Achtundvierzig.

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"Was machst du hier?"
"Das hier ist mein Büro."
Er seufzte. "Fein. Was mache ich hier?"
"Ist das nicht offensichtlich?"
"Nein. Sonst hätte ich nicht gefragt."
Und wieder überraschte mich die Eiseskälte mit der er antwortete. So, als wären die letzten Wochen nur in meinem Kopf passiert. Als würde das alles gar nichts mehr zählen.
Und vielleicht machte gerade das mich so unendlich traurig.
"Okay, dann will ich dir das mal so erklären: Ich war gestern bei Ardy."
Seine Augenbrauen wanderten milimeterweise in die Höhe. "Aha."
Das war vielleicht nicht die erwünschte Antwort gewesen, allerdings war mir auch nicht wirklich klar, was genau ich erwartet hatte.
"Er hat wirres Zeug geredet, was für mich nicht wirklich Sinn ergeben hat und-"
"-jetzt hoffst du, dass ich dir da weiterhelfen kann, oder was?"
Ich nickte. Es machte mir immer noch Angst, wie er schon mit seiner Stimme Distanz zwischen uns wahren konnte. Sein Tonfall war in der Vergangenheit so anders gewesen. Einladender. Herzlicher. Erwünschter.
"Ich werde dir nicht mehr sagen, als letztens schon."
"Ardy ist dein bester Freund. Und er hat gesagt, dass du kein schlechter Mensch bist. Wenn es einer weiß dann er, oder irre ich mich da?"
"Vielleicht ist Ardy aber auch jemand, der dazu neigt, Dinge besser darzustellen als sie es in Wirklichkeit sind, schon einmal darüber nachgedacht?"
Ihn ignorierend, fuhr ich fort: "Gleichzeitig meinte er aber auch, dass du... das... wieder tun würdest. Was... warum?"
Wieder legte Thaddeus den Schalter um. Er wurde laut, wütend, ungeduldig.
"Was weiß ich denn? Meine Fresse, kann ich in seinen Kopf hineingucken? Im Gegensatz zu dir, hab ich diesen Psycho-Quatsch nämlich nicht studiert, okay? Also, wenn du Antworten haben willst, frag ihn doch einfach selbst und beauftrage nicht mich damit ihm irgendwelche Antworten aus den Rippen zu leiern."
Das Einzige wozu ich imstande war, war den Kopf zu schütteln. Ich verstand ihn nicht. Was hatte ihn zu seiner Verschlossenheit veranlasst? Ich wollte die Antwort nur zu gerne wissen, aber er hatte mir mehr als nur klargemacht, dass diese nicht aus seinem Mund kommen würde.
"Warum?", flüsterte ich. Zu mehr schien ich nicht mehr fähig.
"Was warum?", antwortete er forsch. Das wusste ich selbst nicht so wirklich. Vermutlich war das die Frage, deren Antworten ich nie bekommen würde. Und - wie auch immer - ich schien mich damit in diesem Moment abfinden zu können. Zumindest redete ich mir das ein. 
Ich seufzte also ein mal und fuhr mir mit meinen Fingerkuppen über die Schläfen. Ich hatte einiges an Schlaf nachzuholen.
"Wie auch immer, scheint ja sowieso egal zu sein. Du kannst gehen."
Eine Weile sah er mich an. Fast ein wenig überrascht. Ich wusste nicht, was er erwartete. Dass ich weiter um ihn kämpfte, während er mir mit jedem seiner Worte zeigte, dass das doch sowieso vergebens zu sein schien. Das er diesen Kampf gar nicht erst zuließ, sondern sich gleich abschottete.
Vermutlich.
Ich war so nie gewesen. Aber jeder erreicht irgendwann mal die Grenze, an der er merkt, dass alle Bemühung umsonst sind. Und an der half nur eines. Gefühle nicht mehr zulassen.

Auch nach mehreren Augenblicken machte er noch immer keine Anstalten aufzustehen.
"Da vorne ist die Tür", erklärte ich tonlos. Erst dann schien er aus seiner Trance zu erwachen. Ruckartig stand er auf und öffnete ohne ein weiteres Wort die Tür, vor der ihn schon ein Wärter erwartete, um ihn die Handschellen anzulegen und ihn in seine Zelle zu führen.

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Guten Abend (:
Kann sein, dass heute noch ein paar Kapitel kommen. So Lesenacht-mäßig, da sich die Fanfiction sowieso langsam dem Ende nähert und ich fertig werden will :D
Feedback ist allerdings immer noch mehr als willkommen!
-xx Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt