Kapitel 66

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Nachdem ich Joy alle erzählt habe, sitzen wir schweigend auf dem Sofa. Ich ertrage diese Stille nicht, sie hat mich lange genug im Internat verfolgt. Stille.
Joy soll irgendetwas sagen oder wenigstens ein Anzeichen darauf geben, dass sie noch anwesend ist, aber sie bleibt weiterhin stumm. Leicht drehe ich mein Kopf in ihre Richtung, ihre sonst so liebevollen Augen scheinen leer. Eine Träne kullert ihre Wange hinunter und tropft auf ihre geballte Faust.

,,Was haben sie dir angetan?'', flüstert sie immer wieder. Ihre Stimme klingt so zerbrochen, erstickend. ,,Wieso hast du mich nicht angerufen?'', fragt sie leise und sofort wird mir schlecht, weil ich mich schlecht fühle. Ich hätte mich bei ihr melden sollen, doch meine Angst das der unbekannte mir schreibt ist größer gewesen, als das ich mich bei Joy melden konnte.

,,Es tut mir leid. Ich weiß ich hätte mich bei dir melden sollen, aber ich wusste nicht ob du sauer auf mich bist, weil ich einfach verschwunden bin'', rattere ich schuldbewusst runter. Sie steht ohne ein Wort zusagen auf und läuft in die Küche, ich schließe meine Augen um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Zurück kommt sie mit einer Weinflasche und zwei Gläsern.

,,Guck nicht so. Ich brauche den.'' Lachend wische ich mir meine Tränen aus den Augenwinkeln. Zusammen sitzen wir auf der Couch und schauen Clueless, ein Film den wir immer zu dritt geguckt haben wenn es einer von uns schlecht ging. Ich habe seit dem Vorfall mit Melody keinen Kontakt mehr zur ihr, was mir zwar im Herzen weh tut, jedoch so besser ist. Rede ich mir jedenfalls ein.

,,Sag mal Joy wie geht es eigentlich Melody und wer ist dieser geheimnisvolle Henry?'', frage ich  interessiert. Bei dem Namen Henry werden ihre Wangen rosa und ihr Blickt senkt sie verlegend auf ihr Weinglas. Ich stupse sie mit der Schulter an um ihr zu signalisieren, dass sie mir endlich erzählen soll wer das ist und wie es Melody geht. ,,Melody geht es gut'', erwidert sie und starrt wieder auf den Fernseher.

Schnaubend stelle ich das Weinglas ab und drehe meinen Oberkörper ganz zur ihr. Langsam habe ich das Gefühl, sie möchte mir nicht erzählen wer dieser Henry ist. ,,Joy'', spreche ich sie an und ziehe ihren Namen extra in die Länge. ,,Erzähl schon.''

Joy atmet tief durch, bevor sie sich auch zur mir dreht. ,,Henry ist mein Freund, seit längerem. Ich habe ihn kennengelernt, als ich am Boden zerstört war, als du im Internat war. Ich war an dem Abend in einer Bar und habe mehr getrunken als ich überhaupt vertragen kann.'' Tief holt sie Luft, bevor ihre Augen anfangen zu leuchten. ,,Er hat mir geholfen und mich zu sich nachhause genommen. Keine Sorge, es ist nichts passiert. Als ich am nächsten morgen wach wurde, war es mir so unangenehm, doch er hat mich einfach nur angelächelt und mir gesagt, dass ich süß rum genuschelt habe im besoffenen Zustand. Naja ab da an haben wir uns öfters getroffen und sind schlussendlich zusammen gekommen.''

Ich sitze nur da, ohne ein Wort zusagen, zu sehr bin ich geschockt wie sich das Leben von Joy geändert hat. Ins positive.
Ich freue mich für sie und bin unendlich stolz auf sie.
Joy's Blick wird unsicher, er huscht von einem zum anderen Auge und langsam beginnen ihre Schultern an zu sinken. Sobald ihre Worte richtig bei mir angekommen sind springe ich quietschend auf und umarme Joy bis ihr krächzen höre.

,,Alison bitte ich bekomme keine Luft'', krächzt sie und versucht sich von mir weg zudrücken. Mit Tränen in den Augen löse ich mich von ihr. ,,Ich freu mich so für dich, das glaubst du mir nicht'', freue ich mich für sie. Lächelnd stoßen wir auf ein Glas Wein an.

Mein Handy, welches ich vorhin angeschaltet habe ohne drauf zu gucken, vibriert in meiner Hosentasche. Mit zitternden Fingern ziehe ich es heraus, mein herz pocht wild gegen meine Rippen und hinterlässt einen unerträglichen Schmerz. Joy ist so sehr auf den Film fokussiert das sie nicht mitbekommt, wie ich in Panik gerate. Ich ziehe mein Handy raus und sehe das Malya mir eine Nachricht geschickt hat, sofort öffne ich diese.

Hey Alison
Dario ist wach.
Er kann sich nur an nichts erinnern, vielleicht hilft es ihm wenn du ihn besuchen kommst.
XO Malya

In dem Moment bricht mein Herz ein weiteres mal in tausend Teile.

Be mine - Du wirst mein seinWhere stories live. Discover now