5. Kapitel

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Der Schweiß klebte an meinem ganzen Körper. Die  Haare, die meinen Körper berührten, klebte nass meiner Haut.

Meine Beine und Arme zitterten, die über meinem Kopf festgebunden waren.
Mein Hals war so trocken, dass ich nicht schlucken konnte. Vor meinen Augen war alles schwarz, aber ich hörte die gleichmäßigen Geräusche eines laufenden Motors.
Ich versuchte, mich zu erinnern.

Aber es waren nur einzelne Bilder in meinem Kopf, die langsam wieder Sinn ergaben.
Der Mann auf dem Boden, Fabrizio. Er war tot. Verdammt nochmal tot. Mir wurde übel bei der Erinnerung.

Die Männer, die Fesseln, das Beruhigungsmittel, ich würde wahrscheinlich auch so enden.
Es war nur eine Frage von Stunden oder Tagen.
So war es immer bei unseren Familien, wenn eine Person entführt wurde, spätestens nach einer Woche war sie tot.
Auf einmal hörte ich, wie der Motor angehalten wurde und jemand aus dem Auto ausstieg. Ich wusste nicht, wie lange ich schon gefesselt in dem Auto lag, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, ohne Wasser und Licht.

Die Tür wurde geöffnet, die kalte Luft strömte ins Auto.
»Lebt sie noch?«, fragte eine dunkle Stimme mit starkem italienischen Akzent.
»Sie braucht nur Wasser, dann geht es ihr schon besser. Sie ist nur noch benommen von den K.O. Tropfen«, erklärte ein Anderer, alleine der Klang seiner Stimme ließ mich zusammen zucken. 

Wasser, als ich das Wort hörte, wäre ich am liebsten gestorben für ein bisschen Wasser auf meinen trockenen Lippen. Mittlerweile konnte ich mich nicht mehr konzentrieren vor Durst, mein Gehirn dachte nur an Wasser.

»Wir sollten uns beeilen und sie rein zum Boss bringen, bevor die Sonne aufgeht«, drängte einer von ihnen, bevor ich spürte, wie jemand die Fußfessel öffnete.
Dann wurden meine Arme von der Metallwand gelöst, sodass die Fesseln um meine Handgelenke abgenommen werden konnte. Dabei erfasste meine Arme ein so starker Schmerz, dass ich unterdrückt aufschrie.

Warme Hände nahmen mir die Augenbinde ab.
Ich musste meine Augen zusammen kneifen, als das grelle Licht einer Taschenlampe mich blendete.
Doch langsam gewöhnen sich meine Augen an das Licht und ich erkannte fünf große Männer in schwarzen T-Shirts, die alle im Auto standen.

Unwillkürlich wurde mir übel, mein Magen rebellierte.
»Sie ist okay, die kleine Ragazza«, erklärte einer von ihnen und grinste dabei schelmisch.
Mein Magen schien sich übergeben zu wollen, doch nach einer Ewigkeit ohne Wasser und Essen war das nicht möglich.

Einer von ihnen, etwa Mitte vierzig und mit einer Glatze, näherte sich mir.
Ich wollte mich panisch verstecken, doch es gab kein Entkommen. Er packte grob meine Haare, sodass ich den Kopf nach hinten biegen musste.
Dabei starrte ich unentwegt in seine fast schwarzen Augen.
»Mund auf«, befahl er grob und packte meine Haare noch fester. Ich öffnete widerstandslos meinen Mund und kaltes Wasser traf auf meine trockenen Lippen.
Das Wasser fühlte sich kalt und einfach wunderbar an.
Doch nach zwei Schlucken zog er die Wasserflasche wieder weg, ein boshaftes Grinsen umspielte seine Lippen.

»Mitkommen«, befahl er, packte meine Hände und zog mich hoch, sodass ich in dem Kofferraum saß, bevor er mich nach draußen zog.
Draußen war die Luft kühl für Sizilien, aber angenehm und unweit brannten die Lichter in den Häusern.
Doch als ich einen Fuß vor den anderen treten wollte, wurde mir wieder schwindelig. Es fühlte sich an, als würde ich auf einem wackligen  Schiff laufen, ohne Kontrolle über meine Beine zu haben.

