4. Kapitel

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Das Kleid war verdammt freizügig.

Denn der Beinschlitz ging fast bis zu meiner Hüfte und meine Brüste wurden durch den weiten Ausschnitt betont.
Es war definitiv zu freizügig für mich, aber der hellblaue Stoff hob meine Augenfarbe hervor und irgendwie stand es mir, obwohl es so unfassbar gewagt war.
Es ließ mich erwachsen und sexy aussehen.

Einen Moment überlegte ich mir doch, ein anderes Kleid anzuziehen, allerdings verwarf ich den Gedanken sofort wieder.
Ich musste jeden Moment nach unten zu den Gästen gehen.
Wenn ich mich verspätete, würde mein Vater ausrasten. Schließlich sollte seine Tochter ein gutes Bild vor seinen Geschäftspartnern abgeben.

Ich wandte mich von dem Spiegel ab und verließ mein Zimmer.
Draußen stand Bella in einem kurzen weißen Kleid, es betonte ihre langen Beine und braun gebräunte Haut.
»Bist du aufgeregt?«, fragte sie.
»Ja, aber zum Glück bist du da.«
Bella lächelte und nahm meine Hand.
»Du schaffst das, El.«

Ich lächelte, bevor wir die Steintreppe nach unten liefen.
Dort hatten sich schon die Gäste meines Vaters versammelt.
Sie standen alle mit Weingläsern in kleinen Gruppen herum.
Meine Eltern standen zu zweit in der Nähe des Tisches.

Ich setzte mein perfektes Lächeln auf, während wir zwischen den Gästen auf meine Eltern zu liefen. 
Meine Mutter trug ein schwarzes Kleid mit einer Sonnenbrille, die fast ihr ganzes Gesicht verdeckte.
»Ella.«
Sie musterte mein Kleid von oben bis unten.

»Wer hat es ausgesucht? Du weißt schon, was im Trend ist, oder?«, fragte sie abfällig.
Ich konnte mir mein bitteres Lachen nur schwer verkneifen.
»Wenigstens sieht man mein Gesicht«, gab ich kalt zurück.
Selbst hinter ihrer Sonnenbrille konnte ich sehen, wie ihre Augen zu schmalen Schlitzen wurden, wie immer, wenn sie wütend war.

Mein Vater winkte, ohne uns zu beachten, einen Mann zu uns.
Er musste um die zwanzig sein. Er trug einen schlichten schwarzen Anzug ohne Krawatte und seine braunen Harre Locken fielen ihm in die Stirn.
»Ella, das ist Fabrizio, Fabrizio Ella«, stellte Vater mich vor.
Ich lächelte ihn an.
»Ciao.«
Er lächelte zurück.

»Ella ist meine älteste Tochter, vielleicht schafft sie es dich dazu überreden, uns bei den Geschäften zu helfen.«
Ich musste angesichts meines Vaters fast die Augen verdrehen. Er nahm meine Mutter am Arm und ging mit ihr weg, überließ mich meiner Aufgabe.
Panisch sah ich mich nach Bella um, sie redete mit meinen Brüdern Rico und Vero.
Fliehen konnte ich also nicht.

Mein Blick traf wieder auf Fabrizios.
Ich musste irgendwas sagen, irgendwas, denn die Stille zwischen uns wurde mit jedem Moment unangenehmer.
»Du lebst hier auf der Insel?«
»Ja, aber gelegentlich muss ich Geschäfte in Südamerika abwickeln.«
Sofort wusste ich, worum es ging.
Geschäfte, Drogen wahrscheinlich aus Kolumbien oder Peru.
»Du lieferst es hier her?«

Ich spürte, wie die Frage Fabrizio misstrauisch machte, denn er sah sich um und schaffte mehr Abstand zwischen uns.
»Ja an mehrere Bosse.«
Jetzt verstand ich die Absicht meines Vaters, er wollte die Lieferungen nur für sich, um seinen Einfluss hier und auf der ganzen Welt zu steigern.
Wenn Fabrizio mehrere Bosse belieferte, war das ein Risiko für ihn, überhaupt hier zu sein.

»Wäre es nicht besser, wenn du nur an meinen Vater lieferst? Er würde dir bestimmt auch einen wichtigen Posten und mehr Geld geben«, fragte ich vorsichtig. In meinem Hinterkopf, wusste ich, wie brenzlig das hier war. 
»Ella, Geld hilft nicht, wenn du tot bist«, erwiderte er mit gesenkter Stimme.
Noch im selben Moment, als er das sagte, ertönte ein ohrenbetäubender Knall.

Ich hörte noch die Schreie der Gäste, als aus Fabrizios Mund Blut lief und sein Körper auf den Boden fiel.
Seine Muskeln verkrampften, während die Blutlache neben seinem Rücken immer größer wurde.
Ich fiel auf meine Knie neben Fabrizio.

Blutung muss gestoppt werden, fiel mir sofort ein.
Panisch drückte ich meine Hände auf den Rücken, auf die Stelle, wo immer mehr Blut rauslief.
Mein Blick suchte in der Menge nach meinem Vater.
Doch er stand in der Mitte seiner Bodyguards, an der Tür, die nach draußen führte.
»Ella! Komm schnell, wir müssen gehen!«, schrie er mir zu.
Alle Gäste machten panisch einen immer größeren Bogen um mich und Fabrizio. 

»Aber wir müssen ihm helfen, er stirbt sonst!«, schrie ich verzweifelt zurück. In dem Moment erklangen noch mehr Schüsse, mehre Gäste fielen in Blutlachen zu Boden.
Das Gesicht meines Vaters versteinerte, genau in dem Moment, als jemand meine Hände packte und auf den Rücken drehte. Ich versuchte mich loszureißen, doch es brachte nichts, sie hielten meine Hände mühelos fest.

Mein Blick fiel auf meinen Vater, um ihn herum standen Bodyguards mit gezogenen Pistolen. Sein Mund war geöffnet, als wollte er etwas sagen, doch seine Bodyguards zogen ihn zu der Tür nach draußen, die Gefahr war zu groß für ihn in einer Schießerei zu sterben.
Verdammt.
Ich wollte aufschreien, doch jemand schob gewaltsam einen Ball in meinen Mund und knebelte mich mit einem Schal.

Angst und Panik erfasste mich, während mein Herz raste.
Ich versuchte, mit meinen Beinen um mich zu schlagen, doch es war zwecklos. Die Personen hielten mich fest.
Sie banden ein Tuch über meine Augen.
Erst dann hörte ich ihre Stimmen.

»Wir müssen uns beeilen, bevor die Polizei kommt«, drängte einer von ihnen, während mich auf einmal kalte Hände an der Taille und an den Beinen packten. In dem Moment wurde ich hochgehoben, ich wollte schreien, doch durch den Ball in meinem Mund war es zwecklos.
Sie trugen mich ein paar Schritte, bis sie mich auf eine kalte Metalloberfläche fallen ließen. Ich wollte gerade versuchen, mich zu bewegen, aber einer von ihnen band schon meine Hände über meinem Kopf zusammen, sodass ich nichts mehr tun konnte. Im Moment stach etwas Spitzes in meinen Oberschenkel, ich zuckte vor Schmerz zusammen, aber gab keinen Laut von mir, diesen Gefallen wollte ich ihnen nicht tun.

Ich wusste, was es war, Drogen oder Beruhigungsmittel. 
Auf einmal hörte ich, wie eine Tür zugeschlagen wurde, bevor ein Motor ansprang.  
Ich würde sterben, wenn nicht jetzt, dann später wurde mir klar, während die Tränen über mein Gesicht rannen.

Verdammt ich wollte leben, nicht tot erschossen in einem Keller enden.
Aber so starben alle, die in die Familiengeschäfte verwickelt waren, früher oder später. Noch während meine Tränen weiter liefen, fing mein ganzer Körper an zu zittern.
Die Angst ist nicht real. Der Satz ging immer wieder durch meinen Kopf, doch dieses Mal war sie wirklich real. Es war das Mittel, redete ich mir ein, nicht die alte Angst in mir, doch das Zittern wurde immer schlimmer. 

Ich versuchte es zu unterdrücken, aber stattdessen wurde es immer schlimmer, bis mir jeder Atemzug in der Lunge weh tat und ich nicht mehr klar denken konnte, die Kontrolle über meinen Körper verlor, 
Die Schwärze um mich herum ergriff immer mehr Besitz von mir.

~1112

Ich hoffe, ihr findet es bis jetzt spannend, am Mittwoch geht es weiter 

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Ich hoffe, ihr findet es bis jetzt spannend, am Mittwoch geht es weiter ... 😊

PS: Ich lade jetzt jeden Mittwoch und Sonntag ein neues Kapitel hoch ... ✨

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Where stories live. Discover now