𝟏𝟓 | 𝐝𝐚𝐫𝐤 𝐥𝐢𝐠𝐡𝐭

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C I N Z I A

Schweigend blickte ich in den Nachthimmel, welcher mit Sternen überdeckt war und genoss den kurzen Zug des Windes. Dass die Erinnerungen an meine vergangene Zeit gerade jetzt zurückkamen, verwunderten mich und warf mich in ein dunkles Loch. Ich hatte Monate gebraucht, um meine vergangene Zeit zu vergessen und war durch Luciano auch glücklich. Doch nach einem seltsamen Gedankenzug in Lucianos Büro hatten mich diese Erinnerungen zurückgeholt und nun wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte. Meine Vergangenheit war definitiv nichts Gutes, bis auf ein paar winzige Details. Wie ich nun damit umgehen sollte, wusste ich definitiv nicht. Erst recht, da mir eine der wichtigsten Personen fehlte. Camila hätte jetzt vermutlich die richtigen Worte für mich und könnte mir helfen das ganze wieder einmal zu verarbeiten. Doch sie war nicht da und ich wusste nicht, ob Luciano wirklich dazu imstande war, sich mein Problem anzuhören und mir zuzureden, dass das vergehen würde. Mich überkam auch das Gefühl, dass wir uns zu kurz kannten, als dass ich ihm meine Gefühle oder meine Vergangenheit offenbaren konnte. Er hatte mich schließlich zu sich geholt, um mit mir zu schlafen – nicht mehr und nicht weniger. Doch Luciano machte den Anschein danach, als würde er sich wirklich um mich sorgen, also was hatte ich schon zu verlieren? Mit irgendjemanden musste ich sprechen und er war der einzige, der da war.

Meinen Kopf an seine Schulter gelehnt seufzte ich in die Stille, schloss die Augen, um mir Mut zu fassen.

„Magst du mir über deine Vergangenheit erzählen?" Seine Stimme wies nichts Strenges oder Befehlerisches auf. Sie war sanft, einfühlsam und gab eine Besorgnis wieder.

„Möchtest du es den hören?"

„Ich möchte für dich da sein, Cinzia und wenn das zu bedeuten hat, dass ich dir zuhöre und dir bei deinem Problem helfe, mache ich es."

Für einen Moment lächelte ich, lehnte mich näher an ihn und genoss das sanfte streicheln über meinen Rücken. Luciano wusste wohl genau, wie er jemanden beruhigen konnte oder eher gesagt wusste er, wie man jemanden dazu bringen konnte, mit der Sprache herauszurücken. Diese federleichten Berührungen brachten mich nämlich dazu, mich ihm anzuvertrauen. Auch wenn ich nicht wusste, ob das eine kluge Entscheidung war.

„Was bereitet dir Angst?"

„Angst?", hinterfragte ich.

„Mir kommt es so vor, als hättest du Angst", erklärte er. „Aber scheinbar ist es nicht so."

„Ich weiß nicht genau, was es ist", seufzte ich. „Dieses Gefühl lässt sich nicht definieren. Diese Erinnerungen bringen ein Gefühl auf, welches ich nicht verstehen kann."

„Dann erzähl mir von ihnen."

„Ich habe Angst, dass du mich danach mit anderen Augen siehst", lachte ich auf eine seltsame Art.

„Vergangenes ist vergangenes, estrella." Wie ich es liebte, wenn er mich so nannte. „Ich würde dich nie für etwas verurteilen. Doch wenn du das Vertrauen nicht hast oder dich nicht wohlfühlst, dann musst du mir nichts erzählen." Er neigte seinen Kopf, um mir einen Kuss auf die Schulter zu drücken. „Lass dir Zeit."

Tief durchatmend nickte ich, schloss meine Augen wieder, um mich dazu zu bringen. Ich musste darüber reden, auch wenn ich Angst hatte.

„Worüber genau denkst du den nach?"

„Über meine Anfangszeit im Bordell", schluckte ich hinunter. Ich verabscheute mich selbst bis heute dafür, dass ich mich darauf eingelassen hatte. Mein Leben hätte anders verlaufen können und vielleicht.. vielleicht wäre ich auch jetzt bereits verheiratet und Mutter.. doch nie ist es so gekommen, wie ich wollte.

THE BOSS'S MISTRESS  |  1Where stories live. Discover now