18. Kapitel

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Meine Mutter starrte mich an, als wäre ich eine Fata Morgana.
Ihr Blick fiel nach unten zu meinen Füßen, dann über mein Kleid und die Narben wieder zurück zu meinem Gesicht.

Doch ich bewegte mich keinen Millimeter, stattdessen starrte ich sie ununterbrochen an. Ich war zu nichts anderem in der Lage in diesem Moment.
»Warum wurde ich nicht informiert?«, fragte sie, wobei ihre Stimme deutlich bebte. 
Obwohl sie so kalt war, hätte ich sie in dem Moment am liebsten umarmt, nur um ein Gefühl von ihr zu spüren. Um mich nicht so verdammt verloren zu fühlen, in der Dunkelheit, die überall herrschte.

»Weil eure Quellen anscheinend nicht gut genug sind«, konterte ich scharf.
In ihrer glatten Stirn entstanden, trotz des Botoxes, Falten. Doch ihre Stirn glättete sich sofort wieder, wurde wieder zu dem emotionslosen Gesicht, welches ich bereits von ihr kannte.
»Ella, schön das du überlebst hast.«

Am liebsten hätte ich ihr in diesem Moment ihr ihre blöde Sonnenbrille vom Gesicht gerissen, mit der sie sich vor allem abschirmte. Aber ich hielt mich und den Schmerz in meinem Inneren zurück.
Emotionen brachten hier nichts, rein gar nichts.

»Schön? Du weißt nicht, was es bedeutet, durch die Hölle zu gehen, nur um dann gesagt zu bekommen, es sei schön zu überleben!«, fuhr ich sie aufgebracht an und wendete mich schon von ihr ab, damit sie den Schmerz in meinem Gesicht nicht sehen konnte. Ich wollte diesen Schmerz nicht empfinden, denn es sollte mir egal sein. Und dennoch schien der Schmerz mich zu verschlingen.
»Aspetti ...« Warte ...
Ich drehte mich zu ihr um. Immer noch trug sie die riesige Sonnenbrille, ihr Gesicht unbewegt.
»Du bist meine Mutter und hättest mich sterben lassen.«

»Ella ...«, setzte sie an, doch ich hielt es nicht länger aus - die Lügen und all die  Ausflüchte. Ich konnte all das nicht mehr hören.
Ohne sie noch etwas sagen zu lassen, wandte ich mich ab und ließ sie stehen.

Auf einmal packte mich eine Person von hinten, hielt mich an meinem Arm fest

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Auf einmal packte mich eine Person von hinten, hielt mich an meinem Arm fest. Inmitten des Flures blieb ich abrupt stehen.
»Ella!«
Überrascht drehte ich mich um. Bella stand in einem einfachen Pyjama vor mir.
»Bella ...«, entfuhr es mir, als wir beide fielen uns schon um den Hals fielen.

Ich hatte sie so unglaublich vermisst, dass es mir fast wie ein Traum vorkam, sie zu umarmen.
Langsam lösten wir uns voneinander und ich wischte die Träne aus meinem Augenwinkel. Dabei spürte ich, wie Bellas Blicke an meinen Narben hängen blieben. Den roten Narben, die meine blasse Haut überzogen, wie ein Spinnennetz.
»Ich dachte, wir würden uns nie wieder sehen«, flüsterte sie, dabei traten Tränen in ihre Augen.
Ich umarmte sie wieder, weil ich nicht wollte, dass sie meinetwegen weinte.
»Aber alles ist jetzt gut«, versuchte ich, sie zu beruhigen und versuchte dabei gleichzeitig, mich selber davon zu überzeugen. Zwar hatte ich überlebt, aber es fühlte sich nicht so an. Stattdessen kämpfte ich mit jeder weiteren Sekunde darum, weiterzuleben.

Nicht unterzugehen in dem Strudel der Dunkelheit.
Bella hob ihren Kopf, sah mich an und lächelte wieder. Dieses Lächeln ließ mich automatisch auch lächeln - ich wollte sie glücklich sehen, denn es gab schon genug mehr als genug Probleme.
»Die Narben stehen dir, Ella.«
Jetzt musste ich auch lachen.
»Weil ich jetzt aussehe wie eine Kriegerin?«
Sie lachte jetzt auch.
»Irgendwie schon.«

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Where stories live. Discover now