Schnipp-Schnapp - Teil 39

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Als Liesel endlich wieder auf der Straße stand, war es bereits viel zu spät für die Schule. Den ganzen Morgen hatte sie auf dem Revier verbracht und die schamlosen Blicke und Bemerkungen der Beamten ertragen. 

Einer war sogar auf sie zugekommen, hatte ihr zwei Finger vor die Nase gehalten und sie wie eine Schere auf und zu geklappt. „Schnipp-Schnapp!", hatte er gesagt und sie dabei auch noch angegrinst. Ihr war dabei angst und bange geworden. Sie hatte keine Ahnung, wie schnell die Dinge jetzt laufen würden und ob man sie vielleicht sogar noch am gleichen Tag beschneiden würde und so fürchtete sie sich wie nie zuvor in ihrem Leben, als man sie von ihrer Bank aufhob.

Doch ohne jede Erklärung hatte man ihr die Handschellen abgenommen und sie dann einfach vor die Tür gesetzt. Die anderen Mädchen hatte man gleich nach ihrem Verhör wieder entlassen. Das hatte sie gesehen. Aber ob man Karl bereits entlassen hatte oder ob man ihn noch immer gefangen hielt, wusste sie nicht und so hatte sie sich allein auf den Weg nach Hause gemacht.

Karl wurde nur eine Stunde nach ihr entlassen. Auch er wusste nicht, ob Liesel noch immer im Gewahrsam der Polizei war oder ob man sie bereits entlassen hatte. So hatte er nach wenigen Metern eine leere Droschke angehalten.

Eigentlich wollte er nach Hause fahren, aber jetzt ließ er sich doch lieber zur Adresse seines alten Freundes Hans Riemer fahren. Denn jetzt benötigte er dringend den Rat eines Anwalts. Wieder einmal war es so knapp gewesen! Wieder einmal war die Polizei im Haus und dieses Mal hatten sie ihm sogar schon Handschellen angelegt. So konnte es nicht weiter gehen! Die Einschläge kamen näher und jetzt brauchte er dringend den Rat seines Freundes.

Eine lange Zeit hatten sich die beiden Männer nicht gesehen und doch war es genau wie damals. Sie freuten sich und umarmten sich kurz. Hans ließ seine Sekretärin alle Termine nach hinten verschieben und nahm sich Zeit für Karl, denn er dachte sich bereits, dass der ihn nicht wegen ihrer alten Freundschaft aufgesucht hatte.

„Na dann erzähl mal! Was hast du angestellt?"

„Ich sitze so richtig tief in der Tinte!"

Hans lächelte nur und sagte nichts dazu. Stattdessen öffnete er zwei Bier und stellte Karl eine Flasche hin. Noch immer trug er einen Pferdeschwanz. Aber nur noch wenige Haare am Hinterkopf waren ihm für ein dünnes Schwänzchen geblieben. Die Haare oben auf seinem Kopf hatte er alle verloren.

„Ich lebe in einer riesigen Villa in Charlottenburg. In dieser Villa habe ich auch meine Arztpraxis."

„Hast du dein Studium doch noch geschafft?" Hans war ein wenig erstaunt.

Doch Karl schüttelte den Kopf. „Ich arbeite zwar als Arzt und habe meine eigene Praxis, aber ich bin kein Arzt. Ich bin nur ein Schwindler."

Gerade wollte Hans einen Schluck aus seiner Flasche nehmen, aber jetzt prustete er vor Lachen los und bekleckerte sich mit seinem Bier.

„Ist das dein Ernst?"

Doch Karl schaute ihm direkt in die Augen und nickte. „Mein voller Ernst!"

„Du sitzt wirklich in der Tinte! Erzähl doch mal von Anfang an. Wie hat das angefangen? Wie bist du da hineingeraten?" Hans grinste noch immer.

So erzählte Karl seinem Freund alles, wie er von Maria bei Gerda aufgelesen wurde, wie sie ihm die fertigen Urkunden gegeben hatte, wie er ihr auf den Leim gegangen war und sie geheiratet hatte. Er erzählte auch von Liesel und von seiner Liebe zu ihr und dass er sich von Maria scheiden lassen wollte, um mit Liesel zusammenzuleben.

Doch Hans schüttelte nur den Kopf. „Bist du irre? Du kannst dieses Mädchen doch nicht in deine kriminellen Machenschaften hinein ziehen! Wenn deine Maria wirklich eine Mörderin ist und es zum Prozess kommt, dann wird sie versuchen ihren Hals zu retten und alles ausplaudern. Dann ist es vorbei mit der Liebe zu deiner kleinen Freundin! Dann erfährt sie, wen sie sich da geangelt hat. Dann bist du nicht länger Doktor Karl Westphal, sondern ein Strafgefangener mit einer Nummer auf der Jacke. Selbst ich kann dir dann nicht mehr helfen. Du gehst in den Knast und zwar für viele Jahre!"

Das Geheimnis der weiblichen LustWhere stories live. Discover now