Kapitel 7-4

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Nach zwei Tagen hatte Adam sein Ziel fast erreicht. Burg Jeverbruch lag den Landkarten zufolge südlich eines kleinen Dorfs namens Annweiler. Der ärmliche Weiler zählte wenige Seelen und viele brachliegende Felder. Kein Wunder, dass der Ritter Geldsorgen hatte.
Ein alter Mann wies ihm den Weg zur Burg. Sie war auf einer Anhöhe gelegen. Dichter Baumbestand verdeckte die Sicht auf die Kuppe. Adam führte sein Pferd den steilen Hang hinauf. Auch der Weg zur Burg war nicht gut in Schuss. Die Natur eroberte sich den ausgetretenen Pfad zurück, von allen Seiten drängte das Grün herbei. Ein eroberungswilliger Feind könnte in dem Gestrüpp leicht Zuflucht finden und wäre vor Beschuss geschützt. Wahrscheinlich fehlte es Sir Jeverbruch an Arbeitern im Frondienst, die die Hänge angemessen pflegten.
Endlich oben angekommen bot sich ihm ein erschreckendes Bild: Von der Burg war nur noch eine geschleifte Ruine übrig geblieben. Überreste von Toren, Türmen und einer Zisterne zeugten von dem mächtigen Bollwerk, doch hier lebte seit Jahren kein Mensch mehr.
Hatte er irgendwo sein Glück gemacht und war zu größerem Reichtum gekommen? Viele wohlhabende Ritter nutzten die Überreste alter Burgen und erbauten mit dem Material neumodische Herrschaftshäuser. Doch nur selten wechselten sie dabei den Lageplatz. Es war einfacher, auf den ursprünglichen Fundamenten aufzubauen. Andererseits mochte der Gedanke naheliegen, sich einen ebeneren Ort zu wählen und auf den militärischen Vorteil zu verzichten.
Er erklomm eine Anhöhe aus Trümmergestein und überblickte die nähere Umgebung. Nirgends ein Anzeichen einer weiteren Liegenschaft. Der Großteil des Landes war von Wäldern bedeckt. Selbst Annweiler wurde zusehends vom Baumbestand zurückerobert. Konnte es sein, dass die Familie in die Stadt gezogen war? Lebte Johanna praktisch unter seiner Nase und er war sich dessen nie bewusst gewesen?
Er legte eine kurze Rast ein, ehe er zurück nach Annweiler kehrte. Die Auskunft einiger Dörfler sprach seiner Annahme Hohn: Sir Jeverbruch hatte sich einem Söldnerheer angeschlossen und war im Krieg umgekommen. Seine Frau war angeblich in Trauer und Armut verstorben – von der Tochter hatte Ewigkeiten niemand etwas gesehen noch gehört. Adam ließ sich auf die Knie fallen und schrie seine Wut auf die Felder hinaus. Er hatte zu lange gewartet.


Tanz der GefühleWhere stories live. Discover now