Vier.

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Mir war immer noch kalt. Und zwar so richtig. Ich trug die Winterjacke meiner Uniform auch noch, als ich den Flur zu meinem nächsten Gespräch entlang ging. Der Beamte vor der Tür öffnete wortlos die Tür.

Thaddeus Tjarks saß mit T-Shirt im Raum, während ich mir den dünnen Stoff meiner Bluse immer noch gegen einen weiten Hoodie getauscht wünschte.

"Ihnen ist kalt". Seine Stimme klingt so tief, wie am Tag zuvor. Wie hätte sie sich auch ändern sollen, Eve?

"Sieht so aus", gab ich zurück und setzte mich hin.

"Also, Herr Tjarks. Wie geht es Ihnen?", begann ich ohne eine große Begrüßung.

Er schnaubte und lehnte sich zurück. "Wie soll es mir denn gehen?" 

Gott, kann er nicht einfach antworten?

"Ich schreibe das Ihnen nicht vor. Ich erwarte lediglich ehrliche Antworten."

"Den Umständen entsprechend", meinte er schließlich und machte dabei eine Geste, während der er sich weit nach links und rechts lehnte. Der Beamte neben mir verspannte sich. Den jungen Mann hatte ich vorher nicht beachtet. Er schien neu zu sein, denn ich hatte ihn vorher noch nie gesehen. Aber so sollte es auch sein. Meine Aufmerksamkeit sollte ganz und gar dem Straftäter gewidmet sein. Den Straftäter, genau Eve!

"Hervorragend. Also, dann erzählen Sie doch mal."

"Was soll ich denn erzählen?"

"Was Sie wollen. Kindheit, Jugend, Gegenwart, Gefühle, Abendessen. Ich kann mit allem etwas anfangen."

Wieder dieses Schnauben. "Das glaube ich nicht."

"Probieren wir's aus". Ich zog meine Augenbrauen erwartungsvoll in die Höhe.

"Das ist krank", meinte er und schüttelte den Kopf.

"Nun ja. Ich würde das eher als meinen Job bezeichnen. Denn für diese Krankheit bekomme ich mein Gehalt."

Freudloses Lachen. Wieder ein Kopfschütteln. "Alle Psychologen die ich bisher kennenlernen durfte, hatten 'nen Rad ab, aber Sie übertreffen echt alles." Aha! Ich bin also nicht die Erste. Interessant. Mit flinken Fingern mache ich mir eine Notiz auf meinen Block.

"Was machen Sie da?"

"Notizen."

"Wofür?"

Ich seufzte leise. "Um Ihnen zu helfen."

"Als ob."

"Sie müssen mir nicht glauben"

"Ich glaube Ihnen."

"Aber?"

"Aber ich glaube nicht, dass sie dazu in der Lage sind?"

Jetzt war ich es die ihn verwundert anschaute "Warum?"

"Wie wollen Sie einem Menschen helfen, dem es bereits wunderbar geht?"

"Ich glaube nicht, dass es ihr Lebensziel war hinter Gittern zu sitzen. Oder irre ich mich, Herr Tjarks?"

Er erwiderte nichts.

~~
Ich bin immer noch so am cringen. Leute warum lest ihr sowas?
Hochachtungsvoll,
2018-Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt