Kapitel 14

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Kajas POV

I look and stare so deep in your eyes.


I touch on you more and more every time."


Beyoncé - Crazy in love



Grob entzog ich Julian meinen Arm und da er gerade wild auf dem Display seines Smartphones herum tippte, konnte ich den Überraschungsmoment nutzen und mich aus seinem Klammergriff befreien. Jedoch hatte ich nicht so wirklich damit gerechnet bereits so wacklig auf den Beinen zu sein. Der Alkohol war mir wirklich zu Kopf gestiegen und ich ärgerte mich selbst darüber so viel getrunken zu haben. Doch seine pure Anwesenheit machte es mir wirklich nicht leicht mich im Griff zu haben. Alleine diese blauen Augen, mit denen er mich auch jetzt wieder fixierte, brachten mich um den Verstand und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um ihm nicht doch zu verfallen. „Was sollte das?", gab ich motzend von mir und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust, während ich mich auf einen festen Stand konzentrierte. Meine Stimme klang leicht lallend, was Julian skeptisch eine Augenbraue in die Höhe ziehen ließ, als er endlich zu mir aufsah und sich sein iPhone konzentriert ans Ohr hielt. Es wurmte mich, dass er sich offenbar zur Mission gemacht hatte meine Proteste zu ignorieren. Auch wenn er in einem wesentlich weniger desolaten Zustand war als ich, konnte ich ihm dennoch ansehen, dass auch er Einiges intus haben musste. Seine blauen Augen waren leicht blutunterlaufen und seine Nasenspitze hatte diese leicht rote Färbung, die sie nur bekam, wenn er etwas getrunken hatte oder erkältet war. Da ich Letzteres jedoch ausschließen konnte, ging ich also davon aus, dass er ebenfalls alkoholisiert war.



Ich bekam nicht mit, mit wem Julian da telefoniert hatte, doch als er aufgelegt hatte, ließ er mich wissen, dass das Taxi in wenigen Minuten eintreffen würde. Automatisch schlang ich seine Sweatjacke enger um meinen Körper, als mich erneut ein kalter Windzug streifte und ich vernahm aus dem Augenwinkel wie der Blonde etwas näher an mich heran trat. Für einen Augenblick schien er selbst etwas unsicher zu sein, doch die Tatsache, dass ich nicht sofort auf Abwehrhaltung ging, schien ihn ein wenig zu ermutigen, denn es dauerte nur wenige Sekunden, bis ich seinen schweren Arm spürte, der sich um meine Schultern schlang. Die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, ließ mir sofort einen angenehmen Schauer über den Körper wandern und ich presste meine Lippen fest aufeinander, um nicht wohlig zu seufzen. Julian entging meine Reaktion auf die plötzliche Nähe natürlich nicht, doch er verkniff sich jeglichen Kommentar wofür ich ihm nur allzu dankbar war. „Gib doch endlich auf und hör auf dich so aufzuspielen", gab ich leise motzend von mir, doch brachte es nicht übers Herz mich aus seiner Umarmung zu lösen. Sein starker Körper fühlte sich viel zu gut neben mir an und noch dazu spendete er so viel Wärme, die ich gerade wirklich dringend gebrauchen konnte. Ich hatte viel zu lange mit Mason in der Kälte gesessen. Ich stockte kurz, als ich Julians Atem an meinem Ohr spüren konnte, als er sich plötzlich zu mir herüber beugte. „Ich gebe erst auf, wenn du mir endlich zugehört hast, Kaja", raunte er mir leise ins Ohr und die Tatsache, dass seine Lippen dabei die Haut an meinem Ohr streiften, löste eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein schwarzes Fahrzeug um die Ecke bog und vor uns zum Stehen kam. Ganz der Gentleman öffnete Julian die hintere Tür und hielt sie mir auffordernd auf, nachdem er sich von mir gelöst hatte.



Für einen Augenblick sah ich herausfordernd zu ihm auf und registrierte, wie er leicht mit den Augen rollte. „Jetzt komm schon. Du solltest wirklich ins Bett", gab Julian fordernd von sich und da ich auf eine Diskussion mit ihm hier wirklich verzichten konnte, fasste ich mir seufzend ein Herz und stieg ein. Julian rutschte nach mir auf die Rückbank und zwang mich so dazu durchzurutschen, was sich mit den High Heels als ziemlich schwierig gestaltete, weshalb ich mich kurzerhand dazu entschied in der Mitte der Sitzreihe zu verharren. Ich hatte jeweils einen Fuß in den Fußräumen rechts und links von mir platziert und merkte nur allzu deutlich den rauen Stoff von Julians Jeans an meinem rechten Bein, als er sich leicht nach vorn beugte und dem Taxifahrer eine Adresse nannte, die ich jedoch nicht richtig verstand. Julians Englisch war schon immer eher ein schlechtes Nuscheln als eine deutliche Aussprache und deshalb tat ich mich oftmals schwer damit ihn zu verstehen. Der Taxifahrer nickte nur und tippte auf seinem Navigationsgerät herum, während ich verzweifelt versuchte mich anzuschnallen. Gerade, als ich den Gurt unter meinem Hintern zu greifen bekam, nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war, der ein unsanfter Griff an meinem linken Oberschenkel folgte. Ehe ich mich versah, hatte Julian auch mein linkes Bein zu sich nach rechts gezogen, so dass nun meine beiden Füßen neben seinen im Fußraum standen. Sein Arm schlang sich fest um meine Taille und ich spannte mich automatisch an, was der Blonde neben mir natürlich zu bemerken schien. Doch er ignorierte es gekonnt und zog mich enger an sich heran. „Julian, was...", setzte ich zum Protest an, doch ich schluckte die letzten Worte wieder herunter, als mich sein Atem an meinem Hals traf. „Willst du einen weiteren lüsternen Blick unter dein Kleid kassieren oder hälst du es jetzt einfach aus so nah bei mir zu sitzen?", raunte er mir leise zu und ich brauchte einen Moment, um zu verstehen was er meinte. „Du meinst er...?", platzte es erschrocken aus mir heraus . Ich sah kurz angewidert in den Rückspiegel, wo ich dem Blick des Taxifahrers begegnete, der mich gierig anblickte und ich presste mich automatisch näher an Julian heran, der dies ohne Widerworte über sich ergehen ließ.

All I Love (Julian Brandt)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt