26. Kapitel

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Aus dem Augenwinkel nahm ich einen Schatten, hinter dem weiß getrübten Glas der Tür, wahr.  Doch noch bevor ich den Schatten richtig wahrnehmen konnte, war er wieder weg.

Abrupt blieb ich stehen, mein Blick auf das getrübte Glas in der Tür geheftet. Aber es bewegte sich nichts mehr, nur Licht durch schien durch das milchige Glas.
Hatte ich mich vielleicht getäuscht, oder war es die dauerhafte Anspannung in mir, die mich paranoid machte?

Ein letztes Mal sah ich mich um, doch niemand war hier, nicht einmal Matteo hielt es für nötig, mir auf die Toilette zu folgen.

Aber der Schatten war deutlich zu sehen gewesen, hinter dem getrübten Glas. Jetzt sah ich nur weißes Licht. Es musste also in dem Raum etwas, oder besser gesagt jemand, sich bewegt haben, wenn ich mich nicht getäuscht hatte.

Ein letztes Mal sah ich mich um, bevor meine Hand unter meinen weiten knielangen Stoff des Kleides glitt. An meinem Oberschenkel fühlte ich die Kühle des Metalls der Pistole.

Als meine Finger sie berührten, atmete ich tief durch.

Es war meine einzige Schusswaffe, von der mein Vater nichts wusste, denn Vero hatte sie mir zu meiner Rückkehr zukommen lassen.
Nur, dass ich es nie für sicher genug gehalten hatte, sie zu tragen, denn ich kannte meinen Vater sehr gut. Nachdem ich die Paura überlebt hatte, gab es für mich keine eigenen Waffen zu meiner Selbstverteidigung.
Doch mittlerweile war es mir egal, ob mein Vater das wollte oder nicht, also trug ich sie einfach.

Mit der Schusswaffe auf die Tür gerichtet, öffnete ich die Tür, die sich ohne Widerstand öffnen ließ.
Die Lampen an der Decke leuchteten, als ich den Raum betrat, obwohl durch das Fenster Licht in den Raum fiel. Die Wände des Raumes waren weiß gestrichen und in der Mitte stand ein Konferenztisch.

Ohne mich nach hinten um zu drehen, schloss ich mit einer Hand die Tür hinter mir zu.

Dabei fiel mir eine weitere weiße Tür hinter dem großen Tisch auf. Die Tür, das Licht.
Wenn hier jemand gewesen war, musste er durch diese Tür unbemerkt geflüchtet sein.

Die Pistole in meiner Hand zitterte leicht, als ich vorsichtig am Tisch vorbeilief, darauf bedacht, möglichst keine verräterischen Geräusche zu machen.
Mein Herz schlug immer schneller, je näher ich der Tür kam.
Denn ich wusste nicht, welche Person hinter der Tür zum Vorschein kommen würde.

Meine Fingerspitzen berührten den kühlen metallischen Türgriff.
Jetzt wäre der Zeitpunkt zu fliehen, solange ich noch konnte - der Gedanke hinderte mich daran, den Türgriff hinunterzudrücken.

Mein Blick fiel auf die Pistole, die in meiner Hand leicht zitterte, so schnell ich konnte, entsicherte ich sie. Ich konnte nicht einfach gehen, ohne zu wissen, womit ich es hier zu tun hatte.

Trotz der Anspannung in mir drückte ich den Türgriff hinunter. Mit meiner rechten Hand hielt ich die Pistole fest, mein Finger lag auf dem Abzug, bereit, jeden Moment abzudrücken.

Doch das Licht in dem Raum war ausgeschaltet, nur durch zwei Fenster viel Licht hinein. Als ich den Raum betrat, gingen die Lichter an der Decke von selbst an.

An den Wänden standen deckenhohe Regale mit unzähligen Büchern. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch, auf dem Bücher lagen, sowie ein perfekt aufgestelltes Schachspiel.

Suchend sah ich mich in dem Raum um, doch niemand war hier, bis auf die unzähligen Bücher.

So lautlos wie möglich zog ich die Tür zu, hielt dabei meinen Atem an, da mich das Gefühl nicht losließ, dass irgendwo hier jemand sein musste.

Mein Blick wandte sich zu den Büchern zu, wenn hier jemand gewesen war, musste es irgendwo noch eine zweite Tür geben. Nur dass es keine sichtbaren hier gab.

Lontano. Bis wir uns wiedersehen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt