Kapitel 13

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Kajas POV

„The world is on fire and no one could save me but you.


Strange what desire will make foolish people do.


I never dreamed that I'd love somebody like you.


And i never dreamed that I'd lose somebody like you."


Chris Isaak - Wicked Game



Angespannt saß ich noch immer neben Sophia auf dem hellgrauen Sofa im Wohnzimmer der Lenos und während sich um mich herum alle ihren Unterhaltungen widmeten, war ich zu nichts Anderem in der Lage, als mein Sektglas gedankenverloren in meinen Fingern hin und her zu drehen. Ich konnte es nicht fassen, dass ich tatsächlich so naiv war und mich auf diese Sache hier eingelassen hatte. Schließlich hätte mir doch klar sein müssen, dass Julian auch hier auftauchen würde, wenn er schon einmal in London war. Es war schließlich kein Geheimnis, dass er und Bernd sich sehr gut verstanden. Doch ehe ich weiter darüber nachdenken und mich selbst stumm rügen konnte, spürte ich Sophias Hand auf meinem Knie, was mich wieder ins Hier und Jetzt zurück holte. Mein Kopf schoss automatisch in die Höhe und ich begegnete ihrem mitleidigen Blick, als sie zaghaft in Richtung der Wohnzimmertür nickte. Ich folgte der Bewegung und stockte direkt, als ich ihn im Türrahmen entdeckte. Julian stand mit perfekt gestylten Haaren im Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer und ließ seinen Blick durch die Menge gleiten, bis er mich erfasste. Seine Augen wanderten einmal über meinen Körper und ich verspürte dieses leichte Gefühl von Genugtuung, als ich erkannte wie er schwer schluckte. In diesem Moment war ich Sophia wirklich dankbar für das geliehene Kleid, denn so konnte Julian wenigstens ganz genau erkennen, was ihm eigentlich entgangen war. Doch auch meine Augen scannten wie von selbst den großen Körper meines Exfreundes ab, der es sich ebenfalls nicht nehmen lassen hatte sich heraus zu putzen. Seine langen trainierten Beine steckten in einer schwarzen, löchrigen Skinny-Jeans und er kombinierte ein schwarzes kurzärmliges Hemd mit einem weißen T-Shirt. Um seinen Hals hing die lange Kette mit dem Ring und mein Blick haftete wie von selbst an dem schmalen Lederarmband, welches um sein linkes Handgelenk baumelte. Er trug mein Weihnachtsgeschenk also noch immer.



Mit einem leisen Räuspern führte ich mein Sektglas an meine Lippen und leerte es in einem Zug, ohne den Augenkontakt zu Julian zu unterbrechen. Ich würde vor ihm sicherlich keine Schwäche zeigen jetzt. Nicht nachdem ich ihm gestern erst eine ordentliche Ohrfeige verpasst hatte. Nachdem ich mein Glas auf dem Glastisch vor mir abgestellt hatte, unterbrach ich nun doch den Blickkontakt zu meinem Exfreund und wandte mich Sophia zu, die mich mit Argusaugen beim Aufstehen beobachtete. „Wo willst du hin?", fragte sie und ich zuckte betont locker mit den Schultern, um mir mein Gefühlschaos nicht anmerken zu lassen. Sicher trug der eine Sekt auch schon sein Übriges dazu bei, dass ich mich so verhalten konnte. Denn tief in meinem Inneren schrie alles nach Flucht. Da ich jedoch kein eigenes Auto hier hatte, kam dies nicht in Frage, weshalb ich mich für die nächstbeste Möglichkeit entschied, die mir in den Sinn kam. „Wenn du willst, dass ich hier bleibe, dann brauche ich definitiv einen neuen Drink", sagte ich und machte mir gar nicht erst die Mühe die Worte leise auszusprechen. Sophia sah für den Bruchteil einer Sekunde so aus als würde sie irgendetwas darauf erwidern wollen, doch da sie meinen Dickkopf bereits allzu gut kannte, enschied sie sich dagegen und stoß nur seufzend die Luft aus. „Soll ich mitkommen?", bot sie an, doch ich schüttelte nur entschlossen den Kopf. „Ich schaffe das schon alleine", sagte ich lächelnd, ehe ich mich umdrehte und mir wirklich allergrößte Mühe gab auf diesen mörderischen Schuhen eine gute Figur zu machen.



Entschlossen bewegte ich mich auf die Tür zur Küche zu, wo Julian noch immer im Türrahmen stand und mich genauestens dabei beobachtete, wie ich auf ihn zu kam. Doch ich hatte gerade weder Nerven noch Lust mit ihm zu sprechen, weshalb ich mich mit dem größtmöglichen Abstand an ihm vorbei schob - zumindest war das mein Plan gewesen, denn schneller als ich reagieren konnte schlossen sich lange Finger um mein Handgelenk und stoppten mich so für einen Augenblick. Sofort strömte mir der bekannte Duft nach Julians Parfüm in die Nase und ich konnte deutlich erkennen, wie er mich musterte, ehe er es schaffte mir in die Augen zu sehen. Dieses bekannte Glitzern in seiner blauen Iris bohrte sich tief in meine und ich registrierte, wie er mit seiner Zunge seine volle Unterlippe befeuchtete. Ich erkannte, wie er tief Luft holte, um etwas zu sagen. Doch ehe er ein Wort über die Lippen brachte, versuchte ich ihm auch schon meinen Arm zu entziehen. Ich wollte jetzt wirklich nicht mit ihm sprechen und mir den Abend noch mehr versauen lassen, als es sein simples Auftreten ohnehin schon tat. Denn am liebsten würde ich Julian nicht mehr unter die Augen treten. Seine Finger bohrten sich beinahe schmerzhaft in meine Haut und ich zischte leise, bis er mich nach einem letzten tiefen Blick in meine Augen schließlich seufzend frei gab und ich mit schnellen Schritten die Küche betrat.

All I Love (Julian Brandt)Where stories live. Discover now