32. Kapitel

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»Sie müssen aufwachen, Signora.«

Verwirrt öffnete ich meine Augen und erkannte erst langsam, durch das helle Licht, die Umrisse der Person vor mir.  Ein Mann, der vor mir auf dem Boden kniete, direkt vor mir.
Ich wollte etwas sagen, aber als ich meinen Mund öffnete, brachte ich kein einziges Wort hervor. Ohne etwas zu sagen, starrte ich ihn an. Er trug eine schwarze Schutzweste und an seinem Gürtel hingen mehrere Waffen. Auf seiner Stirn bildeten sich tiefe Falten, während seinen Blick auf mir lag. Die dunklen Augen ließen mich nicht aus dem Auge. Aus irgendeinem Grund kam er mir bekannt vor, wahrscheinlich da er einer der Wachen war. 

Reflexartig schlang ich mein Arme um mich, richtete meinen Blick auf den Boden. Auf dem Boden lagen unzählige Scherben, die den ganzen Boden um mich herum bedeckten. Auf einzelnen Scherben konnte ich getrocknetes Blut erkennen - mein Blut, ein Schaudern durchfuhr mich.

Meine Finger verkrampften sich, wie von selbst, um mein Handgelenk. Ich spürte den Stoff um mein Handgelenk, der mich wieder daran erinnerte. Bei dieser Erinnerung zuckte ich zurück, ließ den Stoff wieder los.

»Signora?«, fragte er noch einmal, seine Stimme dieses Mal deutlich behutsamer. Langsam hob ich meinen Blick, sah ihn wieder in die Augen, obwohl ich ihn am liebsten anschreien wollte. Er sollte einfach weggehen, mich in Ruhe lassen. 

»Lassen sie mich Ruhe«, bat ich ihn, dabei klang meine Stimme unendlich leise.
»Kann ich leider nicht«, entgegnete er bestimmt, seine Miene blieb aber undurchdringlich, als er seinen Kopf schüttelte.
»Doch ...«, widersprach ich, als er auf einmal aufstand, mich unter den Armen packte und vom Boden hochzog. Schwankend stand ich in den Scherben des Spiegels. Meine Muskeln zitterten bei der Anstrengung, doch der Mann stützte mich, in dem er mich weiter festhielt an meinen Armen festhielt. Sonst wäre ich in mir zusammengebrochen, denn ich hatte keine Kraft mehr in meinem Körper.

»Ich helfe ihnen«, versprach er mit fester Stimme. Seine warmen Hände hielten mich fest, hinderten mich daran wegzulaufen.

Langsam zog der Mann mich von den Scherben weg, bis er mich auf das Bett sinken ließ. Erleichtert atmete ich auf, als ich die weiche Matratze unter mir spürte.

Er ließ sich vor mir auf den Boden sinken, zwischen uns herrschte wieder mehr Abstand.
Aber seine Anwesenheit machte mich nervös, denn ich wusste nicht, was er von mir wollte. Ohne einen Befehl von Oben war er schließlich nicht hier.

Er streckte seine Hand aus, berührte den Stoff um mein Handgelenk. Sofort zuckte ich zusammen, wandte meinen Blick ab als Tränen in meine Augen traten. Durch den von Tränen verschleierten Blick konnte ich auf dem Bett den Erste-Hilfe-Kasten erkennen. Entsetzen breitete sich in mir aus.

»Ich soll deine Verletzungen verarzten, Ella.«

Ich drängte die Tränen zurück, um ihn wieder anzusehen. Er hatte mich mit meinen Namen angesprochen, nicht mehr förmlich wie zuvor.

»Brauchst du nicht, es geht mir gut«, wies ich ihn zurück, denn ich wollte nicht, dass er die Wunden sah. Die Wunden, die ich mir selber angetan hatte, um all dem zu entfliehen. 
Doch er ließ sich nicht von mir beeindrucken, stattdessen begutachtete er die Schnittwunden an meiner Handfläche. Ich wollte schon meine Hand wegziehen, doch er hielt sie fest, zwang mich dazu ihn anzusehen.

»Tu es für Bella, sie hat sich dafür eingesetzt, dass ich dir helfen darf.«

Ein Kloß stieg in meinem Hals auf bei dem Gedanken an Bella. Ich hoffte einfach nur, sie wusste nichts davon. Davon, dass ich es nicht mehr aushielt, weiterzuleben. Darauf zu warten, dass Giulio und mein Vater mich vollkommen zerstören würde.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, denn ich fühlte mich Bella gegenüber schuldig.
»Für Bell«, stimmte ich schließlich doch zu.
Seine Mundwinkel verzogen sich darauf zu einem kleinen Lächeln, dass ich trotz allem erwiderte. Wenn Bella mit ihm gesprochen hatte, stand er nicht gegen uns.

Vorsichtig zog er den blutgetränkten Stoff von meinem Handgelenk. Der Stoff klebte an den Wunden fest und löste sich nur, als er fester an ihm zog.
Darunter kam die rote Linie zum Vorschein. Das Schamgefühl erfasste mich, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Beschämt wandte ich den Blick ab, als ich das Brennen des Desinfektionssprays spürte. Ich biss auf meine Lippe, um keinen Laut von mir zu geben, um mich von dem Brennen abzulenken. Sanft wischte er das Spray weg, bevor er langsam den Verband um die Wunden band, darauf bedacht, ihn nicht zu fest zuziehen.

»Wenn Bella könnte, wäre sie hier.«

Einen Moment lang konnte ich nichts sagen. Ich starrte ihn nur an und seine Bewegung, als er den Verband um meine Hand wickelte. Seine braunen Haarsträhnen fielen ihm dabei in die Stirn, verhinderten, dass ich seinen Gesichtsausdruck lesen konnte.

»Kannst du ihr bitte ausrichten, dass es mir leidtut«, bat ich ihn. Denn ich wusste, ich würde nicht die Chance bekommen, mit Bella zu reden, zu groß war die Gefahr für meinen Vater, wenn ich mit ihr sprach. Er wollte uns voneinander fernhalten, wie all die Jahre zuvor. 

»Werde ich.«

Ein Stein fiel mir vom Herzen, denn ich wollte, dass Bella wusste, wie leid mir das alles tat und die ganzen Lügen. 
Er erhob sich von dem Boden, um den Verbandskasten zu nehmen.
»Danke ...«, setzte ich an, stockte aber, da ich immer noch nicht wusste, wer er war.

»Luciano«, stellte er sich lächelnd vor.

Lächelnd bedankte ich mich wieder bei ihm: »Danke dir, Luciano, für alles.«

Luciano ging zu der Tür, blieb aber kurz vor ihr stehen, um sich noch einmal zu mir umzudrehen.
»Du darfst nicht aufgeben, Ella.«
Ohne, dass ich noch etwas sagen konnte, schloss er schon die Tür hinter sich.

~902

Merkt euch Luciano

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Merkt euch Luciano... ihr werdet das Wissen auf jeden Fall noch einmal brauchen 😂

„My darkest hour"

~After Hours von The Weekend

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang