen sieben ausgewachsene Männer kommt er nicht an. Auf ihn!" Sofort sprangen die Männer auf und stürzten sich auf Tao. Zwei blieben bei dem Mädchen zurück. Tao konnte nicht nur mit dem Schwert kämpfen. Auch ohne Waffen schaffte er es, die vier Männer mit gebrochenen Genicken auf den Boden zu zwingen. Dann wandte er sich den anderen zwei um. ,,Lasst sie los, sonst geschieht euch dasselbe wie euren Kameraden.", drohte er. Einer der Männner zog ein langes Messer hervor und hielt es dem Mädchen an den Hals. Diese sah Tao geschockt an. Ihr Blick schrie um Hilfe. ,,Ich hab es euch schon einmal gesagt, und ich werde es kein drittes mal wiederholen. Lasst das Mädchen los!" Langsam schritt Tao auf sie zu. Der Mann drückte das Messer etwas fester zu. Blut begann runterzutröpfeln. ,,Bleib stehen, sonst ist sie tot.", rief er. Tao blieb stehen. ,,Und jetzt verschwinde!" Tao lächelte spöttisch. ,,Du lässt mir keine andere Wahl.", sagte er leise. Die zwei Männer konnten nicht schnell genug gucken, geschweige sich zu bewegen, da hatte Tao schon sein Schwert in der Hand und die Männer stark verwundet. Er riss das Mädchen an sich und zog sie hinter seinen Rücken. ,,Ich hab euch gewarnt.", sagte er zu den Männern, die mit schmerzverzerrten Gesichtern auf den Boden lagen und langsam verbluteten. ,,Du Bastard!", brüllte hinter ihnen jemand auf. Schnell drehte sich Tao um und wirbelte rechtzeitig mit dem Mädchen herum. Der siebte Mann, der auch der Anführer war, schlug mit einem riesigen Säbel nach ihnen. ,,Erst kommst du als ein Ausländer, dann besiegst du meinen Bruder, dann raubst du mir meinen Spaß, dann tötest du meine Leute, die eine der stärksten Gruppen in der Stadt sind. Willst du etwa sterben?!" Der Mann war sehr wütend, aber trotzdem noch klar im Kopf, und das merkte Tao. Mit solchen Gegner war es schwieriger zu kämpfen. Er sagte jedoch nichts, sondern wich den Säbelschlägen immer aus, darauf achtend, dass das Mädchen nicht verletzt wurde. Der Mann blieb stehen. ,,Kämpfe wie ein Mann mit mir. Wenn du verlierst, töte ich dich und bekomm das Mädchen.", forderte er. ,,Sei dein Wunsch erfüllt." Tao zog sein Schwert und begab sich in Kampfposition. Ihm fiel eine Ähnlichkeit auf, die der Mann und der Unbesiegbare hatten. Nämlich mitten in Kampf stehen zu bleiben, den Gegner versuchen mit den Worten zu überlisten und dann die Kampftechnik zu ändern. Der Kampf dauerte nicht lange, und der Anführer der kriminellen Gruppe lag röchelnd am Boden, der Säbel lag in zwei Teilen neben ihm. ,,Du wolltest Tod haben, du hast den Tod bekommen.", sprach Tao zu ihm und drehte sich um. Das Mädchen sah ihn ängstlich an. ,,Willst du mich auch töten?", fragte sie, denn sie sah das erste mal einen Menschen, der ohne Zurückhaltung jemanden tötete. Tao schüttelte den Kopf. ,,Nein, will ich nicht.", antwortete er. ,,Aber ich habe eine Bitte. Verrate niemanden, was du gesehen hast. Ich möchte nämlich ungern im Gefängnis landen." Tao grinste das Mädchen schief an. Das Mädchen umarmte ihn plötzlich. ,,Danke, danke.", flüsterte sie und fing an zu weinen. ,,Hey, nicht weinen. Schlechte Menschen kriegen immer ihre Strafe. Und jetzt komm, ich bring dich nach Hause."

Kai erwartete Tao bereits ungeduldig und besorgt neben den Auto. ,,Tao, du lebst noch!", rief er erleichtert aus. ,,Was ist passiert?" Tao erzählte es ihm. ,,Was hast du mit den Idioten gemacht?", fragte Kai. Unauffällig strich Tao mit den Finger über seinen Hals und stieg ins Auge. Doch Kai hatte schon verstanden, was Tao mit dieser kleinen Geste meinte. Mit schockierten Augen kletterte er neben Tao ins Auto. ,,Jetzt in Ernst?", fragte er leise, damit der Fahrer nichts hörte. Tao nickte und hielt sich warnend ein Finger vor dem Mund. Kai nickte verstehend.

Die Fahrt zur Hauptstadt ging schnell um. Die Jungs unterhielten sich über belanglose Themen, rissen mehr oder weniger gute Witze und veranstalten ein Singwettbewerb, wo Kyungsoo mit Mühe und Not als Gewinner ausging. Schließlich erreichten sie auch das Hotel, in dem sie einige Tage verbringen würden. Auf den Straßen herrschte großer Verkehr. Menschen liefen aufgeregt hin und her und Autos hupten laut. ,,Hier ist ja noch mehr los als in eurer Stadt.", staunte Tao. ,,Der Kaiser wird die Spiele besuchen. Deswegen ist jeder draußen.", erklärte Minseok. ,,Wow.", machte Tao. Er wusste, dass diese Spiele sehr beliebt waren. Aber das der Kaiser sie auch anschaute, hatte er nicht erwartet. ,,Na los, kommt rein. Hier wirds mir zu eng.", drängte Joonmyeon. Brav folgten alle dem Ältesten in das Hotel.

Es war Mittag, als die Spiele offiziell starteten. Staunend saß Tao in einer der mittleren Reihen und betrachtete das große Feld, wo die Kämpfer auftreten würden. Die Zuschauer wurden immer lauter. Tao versuchte aus den Geschreien rauszuhören, was jetzt passierte. ,,Unser Kaiser kommt!", rief Baekhyun auf einmal erfreut aus und stand auf. Tao stand auch etwas zögerlich auf, als seine Freunde und die Zuschauer sich ebenfalls aufrichteten.

Wu Yifan hatte mit seinen Drachenkämpfern sehr viele Länder erobert. Auch Korea gehörte dazu. Allerdings war Korea ein sehr starkes Land, weshalb der Kaiser lange brauchte, bis das Land schließlich in seinem Besitz war. Aus Rache, weil Korea nicht einfach aufgeben wollte, ließ der Kaiser das Land unfruchtbar zurück. An den Plätzen, wo früher viele schöne Pflanzen blühten, waren stattdessen Wüsten mit kargen Gewächs, welches man als Unkraut schimpfte. Die Berge, die früher voller frischer Wälder bedeckt waren, reckten dunkel und drohend in den Himmel, verborgen voller Gefahren. Selbst die Städte, die sich früher an der Begeisterung vieler Touristen erfreuten, fielen langsam zurück. Die Menschen liefen mit ungemütlichen Launen auf der Straße rum, nirgends hörte man ein Kind fröhlich auflachen, nur das Fluchen und Schimpfen schallte durch die Gegend. Taos Vater hasste den Kaiser. Ständig redete er ihn schlecht, und fluchte über ihn, wann immer er auch konnte. Und so entwickelte sich die Verachtung dem Kaiser gegenüber auch in Taos Herzen.  ,,Lang lebe der Kaiser!", schrie die Menge. Tao schwieg. Sein Blick war an die große Tür gerichtet, wo jeden Moment der Kaiser heraustreten würde.

Wanted //Taoris//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt