Badespaß - Teil 2

3.2K 30 29
                                    

So besoffen die Leute zu Beginn des Krieges auch vor lauter Begeisterung waren, so waren die meisten doch froh, als er wieder endete. Viele junge Männer kamen als zerschossene Krüppel heim und etliche kehrten gar nicht wieder aus dem Krieg zurück. 

Aber Dank dieses gewonnenen Krieges gegen die Franzosen waren die vielen deutschen Staaten nun schon seit mehreren Jahren vereint im Kaiserreich Preußen. Vorbei war es mit der Kleinstaaterei, doch im mecklenburgischen Rehna hatte sich kaum etwas verändert. Noch immer sagte der Pastor den Leuten am Sonntag, wo es lang ging.

Otto und Karl hatten sich seine Predigt angehört, aber wohl nicht zugehört. Sonst hätten sie gewusst, dass Gott im achten Gebot sagte: »Du sollst nicht stehlen!«

Doch weil sie in der Kirche miteinander geschwatzt hatten, war ihnen das wohl entgangen.

„Treib das Mistvieh in Richtung Zaun, da kann es uns nicht entwischen!" zischte Otto und schaute sich angespannt um. Keiner durfte sie bei dieser Jagd erwischen! Karl schlich sich von der anderen Seite an das Huhn heran und hatte die Arme ausgebreitet. Zu zweit hatten sie das Tier in die Enge getrieben und in diesem Moment sprang Otto vor und griff nach dem Huhn. Laut gackernd flog es auf und sprang blitzschnell über seine offenen Hände hinweg.

Zum Glück erwischte Karl es an einem Flügel. Fest packte er mit beiden Händen zu und verstaute das Huhn unter seiner Jacke. Als wäre nichts geschehen, gingen die beiden Vierzehnjährigen Jungs weiter und unterhielten sich. Das Huhn unter der Jacke hielt den Schnabel und so dauerte es nicht lange, bis sie ungesehen den Wald erreichten.

Erst jetzt jubelten sie und freuten sich über ihre Beute. Dieses Huhn war Eigentum des Metzgers, aber jetzt gehörte es ihnen. Auf einem großen Grundstück lebte der Metzger am Stadtrand, aber weil Rehna so klein war, lebte eigentlich fast jeder Einwohner am Rand der Stadt.

Nur um den Markt herum standen die Häuser eng bei einander. Alle anderen standen auf ihrem eigenen Grundstück. Es gab große Lücken zwischen den Häusern und fast alle hatten einen schönen großen Garten im Hinterhof. Eigentlich war Rehna gar keine richtige Stadt, sondern ein etwas zu groß gewordenes Dorf.

Das Haus von Karls Opa stand nur einen Steinwurf vom Haus des Metzgers entfernt aber dieses Huhn war keines seiner Hühner. Die von Karls Opa waren alle braun und wunderschön. Das gefangene Huhn war weiß und es gehörte mit Sicherheit dem Metzger.

Bis zur alten Lehmgrube waren es fast zwei Stunden. Deshalb waren sie nicht oft dort, aber mit einer solchen Beute unter der Jacke war es sicherer, wenn sie nicht zu nah an der Stadt lagerten. Allerdings waren die zwei Stunden für das Huhn zu lang. Als sie an der Lehmgrube ankamen, hatte es sich unter Karls Jacke mehrmals erleichtert und ihm das Hemd vollgeschissen. Otto schmiss sich vor Lachen ins Gras, als er die Schweinerei entdeckte.

„Jetzt musst du dein Hemd auch noch waschen!", rief er vergnügt, während er Karl das Huhn abnahm, ihm den Hals umdrehte, es schlachtete und rupfte. Dabei war er so achtsam, dass er keinen einzigen Blutstropfen auf seine Kleidung abbekam.

Karl hielt sich fern von der Schlachtung. Noch nie war es ihm bekommen, wenn er als Kind dabei zugesehen hatte. Jedes Mal war ihm schlecht geworden, wenn sein Opa ein Huhn oder ein Kaninchen geschlachtet hatte. Weil Otto das ganz genau wusste, übernahm er diese Aufgabe. 

Währenddessen sammelte Karl lieber Holz und als das Huhn endlich über dem Feuer brutzelte, machten sie es sich im Gras bequem. Hier draußen waren sie ungestört, hier kam nie einer der Erwachsenen her. Dieser verlassene Ort lag so weit vom Schuss, dass sie sich keine Sorgen machen mussten.

Sollte irgendwann doch einmal jemand aus den Dörfern der Umgebung hier herkommen, dann konnten sie ihn von hier oben schon aus der Entfernung sehen. Denn er würde mit großer Sicherheit über die schmale Wiese kommen. Lehm konnte man hier nicht mehr abbauen, denn die Grube hatte sich mit Wasser gefüllt. Jetzt war ein kleiner See daraus geworden. Links und rechts der Wiese und des Sees stand dichter Wald. 

Das Geheimnis der weiblichen LustWhere stories live. Discover now