15. Kapitel

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*Triggerwarnung

»Ella? Wer war das?«
Ich schreckte aus dem Schlaf hoch.  Das helle Licht blendete mich, sodass meine Augen zusammen kneifen musste, bis ich etwas erkennen konnte.
Damiano kniete vor mir, seine Finger berührten die Wunde an meiner Lippe, sein Blick zog mich wieder in seinen Bann.

»Dein Vater.« Meine Stimme zitterte, bei der Erinnerung.
Damianos Muskeln spannten sich spürbar an, während seine Finger sanft über meine Lippen strichen. Die sanften Berührungen sorgten für dieses sonderbare Gefühl, dass sich in meinem ganzen Körper ausbreitete.
»Dieser ...«, fluchte Damiano, aber so leise, dass ich nicht alles verstehen konnte.
»Hat er dir noch etwas getan?«
»Nein, hat er nicht«, beruhigte ich ihn, worauf Damiano erleichtert aufatmete.
Einen Moment lang sah Damiano mich noch an, bevor er sich neben mich auf die Matratze setzte. Vorsichtig nahm er meine Hand und fuhr langsame Kreise über meinen Handrücken, als ob er mich beruhigen wollte. 

Aber seine Berührungen bewirkten genau das Gegenteil, sie machten mich nur noch nervöser.
»Ella, du musst später genau das tun, was ich sage, verstanden?«
Verwirrt sah ich ihn an. Später? In meinem Hals stieg ein riesiger Kloß auf.
Denn ich wusste, was es bedeutete, meine Zeit war abgelaufen, da mein Vater nicht bezahlt hatte.
»Meinst du, wenn sie mich umbringen?«
Damiano sah einen Moment lang zu Boden, bevor er mich wieder ansah, in seinen Augen lag etwas Bedrückendes.

»Ja, mach, was ich sage, egal was Ella.«
Ich verdrehte lachend die Augen, schließlich tat er so, als ob unser Leben davon abhing. Seit Tagen hatte ich wieder gelacht, obwohl die Situation eigentlich zum Heulen war. Mein Leben war schon so gut wie vorbei.
»Eine andere Wahl habe ich nicht, also ja.«
Damiano verdrehte die Augen und fuhr zärtlich durch meine Haare.

Seine Berührung war wunderschön, doch sie machte mich traurig, unfassbar traurig. Weil ich nie jemandem so nah gewesen war wie ihm und doch war er eigentlich mein Feind.
Aber ich würde nie das Gefühl von Liebe kennen, nicht dieser Art.
»Ella, ich bin da«, flüsterte er, wobei er vorsichtig seine Arme um mich schlag, damit ich mich an seine Brust anlehnen konnte.
Er roch wieder nach diesem wunderbaren Geruch von Sandelholz und Moschus, der mir mittlerweile unglaublich vertraut war.

Ich spürte das gleichmäßige Heben seiner Brust und seinen Herzschlag.
Seine Nähe war unglaublich tröstlich, aber zugleich machte es mich nervös, weil ich mittlerweile wie eine lebende Leiche aussah und bestimmt auch so roch.
Aber ich schob den Gedanken weit von mir, ich sollte den Moment noch genießen, denn es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich ihn umarmte, seine Haut und Wärme spüren konnte.
Ich löste mich etwas von Damiano, um ihm in die Augen sehen zu können, sodass unsere Lippen nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt waren. Mein Blick fiel von seinen Augen wieder zu seinen Lippen, die Erinnerungen an unseren Kuss kamen wieder hoch.

Die Härchen an meinen Armen stellten sich auf, als ich mich noch weiter vorbeugte, sodass unsere Lippen sich fast berührten.
»Damiano«, hauchte ich nur, bevor meine Lippen seine berührten und sich unsere Zungen in einem atemlosen Kuss verschlangen.
Dabei vergrub Damiano seine Hände in meinen Haaren, während ich ihn mit mir nach unten zog, sodass er sich abstützen musste, um nicht mit seinem Körper auf meine Wunden zu drücken.
Aber trotzdem konnte ich seinen ganzen Körper über mir spüren, während er mir einfach den Atem mit seinem Kuss raubte.
Schließlich aber lösten wir unsere Lippen voneinander.

In der Stille des Zimmers hörte ich unseren atemlosen Atem, während ich Damiano anstarrte, der immer noch über mir geschützt schwebte. Seine Haare waren von meinen Fingern zerzaust und seine Lippen von dem Kuss rötlich.
Ich hatte meine Wahl schon getroffen, wurde mir auf einen Schlag klar, als ich Damiano ansah.
»Schlaf mit mir, bitte.«

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Where stories live. Discover now