𝟑𝟎 | 𝐟𝐞𝐞𝐥𝐢𝐧𝐠𝐬 𝐨𝐟 𝐠𝐮𝐢𝐥𝐭

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L U C I A N O

„Was ist denn passiert?"

Alec's Stimme durchbrach meine unruhigen Gedanken und brachte mich dazu, mir ein weiteres Glas Whisky einzuschenken. Ich blickte bloß in die grauen Augen, nahm einen Schluck und konnte die Wut in mir nicht beschreiben. Ganz klar hatte Cinzia den Bogen überspannt. Die Reifen meines Wagens zu zerstechen und dann auch noch so eine Show abzuziehen war eine klare Überschreitung meiner Geduldsgrenze. Erst recht, wenn ich ihr bereits gesagt hatte, dass wir das Thema später klären würden. Sie hatte sich doch geweigert mir zuzuhören, also wieso hatte sie solch eine Show daraus gemacht? Brauchte sie diese Aufmerksamkeit etwa?
Was auch immer es war, es war mir egal geworden. Sie war mir egal geworden.

„Unsere Wege haben sich getrennt. Mehr auch nicht", zuckte ich mit meinen Schultern und leerte mein Glas wieder.

„Und wieso?", fragte er. „Ihr habt doch so gut zueinander gepasst."

Wieder zuckte ich mit meinen Schultern und tippte an meinem Glas herum.

„Cinzia hat herausgefunden, dass ich noch verheiratet bin", erklärte ich doch darauf folgend, da ich darüber sprechen musste. Vielleicht konnte sich ja so der Trubel in meinem Kopf lösen. „Und sich daraufhin wie die größte Furie verhalten. Meine Reifen hat sie auch noch zerstochen.."

„Und deshalb schickst du sie weg?", fragte er auf mir unergründliche Weise schockiert. „Okay, bevor du darauf antwortest: Was hast du zu ihr gesagt?"

„Anfangs nichts", murmelte ich. „Ich meinte, dass wir das später klären, weil ich wegmusste. Und ich weiß nicht, was daraufhin in sie gefahren ist, aber sie kam nach draußen, hat meine Reifen zerstochen und dann nicht einmal ihren Fehler eingesehen."

„Und was hast du daraufhin gesagt?"

„Dass sie nicht mehr als eine Hure ist, dass sie mir nichts bedeutet und dass ich sie nur zu mir geholt habe, um sie zu.."

„Und dann gibst du ihr die Schuld daran?", fragte er auf eine seltsame Weise belustigt. „Gott, Lucian, du musst deine Wut wirklich mehr unter Kontrolle halten."

„Was?"

„Du bist wegen Aurora so darauf fixiert auf stark zu tun, dass du deine eigenen Gefühle vollkommen verdrängst und ignorierst. Wegen eines kleinen Fehlers wirfst du sie aus dem Haus und das nur, weil du vermeiden willst, wieder verletzt zu werden."

„Sie hat den Bogen überspannt, Alec."

„Möglich, aber dann hast du das genauso. Außerdem, wie würdest du reagieren, wenn du mit jemanden zusammenlebst, der geheim noch verheiratet ist?" Er legte seinen Kopf schief. „Klingt nicht so toll, oder?"

„Wir sind kein Paar, Alec."

„Wir wissen beide, dass du etwas für sie empfindest, Lucian, aber wenn du dir etwas weiter vormachen willst." Er zuckte mit seinen Schultern. „Du wirst sie verlieren, wenn du hier weiter rumsitzt."

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?", fragte ich über seine Worte nachdenkend.

„Wir fahren jetzt zu dir und dann werdet ihr beide miteinander reden. Ich sehe bestimmt nicht dabei zu, wie du in dein eigenes Unglück läufst. Komm schon." Er griff nach meinen Autoschlüsseln. „Wir fahren."

