Der Glückspilz - Teil 41

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Endlich war die lang ersehnte Nachricht an der Hotelrezeption eingetroffen! Heinrich Schult las das Telegramm und rannte die Treppe hinauf zu Karls Zimmer. Dort hämmerte er in seiner unnachahmlichen Weise mit der Faust gegen die Tür.

Als Liesel ihm öffnete, war er überrascht. „Ihr tragt Kleidung? Alle beide?" Mit einem verschmitzten Lächeln lud er Karl und Liesel ein. „Wir haben einen Termin. Macht euch ausgehfein!"

Er freute sich auf seine Überraschung und rieb sich die Hände. Aber er sagte ihnen kein Wort darüber, wo er sie hinführen wollte. Auf dem ganzen Weg durch die Stadt lief er voraus und sprach kein einziges Wort. Plötzlich hielt er an und drückte eine große, schwere Tür auf.

„Sind wir hier in einer Bank?", fragte Liesel, doch schon wurde sie von Heinrich durch die Schalterhalle hindurch, einen Gang entlang und in ein Büro geschoben. Auch Karl war überrascht und schaute sich um. Dies war kein Raum, in dem die normalen Kunden empfangen wurden. Sie waren umgeben von, mit Holz getäfelten Wänden und ihnen gegenüber stand ein Mann mit einem Anzug, der es locker mit Karls maßgeschneiderten Anzügen aufnehmen konnte.

Lächelnd reichte er Liesel die Hand und deutete einen Handkuss an. Dann begrüßte er Karl und stellte sich als Franz Moser vor. Heinrich schenkte er nur einen kurzen, verschwörerischen Blick. Für Liesel sah es so aus, als ob die beiden sich kennen würden.

Mit einem freundlichen Lächeln bot er den Dreien bequeme Ledersessel an. „Bitte sehr! Nehmen sie Platz, meine Dame und meine Herren."

Noch immer lächelnd setzte er sich hinter seinen Schreibtisch aus Mahagoni.

„Als Erstes möchte ich ihnen mein Beileid für den Verlust ihrer Frau aussprechen." Nur kurz schaute Franz Moser Karl an und als der nickte, schlug er einen dünnen Aktenordner auf. Nur ein einziges Blatt Papier lag darin. 

„Ich bin froh, ihnen mitteilen zu können, dass sie, Herr Westphal, der alleinige Erbe ihrer Frau Maria Westphal sind. Sie haben jetzt ein Konto bei der Commerzbank, das wir von heute an in ihrem Namen führen. Es enthält eine erhebliche Summe Geldes. Aber schauen sie selbst."

Mit einer eleganten Handbewegung drehte er den Ordner um und schob ihn Karl hinüber. Der warf einen Blick auf das einzelne Blatt Papier und war schockiert von der Summe.

„Das ist ja unglaublich. Ich wusste nicht, dass meine Frau ein zweites Bankkonto hatte!"

„Vielleicht kann Herr Schult dazu ein paar Worte sagen", meinte Herr Moser und sah Heinrich an.

„Bei der zweiten, sehr viel gründlicheren Durchsuchung ihres Hauses wurden monatliche Abrechnungen zu einem Konto bei der Commerzbank gefunden. Durch meine Kontakte zur Polizei habe ich dafür gesorgt, dass die Commerzbank in Berlin einen Totenschein erhält. Weil jetzt klar ist, dass sie nach geltendem Recht der alleinige Erbe ihrer Frau sind, gehört dieses Geld ihnen."

Bestätigend nickte Herr Moser. „Weil das ein Konto für Geschäftskunden ist, können sie weltweit in allen Filialen der Commerzbank darüber verfügen", setzte er hinzu.

Stolz auf seine Leistung grinste Heinrich Schult die beiden Verliebten an.

„Um wie viel Geld geht es denn da?", fragte Liesel.

Karl nahm den Ordner vom Tisch und zeigte ihr die Summe. Sie schaute nur kurz auf die 181.000 Mark und reagierte vollkommen anders, als Karl oder Heinrich geglaubt hatten. Sie schnappte nicht nach Luft und sie freute sich auch nicht.

Still saß sie da und dachte nur wenige Sekunden nach.

„Wir werden uns mit den Enkeln von Doktor Magerkorn in Verbindung setzten und mit ihnen besprechen, wie viel von dieser Summe dir zusteht, wie viel du mit deiner Praxis verdient haben könntest und wie viel aus der Erbschaft ihres Großvaters stammen könnte. Alles, was uns nicht gehört, werden wir zurückgeben."

Das Geheimnis der weiblichen LustWhere stories live. Discover now