Kapitel 12

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Kajas POV

„But all that was going through my brain.
Was your hands around my waist.
You know how to do it so well"
Tate McRae - Feel like shit


Lächelnd beobachtete ich Balou dabei, wie er seinen Ball im Flur neben meinen Schuhen ablegte und sich hechelnd in seinem Körbchen im Flur fallen ließ. Er schien wirklich kaputt zu sein, doch ich wusste, dass er sehr viel Spaß im Park gehabt hatte. Wir waren gerade eineinhalb Stunden zusammen spazieren gewesen, da Sophia heute Vormittag noch etwas am Laptop zu erledigen hatte und ich vermeiden wollte, dass der kleine Rabauke sie störte. Außerdem war auch heute wieder schönes Wetter in London und die Bewegung an der frischen Luft lenkte mich von meinem Gefühlschaos ab. Gestern Abend hatte niemand mehr versucht Kontakt mit mir aufzunehmen und so hatte ich still vor mich hin geweint, bis ich irgendwann endlich einschlafen konnte. Die Erholung war mir jedoch nicht lange vergönnt, denn bereits nach zwei Stunden schreckte ich aus einem sehr seltsamen Traum auf. Es war wie ein Flashback zum Tag meines Unfalls, doch dieses Mal verlor ich das Kind nicht, sondern Julian und ich erfuhren so, dass wir Eltern werden würden. Allein der Gedanke an diesen Traum löste wieder die selbe Gänsehaut auf meinem Körper aus wie auch schon vergangene Nacht und ich schloss für einen Moment meine Augen, um tief die Luft in meine Lungen aufzusaugen, als ich einen tiefen Atemzug nahm.

Ich sammelte mich noch einen kleinen Augenblick, ehe ich aus meinen Turnschuhen schlüpfte und sie ordentlich neben Sophias auf der Fußmatte drapierte, bevor ich in die Küche ging. Meine beste Freundin saß noch immer mit ihren Kopfhörern an ihrem Laptop am Küchentisch und lächelte mich nur kurz an, als ich an die Arbeitsplatte heran trat, um mir einen Kaffee zu machen. Fragend hob ich eine Tasse und sah in Sophias Richtung, die nur lächelnd einen Daumen nach oben zeigte und ich machte mich daran die Maschine zu bedienen.

Als ich mich mit beiden Tassen in der Hand zu ihr gesellte und ihr eine davon reichte, zog sich Sophia ihre Kopfhörer aus den Ohren und klappte ihren Computer seufzend zu. „War es so anstrengend?", fragte ich neckend und sie nickte mit einem leidenden Gesichtsausdruck, der mich leicht schmunzeln ließ, ehe sie mit ihrem Löffel in ihrem Kaffee herum rührte. Für einen Augenblick schien sie zu überlegen, doch dann fand sie mit einem Mal doch die richtigen Worte. „Können wir jetzt eigentlich mal darüber reden was gestern Abend hier in der Küche passiert ist?", fragte sie unverblümt und ich spürte, wie sich mein Körper automatisch anspannte und ich verschluckte mich fast an meinem Kaffee. „Soph, ich...", setzte ich an, doch meine beste Freundin unterbrach mich direkt. „Komm schon. Laut Timo muss das ja ne ganz schön wilde Knutscherei zwischen euch beiden gewesen sein. Willst du mir nicht sagen wie sich Julian dann die Ohrfeige verdient hat? Und wieso ihr euch danach nicht einmal mehr in die Augen schauen konntet?", plapperte sie weiter drauf los und ich wich ihren fragenden Blicken aus, um die Mauer um mich herum weiter hoch zu ziehen. „Ich will da jetzt nicht drüber sprechen. Es geht nicht. Ich bin noch nicht so weit", versuchte ich ihr verständlich zu machen und sie brummte leise in ihre Tasse, während sie einen Schluck daraus trank. Gerade, als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, fiel die Haustür laut ins Schloss und man konnte wildes Gewusel aus dem Flur hören, bis Kais Trainingstasche mit einem lauten Knall auf den Fliesen aufschlug. Seine braunen Locken waren noch feucht und sein Gesicht zierte ein fröhliches Grinsen, als er auf uns zu kam.

„Na ihr zwei!?", gab er lächelnd von sich, ehe er Sophia einen Kuss auf die Lippen drückte und sich dann einen Apfel aus der Obstschale auf dem Tisch schnappte, bevor er sich neben seiner Freundin auf den freien Stuhl fallen ließ und beherzt in das Obst biss. „Wie war das Training?", fragte diese ihn und ich war ganz froh, dass ich nun nicht mehr so in ihrem Fokus lag. Das war der Vorteil, dass Sophia nach all den Jahren noch immer total verknallt in Kai war. Sobald er den Raum betrat, hatte sie nur Augen für ihn. Erleichtert zog ich meine Kaffeetasse näher an mich heran und umschlang sie mit meinen Fingern, während ich die Wärme genoss, die sich dadurch in meinen Handflächen ausbreitete. Kai kaute ganz in Ruhe auf, ehe er nach Sophias Tasse griff und einen kleinen Schluck daraus trank, bis er angewidert das Gesicht verzog. Kai war kein richtiger Kaffeetrinker und dazu konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, dass die Kombination aus dem Bohnengetränk und dem Apfel sonderlich gut schmeckte. „Bah. Das ist so widerlich", gab er angeekelt von sich und ich musste mir leicht auf die Unterlippe beißen, um ihm keinen besserwisserischen Spruch an den Kopf zu knallen. „Also das Training lief sehr gut. Thomas war heute sehr zufrieden mit uns", gab er seine verspätete Antwort auf Sophias Frage, ehe er sich erhob und kurz zum Kühlschrank ging, um sich eine Flasche Wasser zu holen.

All I Love (Julian Brandt)Where stories live. Discover now