33. Kapitel

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Zwei Wochen später:

Nur in einem seidenen Bademantel und High Heels, stand ich in dem Raum, ich wusste nicht wie viele Frauen um mich herum standen, jede damit beschäftigt irgendetwas an mir schöner zu machen.

Aber ich fühlte mich, als würde ich erdrückt werden, als würde die Luft aus meinen Lugen gepresst werden, sodass ich nicht atmen konnte.
Meine Beine zitterten leicht, meine ganze Haut war mit Gänsehaut überzogen, obwohl es warm war.

Ich wusste nicht, wie ich das überleben sollte, am besten gar nicht. Es würden hunderte Mitglieder der Mafia da sein, alle um zu sehen, was aus mir geworden war.

Dieser Gedanke, an die gaffenden Gesichter und ihr wissendes Grinsen, jagte mir noch mehr Angst ein. Mit jeder weiteren Sekunde in diesem Raum wollte ich nur noch mehr fliehen, so weit wie möglich weg.

Aber es hatte keinen Sinn, mein Vater und Giulio waren nicht dumm, denn vor jeder Tür und jedem Fenster waren seine besten Soldaten stationiert, um mich an einer Flucht zu hindern. Schließlich war er nicht leichtsinnig genug, es darauf ankommen zu lassen. Es war zwecklos darüber nachzudenken, denn egal wie ich es drehte und wendete, am Ende musste ich vor den Altar treten und meinen Albtraum war werden lassen.

Für mich gab es keine Wahl, hatte es nie gegeben und würde es auch nie geben.

Aus dieser Welt konnte niemand fliehen, denn einmal Mafiosi, immer Mafiosi. Blut band jeden an diese Welt, ob freiwillig oder nicht.

Eine der Frauen bat mich, meine Augen zu schließen, damit sie meine Augenlider schattieren konnte. Ich schloss meine Augen, spürte das sanfte Kitzeln des Pinsels auf meinen Augenlidern. Immer wieder setzte sie mit dem Pinsel an, fuhr in sanften Linien über meine Haut entlang.

Um mich herum hörte ich nur die Geräusche der arbeitenden Frauen, keine von uns sprach etwas. Wahrscheinlich, da sie wussten, wer ich war. Tochter des Capos, der Liberta und eine Verräterin.

Es machte mir nichts aus, da ich wollte auch gar nicht reden wollte, denn ich konnte nicht garantieren, dass ich am Ende nicht doch noch in Tränen ausbrechen würde.

Verzweifelt schlang ich meine Arme noch enger um meinen Körper, jeder Muskel in meinem Körper war angespannt.

»Ich bin fertig, Signora«, verkündete die Make-up-Artistin, als sie zurücktrat. Vorsichtig öffnete ich meine Augen wieder. Schmerzlich wurde mir bewusst: Mit jeder weiteren Sekunde, die verging, kam der Moment immer näher, Giulio heiraten zu müssen, seine Frau zu sein bis zum Tod.

Unruhig trat ich von einem Bein auf das andere, ich hielt es einfach nicht mehr aus, stillzustehen.
Die Make-up-Artistin legte vorsichtig eine meiner Locken nach vorne über meine Schulter.

»Fertig, jetzt nur noch das Kleid«, verkündete sie mit einem breiten Lächeln. Gezwungen erwiderte ich das Lächeln, scheiterte aber kläglich daran. Ich wollte ihr eine kleine Anerkennung geben, selbst wenn es nur ein missglücktes Lächeln war.

Die anderen Frauen verließen den Raum, um das Kleid zu holen. Mir war es ein Rätsel, warum es nicht bereits hier hing.
Mit großer Sicherheit, da Giulio Bedenken hatte, ich könnte es vor der Hochzeit noch zerreißen.

Bei dem Gedanken musste ich auf einmal lächeln, denn wenn er es sah, würde er nicht mehr denken, es wäre nötig, es zu zerreißen. Wobei die Vorstellung es vor seinen Augen zu zerreißen mich doch grinsen ließ.

Mehrere Minuten lang stand ich in der Stille des Raumes da, mein Blick auf die weißen Blüten an der Wand gerichtet.
Diese Tapete war die größte Fraß, die ich je gesehen hatte. Weiße Blüten, in einem Haus, in dem Menschen zerstört wurden.

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Where stories live. Discover now