C I N Z I A

Denn Kopf gesenkt und mit einer unfassbaren Leere trat ich in der Schlange weiter vor, schloss meine Augen und seufzte innerlich. Mein Leben wendete sich einmal wieder gegen mich und dies auf eine Weise, die ich einfach nicht mehr ertragen konnte. Ich konnte nicht anders, als zwischen all diesen Dingen ein Schluss strich zu ziehen. Ich musste einfach nur noch von hier weg. Auch wenn meine Entscheidung vermutlich überstürzt und vollkommen unüberlegt war. Ich wusste schließlich nicht wirklich, wo ich nach diesem Flug hin sollte. Doch irgendetwas würde mir ja einfallen. Ansonsten würde ich einfach das tun, was ich am besten konnte. Oder eher gesagt, was ich die letzten acht Jahre getan hatte. Chancen auf einen Job hatte ich nämlich nicht wirklich.

„Ticket und Pass, bitte", sprach mich die Frau hinter dem Podest an, lächelte sanft. Wortlos überreichte ich ihr dieses, wartete darauf, dass sie es mir zurückgeben würde, damit ich weiter gehen könnte. Länger warten konnte ich nämlich nicht, ohne, dass mich die Ungeduld auffraß. „Einen angenehmen Flug", lächelte sie mich noch an, überreichte mir die Sachen wieder, woraufhin ich durch die Sicherheitskontrolle lief und mich nach kurzem Zögern auf einen der Stühle setzte. Unruhig tippte ich auf meinen Fingerkuppen herum, griff nach einer Weile nach meinem Handy und tippte, trotz des Widerstandes meines Kopfes, eine Nachricht an Luciano. Auch, wenn er das nicht verdient hatte und ich ihm keine Erklärung schuldig war. Ich musste das einfach für mein Gewissen tun.

„Dies ist der letzte Aufruf für den Flug 628 nach Venedig", hörte ich durch die Lautsprecher, steckte mein Handy wieder weg und griff nach meiner Tasche, um mich in die Schlange zu begeben. Jetzt gab es definitiv kein Zurück mehr.

L U C I A N O

„Cinzia?", rief ich zum wiederholten Mal verzweifelt und lief die Treppen zu meinem Schlafzimmer hinauf, da ich hoffte, dass sie sich in diesem befand. Als ich sie dort allerdings nicht fand, fuhr ich mir verzweifelt über mein Gesicht und suchte nach meinem Handy, um sie anzurufen. Sie konnte doch nicht innerhalb einer Stunde verschwunden sein!

„Jetzt geh schon ran", flüsterte ich ungeduldig, zischte, als mein Anruf nicht durchgestellt wurde und mir nichts anderes mehr übrig blieb, als die gesamte Stadt zu durchsuchen, um sie zu finden. Ich durfte sie nicht verlieren. Nicht jetzt.

„Hast du sie?", fragte Alec, wobei ich erst jetzt bemerkte, dass Alma aus dem Ankleidezimmer kam.

„Alma, warte", hinderte ich sie daran, den Raum zu verlassen. „Weißt du, wo Cinzia hingegangen ist?"

„Mr. Rodríguez.."

„Bitte, sag es mir", flehte ich förmlich und blickte verzweifelt in ihr Gesicht. Sie schien für einen Moment mit sich selbst zu ringen.

„Sie ist deinen Worten nachgegangen, Lucian", antwortete sie und ich wusste, dass selbst sie über mich enttäuscht war. Ich kannte sie bereits zu lange, um das zu erkennen. „Ich habe bloß gesehen, wie sie ihr Geld, ein paar Sachen und ihren Reisepass eingepackt hat und daraufhin das Haus verlassen hat. Mehr kann ich dir nicht sagen."

Sie seufzte, schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer, während ich mich verzweifelt auf mein Bett fallen ließ und nicht wusste, was ich nun tun sollte. Sie könnte doch bereits weg sein.

„Wir finden sie, Lucian", sprach mit Alec Mut zu und griff derweil nach seinem Handy. „Glaub mir, wir finden sie."

Auf seine Worte nickend, schluckte ich und schloss die Augen, um meine Gefühle zu verbergen. Und doch wurde mir mit jeder vergehenden Sekunde bewusst, dass ich die Frau, die mein Herz für sich gewonnen hatte, weggeschickt habe. Ich bin schuld daran, wenn ich sie nun nie wieder sehen würde. Und das.. das könnte ich mir niemals verzeihen.

 das könnte ich mir niemals verzeihen

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THE BOSS'S MISTRESS  |  1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt