Kapitel 4

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Kajas POV

„I've been told, I've been told
to get you off my mind.
But I hope I never lose the bruises
that you left behind."
Lewis Capaldi - Bruises

Seufzend trank ich einen großen Schluck aus meinem Wasserglas, während ich durch das Skript zu meiner nächsten Anatomie-Vorlesung scrollte und mir schon einmal ein paar Notizen machte. Ich hatte heute nur zwei Vorlesungen gehabt, weshalb ich die gewonnene Zeit ein wenig zur Vorbereitung nutzen wollte. Auch wenn heute mal wieder so ein Tag war, den man eigentlich auch hätte in die Tonne hauen können. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die Sonne fröhlich vom Himmel strahlte und ich somit in einem T-Shirt und einer kurzen Hose draußen auf der Terasse sitzen konnte, während Balou auf dem Rasen lag und auf einem Kauknochen herum kaute. Es war mittlerweile Anfang Juni und normalerweise würde ich allein durch das sommerliche Wetter schon gute Laune haben. Doch seit dem Gespräch mit Kai und Sophia vor zwei Wochen hatten mich meine altbekannten Schlafprobleme wieder eingeholt und so schleppte ich mich seitdem eher schlecht als recht durch den Alltag mit einem jungen Hund und der Uni. Ich liebte Balou wirklich, doch er verlangte mir momentan ganz schön was ab, was wohl ganz klar an dem Schlafmangel und meiner generellen schlechten Laune lag. Erst gestern hatte er sich einen meiner neuen Sneaker geschnappt und ordentlich auf diesem herum gekaut, während ich unter der Dusche stand. Er fand es natürlich nur allzu witzig mit meinem Schuh vor mir weg zu laufen, was mir ja tatsächlich ein kleines Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte. Zumindest bis ich das Ausmaß des Schadens gesehen hatte. Doch Sophia hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen mir direkt das Geld für ein neues Paar via Paypal zukommen zu lassen nachdem ich ihr davon berichtet hatte.

Ich hatte mich gerade bis zur dritten Seite vorgearbeitet, als plötzlich das Klingeln der Haustür ertönte, was Balou aufgeregt bellend zu dieser rennen ließ, ehe ich mich schwerfällig von meinem Stuhl erhob. Beinahe traurig verließ ich meinen Platz in der Sonne, um dem ungebetenen Gast die Tür zu öffnen. Als ich jedoch eine mir nur allzu bekannte Gestalt vor mir erkennen konnte, verzogen sich meine Lippen schon fast wie von selbst zu einem erfreuten Lächeln. Allerdings musste ich mir ein erschrockenes Quietschen unterdrücken, als ich im Augenwinkel ein rotbraunes Etwas an mir vorbei huschen und mit Balou im Garten verschwinden sah. Ich brauchte einen kleinen Moment, bis ich realisierte, dass es sich hierbei um Nala handelte, die sich sofort den kleinen Wirbelwind geschnappt hatte, um mit ihm zu spielen. „Was macht ihr denn hier?", platzte es aus mir heraus, während ich Jannis dabei beobachtete, wie er sich langsam an mir vorbei in die Wohnung schob. Ich hatte nichts gegen diesen Überraschungsbesuch einzuwenden, doch ein wenig überrumpelte er mich schon damit. „Ich dachte mir ich komme mal vorbei und schaue nach euch beiden", verriet er mir direkt und ich spürte, wie sich tief in mir drinnen ein wohliges Gefühl ausbreitete. Es war kein Geheimnis, dass ich mich seit der Abreise von Kai und Sophia beinahe hier verbarrikadiert hatte, da ich einfach ein bisschen Zeit für mich brauchte. Doch umso glücklicher war ich über Jannis' Überraschungsbesuch. „Du hättest dich doch ankündigen können, dann hätte ich uns etwas gekocht oder so", sagte ich lächelnd, nachdem wir uns voneinander gelöst und die Wohnung betreten hatten. Doch Jannis besah mich nur mit einem skeptischen Gesichtsausdruck, was mich auf die Innenseite meiner Wange beißen ließ. „Machen wir uns mal nichts vor, Kaja. Wenn ich dich gefragt hätte, hättest du ohnehin nein gesagt", gab er neutral von sich und ich wusste, dass er diese Aussage keineswegs wertend meinte. Er hatte allerdings auch nicht unrecht mit dieser Annahme, da ich noch immer nicht wollte, dass unsere Freundschaft zwischen den Brüdern stand. „Du weißt, dass es nur wegen Julian gewesen wäre. Ich möchte nicht, dass er sich schlecht fühlt, weil ich mich mit dir treffe", gab ich leise zu und Jannis legte mir brüderlich einen Arm um die Schultern, um mich an sich heran zu ziehen. „Ich weiß doch. Aber mach dir keine Sorgen. Julian kommt damit zurecht", versuchte er mir Mut zu machen, was die Denkerfalte zwischen meinen Augen wenigstens etwas glättete.

All I Love (Julian Brandt)Where stories live. Discover now