Kapitel 16

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,,Sucht Lee Zitao!" Das Brüllen des Kaisers erweckte das Leben in den Wachen, die vor der Tür standen. ,,Ja, eure Majestät.", verbeugten sich die Wachen sofort und liefen los, weitere Soldaten alamierend.

,,Er kann nicht weit gekommen sein.", sagte Namjoon zu Seokjin und rieb sich das Kinn. ,,Mit dem Auto kann er selber nicht fahren, und mit jemanden zu fahren wäre zu riskant. Die Person würde sich nicht gegen den Kaiser stellen wollen.", ergänzte Yoongi. ,,Also ist er zu Fuß unterwegs." Namjoon seufzte. ,,Lasst einen zwanzig Kilometer großen Umkreis absuchen, weiter kann der Junge nicht gekommen sein." Die anderen Generäle nickten zustimmend. Jungkook und Taehyung sprangen auf. ,,Wir geben unseren Truppen Bescheid.", sagten sie. ,,Das müsste reichen." Hoseok nickte. ,,Hat dieser Zitao Waffen mit?", fragte auf einmal Jimin, der bisher nur still da saß und zuhörte. ,,Hat nicht Wu Yifan sein Schwert beschlagnahmt?", fragte sich Namjoon, worauf sechs Köpfe ihm zunickten. ,,Aber ich möchte den Jungen nicht unterschätzen. Er kann an sein Schwert kommen, wenn er diesen unbedingt braucht.", warf Jimin ein. Namjoon seufzte erneut. ,,Schickt eure Truppen los. Ich rede mit dem Kaiser.", wandte er sich an Jungkook und Taehyung. ,,Und notfalls schicken wir unsere Leute auch los."

Namjoon brauchte sich nicht selber an den Kaiser zu wenden, denn Yifan rief ihn selber an und war komplett außer sich. ,,Namjoon, das Schwert ist verschwunden!" Namjoon keuchte auf. ,,Jimin hatte es schon vermutet, wir wollten ihm nicht glauben.", murmelte er geschockt. ,,Er kann das Schwert nicht genommen haben." Wu Yifans Stimme zitterte. ,,Es war in meinem Zimmer versteckt, und Zitao war ständig eingesperrt." ,,Wer war für Zitao zuständig?", fragte Namjoon. ,,Lalisa Manoban. Die Tochter von..." Wu Yifan verstummte. Namjoon verstand ihn aber auch so. Der Tod von dem Mann, den Yifan mehr als seinen Vater sah, war sehr erschütterlich gewesen. Darüber zu reden riss alte Wunden auf, der Mord an Huang Baohu Zhe und seiner Familie war eine grauenvolle Tat gewesen und der Mörder war bis heute immer noch nicht gefasst. Um es der überlebenden Tochter Baohu Zhes nicht schwer zu machen, wurde Lalisa von Wu Yifan im Palast als Dienstmädchen aufgenommen, anstatt wie jedes Waisenkind in ein Heim geschickt zu werden.

,,Ich werde sie ausfragen.", meinte Namjoon. ,,Vielleicht weiß sie etwas." Yifan murmelte etwas, was nach einer Zustimmung klang und legte dann auf. Namjoon rieb sich etwas gestresst die Schläfen und stand dann auf. Er musste Lalisa finden.

Lisa war inzwischen wieder in ihrem Zimmer. Immer noch müde vom ganzen Weinen und nach dem Besuch beim Kaiser legte sie sich wieder hin, in der Hoffnung einzuschlafen und beim Aufwachen wäre alles wieder gut. Doch scheinbar wollte das Schicksal nicht, dass sie Ruhe fand, denn ein erneutes Klopfen ließ sie wieder aufstehen. ,,Kim Namjoon?", fragend blickte Lisa zu dem Hauptgeneral der Drachenarmee auf. ,,Ich hab ein paar Fragen an dich.", sagte Namjoon. Lisa trat zur Seite und ließ ihn rein.

,,Du warst für Zitao zuständig?", lautete die erste Frage. Lisa nickte. ,,Hatte er etwas über eine Flucht erwähnt?" Lisa schüttelte den Kopf. ,,Nein. Er hat nur öfter erwähnt, wie sehr er den Kaiser hasste." Namjoon nickte. ,,Dann war es wohl der Grund, warum er geflohen ist.", murmelte er. Lisa blieb stumm. ,,Lalisa, wir vermuten, dass Zitao bei der Flucht seinen Schwert mitgenommen hat. Es ist nämlich verschwunden." ,,Sein Schwert?" Eine schreckliche Ahnung kam in Lisa auf. Hatte Tao etwa schon damals alles geplant? Hatte er Lisa nur benutzt, um an die Freiheit zu gelangen? ,,Weißt du etwas davon?", fragte Namjoon, der Lisa aufmerksam beobachtet hatte. ,,I-ich..", stotterte Lisa, verstummte dann aber. An den einem Tag war Tao nicht im Palast gewesen, wie ist er dann an das Schwert gekommen? ,,Lalisa. Wir sind hier alleine. Alles, was du hier erzählst, werde ich nicht weitersagen. Ich verspreche es." In dem Augenblick erinnerte Namjoon Lisa an ihren großen Bruder. Dieselbe Fürsorglichkeit, dieselbe Sanftheit. Lisa spürte, dass sie Namjoon vertrauen durfte, obwohl dieser der beste Freund des Kaisers war. Und sie erzählte Namjoon alles. Von der ersten Begegnung, von ihrer Liebe zu ihm, von Taos Hass auf den Kaiser, von ihren und Taos Kuss, von dem Tag, als sie Tao einen Tag Freiheit geschenkt hatte und davon, wie sie das Zimmer leer aufgefunden hatte. Namjoon hörte aufmerksam zu und unterbrach Lisa kein einziges mal. Als Lisa fertig war, reichte er ihr ein Taschentuch, denn das Mädchen hatte während des Erzählens angefangen zu weinen. ,,Du hast ein gutes Herz.", meinte Namjoon, als Lisa sich etwas beruhigt hatte. ,,Aber du bist trotzdem loyal zum Kaiser geblieben, obwohl du Zitao so sehr liebst." Lisa nickte leicht. ,,Er hat schon relativ viel für mich getan, es wäre undankbar, ihn zu hintergehen-" Lisa stockte. Allein dass sie ihre Liebe zu Tao zugelassen hat, war schon ein riesiges Hintergehen an Wu Yifan. ,,Hey, du warst nicht an der Flucht beteiligt, mehr braucht der Kaiser nicht zu wissen. Und das mit dem Schwert" Namjoon seufzte. ,,Ich vermute, Zitao hatte jemanden hier im Palast, der ihm bei der Flucht geholfen hatte. Jemand, der sich frei im Palast bewegen kann, ohne auffällig zu werden." ,,Es könnte jeder sein.", murmelte Lisa. ,,Die Hausmädchen, und -jungen, die Arbeiter, die wegen den Hochzeitsvorbereitungen hier waren, die Wachen, der Prinz-" Hastig schlug sich Lisa die Hand vor den Mund. ,,Es tut mir leid.", flüsterte sie. ,,Alles gut.", meinte Namjoon. ,,Jeder kann unter Verdacht stehen. Auch der Prinz. Vor allem war das Schwert nicht sicher weggeschlossen, sondern befand sich im Zimmer des Kaisers. Die Frage ist jetzt, wer würde es wagen, sich gegen den Kaiser zu stellen?"

Wanted //Taoris//Where stories live. Discover now