Kapitel 2

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Nachdem Maerwyn im Zimmer der Hobbits deren Betten mit mehreren Kissen und Decken präpariert hatte, um es so aussehen zu lassen, als schliefen diese darin, kehrte sie zu den anderen zurück.
Mit diebischer Freude, die in dieser Situation weniger als unangebracht war, verkündete sie, dass der Köder platziert sei und die Hobbits nun beruhigt schlafen könnten.
Dieses Angebot nahmen die Hobbits, die sich als Samweis Gamdschie – Sam – Meriadoc Brandybock – Merry– und Peregrin Tuk – Pippin – vorgestellt hatten, dankend an. Sie kuschelten sich in das große Bett im Raum und waren innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.
Frodo hingegen blieb wach, genau wie Aragorn und Maerwyn.
Der Waldläufer hatte sich, sein Schwert in der Hand, auf einem Stuhl am Fenster niedergelassen und beobachtete die Straße unter ihnen. Die Prinzessin stand mit ihrem Bogen in der einen und einem Pfeil in der anderen Hand neben der Tür.
„Ihr seid eine Frau", bemerkte Frodo, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war.
„Wirklich?", Maerwyn schaute erstaunt an sich herunter. „Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Vielen Dank für den Hinweis."
Der Hobbit senkte den Blick. Seine Ohren liefen knallrot an.
Die junge Frau kicherte.
„Wenn man als Frau durch Mittelerde streift, ist es besser, wenn man sein Geschlecht nicht offen preisgibt. Männer können" sie zögerte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden, „faszinierende Ansichten haben."
Frodo nickte verständnisvoll.
Das Donnern von Pferdehufen auf der Straße unter ihnen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Maerwyn schickte Frodo zu Aragorn und machte sich bereit, im Fall der Fälle die Tür zu verteidigen.
Sam schreckte aus dem Schlaf hoch, als einige Zimmer weiter Lärm zu hören war. Als lautes Kreischen folgte, erwachten auch Merry und Pippin.
„Ich glaube, man hat unsere List entdeckt", kommentierte Maerwyn.
Aragorn ging nicht darauf ein und die Hobbits waren zu sehr damit beschäftigt, den Waldläufer verängstigt anzusehen. Also beschloss sie, zu schmollen.
„Was sind sie?", fragte Frodo.
Streicher wandte seinen Blick vom Fenster ab.
„Sie waren einst Menschen", klärte er auf, „große Könige der Menschen. Dann gab Sauron, der Verräter ihnen neun Ringe der Macht. Blind durch ihre Gier nahmen sie sie ohne Fragen zu stellen. Einer nach dem anderen fielen sie in die Dunkelheit. Nun sind sie Sklaven seines Willens."
Dieses Mal kam das Kreischen von der Straße, zusammen mit dem heftigen Aufschlagen von Hufen.
Maerwyn wagte sich von ihrem Platz an der Tür zu Aragorn und Frodo ans Fenster.
Unter ihnen waren die Ringgeister aufgesessen und wendeten gerade ihre Pferde, die stiegen, als sie herumgeworfen wurden.
Das hatte wohl Frodos Frage bewirkt.
„Sie sind die Nazgûl", trug sie ihren Teil zu der Erklärung bei, „Ringgeister, weder lebendig noch tot. Zu allen Zeiten spüren sie die Anwesenheit des Ringes, werden von der Macht des Einen angezogen. Ich hasse es, dir das sagen zu müssen, Frodo, aber sie werden niemals aufhören, dich zu jagen."

Nach dieser düsteren Prophezeiung hielt Maerwyn es fast für ironisch, als sie den Hobbits sagte, sie sollten doch noch eine Mütze voll Schlaf nehmen. Wer könnte nach so einer dramatischen Enthüllung noch gut, geschweige denn überhaupt, schlafen.
Entsprechend war auch die Stimmung am folgenden Morgen, als sie, Aragorn und die vier Hobbits von Bree in Richtung Bruchtal aufbrachen. Nur hatten sie ihren neuen Gefährten nicht gesagt, wohin die Reise gehen sollte. Das Misstrauen der kleinen Leute war also nicht unbedingt ungerechtfertigt.

Aragorn legte ein ordentliches Tempo vor, vor allem dann, wenn ihr Weg sie durch offenes Gelände führte. Die Hobbits hatten einige Probleme, mit ihm mitzuhalten und so musste Maerwyn ihn mehrmals daran erinnern, dass sie nicht alle vier auf Lutz, das Pony, das sie in Bree gekauft hatten, setzen konnten und, dass er doch gefälligst seine langen Beine ein wenig langsamer bewegen solle, wenn er nicht wollte, dass sie einen Hobbit verlören.
Abgesehen davon blieb die Frau jedoch weitestgehend still. Sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung, hielt nach dem kleinsten Zipfel des Mantels eines Ringgeistes Ausschau, zog Lutz am Zügel hinter sich her und passte auf, dass alle Hobbits genau da waren, wo sie sein sollten.
„Wohin bringt Ihr uns?", fragte Frodo irgendwann, nachdem ihm das ewige Gerenne und die mangelnden Antworten zu viel geworden waren.
„In die Wildnis", gab Aragorn kurz angebunden zurück.
Maerwyn neben ihm schnaubte belustigt, gab jedoch keine ausführlichere Antwort und kommentierte die ihres Freundes auch nicht.
Irgendwann übergab sie Lutz an Sam und hielt sich neben Aragorn, was ihr die geniale Möglichkeit einbrachte, die Gespräche der Hobbits mit anzuhören.
„Woher wissen wir, dass diese Streicher und Schatten Freunde von Gandalf sind?", wollte Merry von Frodo wissen.
Der Ringträger antwortete: „Ich glaube, ein Diener des Feindes würde freundlicher aussehen, aber grimmiger wirken."
„Sie sind grimmig genug."
Die Prinzessin musste sich zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Noch nie hatte sie den Eindruck gehabt, dass sie ihre königliche Herkunft so gut versteckt hatte.
„Wir haben keine andere Wahl, als ihnen zu vertrauen", meinte Frodo.
„Aber wo führen sie uns hin?", mischte sich nun auch Sam ein.
Maerwyn drehte sich um, ging rückwärts und verkündete: „Nach Bruchtal, Meister Gamdschie, zum Hause Elronds."
Hätte Aragorn sie nicht im letzten Moment zur Seite gezogen, wäre sie gegen einen Baum gelaufen. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, während Sam sich freute, dass sie Elben sehen würden.

Von Maerwyn und Lumiel (Der Herr der Ringe Fan-Fiction)Where stories live. Discover now