20. Kapitel

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Immer wieder starrte ich auf seine Nummer, eingespeichert unter einem Punkt.
Die Zahlen brannten sich in meinen Kopf, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte.
Vor mir sah ich Damiano, seine unterschiedlichen Augen, die schwarzen Haare und seine perfekten Lippen.

Aber ich verdrängte den Gedanken, ich musste ihn aus meinem Kopf verbannen.
Mein Finger wollten auf die Nummer tippen, um sie zu löschen, doch ich schaffte es einfach nicht.
Je länger ich auf seine Nummer starrte, desto unsicherer wurde ich.
Hin- und her gerissen zwischen Vernunft und meinem Herzen. 
Also steckte ich das Handy schnell wieder weg, unter eine der Dielen im Boden meines Zimmers.
Vorsichtig sah ich mich wieder um.

Aber natürlich war niemand da. Manchmal überkam mich einfach dieses panische Gefühl, als würde mich jemand beobachten, aber es war niemand da, abgesehen von dem Wächter meines Vaters, der irgendwo draußen herumstand.
Seufzend zog ich mir eine simple weiße Hose an mit einem hochgeschlossenen schwarzen Oberteil.
Dazu zog ich mir noch einfach kleine schwarze Kitten Heels an, damit ich wenigstens das Gefühl hatte, etwas zu tun zu haben.
Zuletzt band ich schließlich noch meine Haare in einen geflochtenen Zopf zusammen. Bevor ich mein Zimmer verließ, ohne einen Blick in den Spiegel zu werfen.

Es machte mir Angst, zu sehen, zu wem ich geworden war.
Zwar behandelte ich die Verletzungen mit den besten Cremen, aber dennoch war ich noch nicht bereit mich selbst so im Spiegel zu sehen.
Zu meiner Überraschung stand vor meiner Tür, ein mindestens ein Meter neunzig großer Mann, komplett in Schwarz gekleidet. Die braunen Haare ordentlich nach hinten gekämmt und die braunen Augen lagen auf mir.
Seine Arme waren vor seiner Brust verschränkt, deuteten die Muskeln an seinen Armen an. Ohne Frage trainierte er täglich.
Ein Schaudern durchlief meinen ganzen Körper.
Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um ihn fragend anzusehen, so groß war er.

»Matteo, Bodyguard«, stellte er sich kurz angebunden vor. Seine Stimme emotionslos und ließ nicht durchblicken, was er dachte.
Einen Moment lang starrte ich ihn sprachlos an.
Ein Aufpasser, der mich hier auf Schritt und Tritt beobachten würde.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, die Wut kochte in mir hoch.

Doch ich entschied mich dazu, ihn anzulächeln, meinen Gefühlen keinen Preis zu geben.
»Freut mich, ich bin Ella.«
Ein kurzes angedeutetes Lächeln breitete sich auch auf seinem Gesicht aus, bevor ich mich von ihm abwandte und den Flur in Richtung Küche entlang lief, dabei hörte ich, wie mit Matteo mir mit etwas Abstand folgte.
Ich musste das sofort klären.
Das hielt ich nicht aus.

Angekommen in der Marmorküche, schenkte ich mir zuerst einen Latte Macchiato von der Kaffeemaschine ein, bevor ich weiter Richtung Arbeitszimmer meines Vaters lief.
So früh am Morgen sollte er noch da sein, die Geschäfte begannen erst im Laufe des Tages. 
In den letzten Tagen war mein Kaffeekonsum einfach extrem angestiegen, was wahrscheinlich zum Großteil an meinen unruhigen Nächten lag.

Nächte, in denen ich wach lag und die Erinnerungen mich verfolgten, bis in meine Träume.
Mich durchfuhr ein Schaudern bei dem Gedanken, weshalb ich einen Schluck Latte Macchiato trank, dabei blieb der weiche Milchschaum an meiner Lippe hängen.
Matteo folgte mir immer noch auf Schritt und Tritt, langsam begann es mich wirklich zu nerven.
Einfach weil ich auf jedem einzelnen Schritt erinnert wurde, unter wessen Kontrolle ich stand. Schließlich konnte ich mich nicht mal in meinem Zuhause frei bewegen.
Gefängnis.
Schließlich blieb ich vor dem Büro stehen, Matteo tat es mir gleich.

»Warte hier, ich muss mit meinem Vater sprechen«, wies ich ihn an.
Matteo öffnete seinen Mund, um zu protestieren, doch ich öffnete schon die Tür und schloss sie sofort hinter mir. Machte ihm die Tür vor der Nase zu.
Endlich.
Mein Vater saß an einem riesigen Schreibtisch hinter einem Laptop neben einem Stapel Papier. Dieses Mal lagen keine dunklen Schatten unter seinen Augen, stattdessen wirkte er für seine Verhältnisse recht erholt.
Irgendwie war es aber auch beängstigend, ihn wieder so stark zu sehen, zu allem fähig.

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Donde viven las historias. Descúbrelo ahora