»Reiß dich zusammen«, schnauzte einer von ihnen lachend.
Ich biss mir auf die Lippen und versuchte zu laufen, doch mit jedem Schritt schienen meine Beine weniger Kraft zu haben.
Aber ich biss nur noch fester auf meine Lippen, bis ich den metallischen Geschmack von Blut schmeckte und versuchte irgendwie weiterzulaufen.
Der Mann zog mich immer weiter, bis wir ein großes Tor erreichten, welches sich automatisch öffnete.

Dahinter kam eine riesige Anlage zum Vorschein, mit Lichtern, die die verschiedenen Gebäude erhellten.
Ein Schauer überkam mich.
Dieser Ort.
Diese Lichter, die Gebäude.
Ich kannte es, mein Vater, er hatte es mir einmal gezeigt.
Die Erinnerungen strömten auf mich ein.

Paura.

Nevio, mein Onkel, ermordet.  Sehr wahrscheinlich hier auf diesem Anwesen ermordet worden, von ihnen, der Paura.
Damals tobte mein Vater vor Zorn. 
Wut erfasste mich. Was hatten sie mit ihm getan?
Ich hatte es nie erfahren, er galt als verschwunden für den Staat und selbst die Männer meines Vaters konnten nichts weiter herausfinden. Nur eines war klar sie hatten ihn umgebracht.

Der Mann hinter mir drängte mich in Richtung eines der großen Gebäude aus Stein.
An dem Eingang standen mehrere bewaffnete Männer, die sich untereinander zu nickten.
Ich biss noch fester auf meine wunde Lippe, versuchte nicht zu schwanken und weiterzugehen, gegen den Schmerz der meinem ganzen Körper erfasste. Doch meine Beine schienen keine Kraft mehr zu haben, mit jedem weiteren verdammten Schritt zitterten sie immer mehr.
Die Tür zum Gebäude öffnete sich automatisch, hinter ihr kam ein mit dämmrigem Licht beleuchteter Flur zum Vorschein.

Der Mann hinter mir drängte mich weiterzulaufen, bis wir einen großen Saal errichteten.
Die Wände waren aus weißen Steinen, die Fenster zugezogen mit schlichten weißen Gardinen.
Das einzige Möbelstück im Raum war ein langer dunkelbrauner Tisch mit passenden Stühlen.
»Flora«, gab der Mann hinter mir von sich.
Blume.

Plötzlich öffnete sich die Tür auf der anderen Seite des Raumes.
Ein Mann um die Fünfzig trat aus der Tür, er trug eine schwarze Hose mit einem weißen Oberteil. Ihm folgten noch weitere Männer.
Mein Blick fiel wieder auf den ersten Mann.
Er kam mir bekannt vor. Zu bekannt.
Paura. Der Boss, unser größter Feind in Sizilien.

Meine Beine begannen immer stärker zu zittern.
Ich würde sterben.
So viel war klar, ich würde das hier nicht überleben, keiner überlebte es.
»Damiano, ist sie es?«, fragte der Mann, drehte sich dabei nach rechts zu Damiano.

Damiano.

Er, Damiano, der mir bei den Treppen geholfen hatte.
Er stand rechts von dem Mann, trug nur schwarz und seine langen schwarzen Haare fielen ihm in die Stirn, aber er starrte zu Boden.

Auf einmal hob er seinen Blick vom Boden. Die blau-grünen Augen trafen auf mich sofort erinnerte ich mich wieder an seinen intensiven Blick. Er starrte mich an, doch ich konnte nicht erkennen, was er dachte, geschweige denn, was er fühlte.  Zwischen seinen Augenbrauen diese Falte, doch der Rest seines Gesichts unbeweglich. 
Bitte, bitte.
Sag es nicht.

»Si«, antwortete er ungerührt, ohne den Blick von mir abzuwenden oder mit einer Wimper zu zucken.

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  Wie versprochen ein neues Kapitel

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Wie versprochen ein neues Kapitel

Wie findet ihr Ella bis jetzt als Charakter ? Und was denkt ihr hat Damiano vor?
Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel ♡

Niemals hätte ich überhaupt gedacht, dass eine Person diese Geschichte jemals lesen wird, also Danke an alle die sie lesen, oder auch Voten, ihr wisst nicht wie viel mir das bedeutet.❤️

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Onde histórias criam vida. Descubra agora