Kapitel 27

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"Sauron hat mich in Unterwäsche gesehen!"
Lumiel setzte sich abrupt auf und Legolas, der neben ihr auf einem Stuhl gesessen hatte, fiel vor Schreck von diesem herunter - nicht nur wegen der Prinzessin plötzlichen Aufsetzens, sondern auch wegen ihres Ausrufes.
"Sauron hat was?!", fragte er nach, um sicherzugehen, dass er sich nicht verhört hatte.
Lumiel sah sich um. Diese Stimme kannte sie. Doch wieso kam sie von unter ihr? Sie schaute über die Bettkante und entdeckte den Elben, der mit aufgerissenen Augen zu ihr hochsah.
Sie kicherte schnaubend.
"Was machst du denn da unten?"
Legolas richtete sich wenig elegant auf und versuchte die Peinlichkeit zu überspielen, indem er seine Frage wiederholte, dieses Mal mit mehr Nachdruck als Entsetzen.
"Hm?", machte die Prinzessin und überlegte.
Sie stellte fest, dass sie sich kaum erinnern konnte, was geschehen war, nachdem sie, Legolas und Aragorn in das Schlafquartier der Männer gestürmt waren und sie Pippin ohne nachzudenken die Kugel aus der Hand gerissen hatte. Und je länger sie über die Situation nachdachte, desto mehr fiel ihr wieder ein: die Anziehung, der Schmerz, die Dunkelheit, Nicht-Théodred und Sauron.
"Was ist passiert?", fragte sie argwöhnisch, anstatt die Frage ihres Freundes zu beantworten.
Legolas sah sie ungeduldig an.
"Du hast Pippin den Palantír weggenommen und bist ohnmächtig geworden", fasste er die Geschehnisse kurz zusammen. "Aragorn hat dir den Stein abgenommen und ist auch ohnmächtig geworden, im Gegensatz zu dir jedoch nur für eine Stunde. Du hast fast die ganze Nacht lang geschlafen. Und du hattest Schmerzen, bevor du bewusstlos wurdest. Du hast wie am Spieß geschrien. Und dann wachst du, mehrere Stunden später, auf, als wäre nichts gewesen und verkündest, der Feind hätte dich in Unterwäsche gesehen. Ich weiß nicht, wie es dir an meiner Stelle ginge, aber ich hätte ganz gern eine Erklärung dafür."
Lumiel nickte langsam.
"Verständlich", meinte sie und sah sich wieder um.
Sie lag in einem kleinen Zimmer, in dem, außer dem Bett, in dem sie lag, nur noch eine Kommode und der Stuhl standen, auf dem Legolas gesessen hatte.
"Wie geht es Pippin?", fragte sie. "Und Aragorn?"
Legolas atmete mehrere Male tief ein und aus. Er war nicht von aufbrausender Natur. Tatsächlich äußerte sich sein Temperament eher in Kälte, wenn er wütend oder frustriert war. Doch Lumiel hatte ein einzigartiges Talent dafür, ihn so wütend zu machen, dass er sie anschreien und schütteln wollte. Wie konnte eine einzelne Person nur so frustrierend sein?!
Er zwang sich zur Ruhe und antwortete langsam: "Pippin ist, verständlicherweise, verängstigt, aber sonst geht es ihm gut. Gandalf hat sich um ihn gekümmert. Aragorn ist der Palantír aus der Hand gefallen, als er ohnmächtig wurde. Ihm geht es von euch dreien am besten."
Lumiel seufzte erleichtert.
"Lumiel", versuchte er ein weiteres Mal, ihr zu entlocken, was geschehen war. "Eine Erklärung bitte."
Sie sah ihn an und seufzte dann resigniert.
"Sauron hat mich nicht in Unterwäsche gesehen", sagte sie dann, eine Mischung aus Genervtheit und Resignation in ihrer Stimme. "Außer natürlich, er hat so tief in meinen Erinnerungen gegraben, dass er die Bilder von mir vor dem Spiegel gesehen hat, in dem Fall hat er das doch."
Die Tür flog auf und Gandalf stürmte, gefolgt von Théoden, Éomer, Aragorn, Gimli und den beiden Hobbits, herein.
"Du solltest doch Bescheid geben, wenn sie erwacht", schimpfte der Zauberer mit dem Elben.
"Bescheid", kommentierte Lumiel und grinste frech.
Théoden setzte sich auf die Bettkante.
"Geht es dir gut?", fragte er besorgt und musterte sie von oben bis unten.
Lumiel nickte.
"Dann kann ich dich ja jetzt in aller Ruhe schelten", meinte er und stand wieder auf.
Doch bevor er anfangen konnte, unterbrach Gandalf ihn: "Das müsst Ihr auf später verschieben. In der Zwischenzeit haben wir größere Probleme."
Er wandte sich an die junge Frau, die noch immer in ihrem Bett saß.
"Und jetzt erzähl mir, was du gesehen hast."
Lumiel stöhnte und ließ sich in ihr Kissen zurückfallen.
"Muss das sein?", fragte sie. "Ich habe nicht das Bedürfnis dazu. Ihr werdet euch doch nur Sorgen machen und ich habe nichts gesehen, wirklich nicht. Und ich habe auch nichts gehört, was irgendwie von Bedeutung sein könnte."
Gut, bis auf den Fakt, dass er mich holen und die Drachen wieder aufleben lassen will, fügte sie in Gedanken hinzu.
Gandalf sah sie streng an.
"Lass das mal meine Sorge sein", erklärte er. "Was hast du gesehen oder gehört. Die Wahrheit. Jetzt."
Lumiel verkniff sich ein weiteres genervtes Stöhnen.
"Na schön", gab sie nach. "Aber sagt mir hinterher nicht, ich hätte euch nicht gewarnt."

Von Maerwyn und Lumiel (Der Herr der Ringe Fan-Fiction)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum