Fünfzig.

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"Was wollt ihr ihr?"
Die gleiche abweisende Stimme wie vor einigen Wochen.
Allerdings schien Ardy sich das im Gegensatz zu mir nicht gefallen zu lassen.
"Was geht denn mit dir ab? Ich hab' dir nichts getan, also komm mal wieder runter."
Thaddeus blieb still. "Also, ich bin mir sicher, dass du weißt warum wir hier sind, Bruder?"
Langsam nickte er.
"Und ich wiederhole mich nur äußerst ungern. Ich werde nicht mehr sagen, als ich schon getan habe."
Ardian schaute seinen Freund herausfordernd an.
"Fein. Aber dann tue ich es."
Thaddeus' Augen weiteten sich vor Überraschung. "Das wagst du dir nicht!"
"Schön, aber du bist ja auch nicht derjenige, der sich dein elendes Gejammer anhören muss. Wir können das ja wie im Kindergarten regeln. Ich zähl' jetzt bis drei und wenn du nichts sagst, dann ich."
"Ardy, das ist jetzt nicht dein-"
"Eins."
"Ardy!"
"Zwei.
Und
Dr-"
"Na schön, ist ja gut! Wahrscheinlich hast du ja sowieso Recht!"
Zufrieden ließ sich Ardy zurück in seinen Stuhl sinken und verschränkte die Arme vor der Brust. "Natürlich hab' ich das."
Und dann sah er zu mir. Sein Blick schien von Sekunde zu Sekunde weicher zu werden, während er nach den richtigen Worten suchte.
"Evelyn, es... es tut mir so unendlich leid. Ich weiß gar nicht, was in mich gefahren war, aber ich..."
"Sag mir einfach, was jetzt genau passiert ist, okay?", versuchte ich ihn irgendwie zu beruhigen, woraufhin er leicht nickte und noch einmal Luft holte.
"An dem Tag, ich war auf dem Weg zu Ardy und... Tom kam mir entgegen. Ich schwöre, der Typ sah schon von Weitem aus wie'n Wahsinniger. In seinem Blick lag sowas wie Mordlust. Natürlich hat er mich erkannt und hat angefangen wirres Zeug zu reden, von dem ich nur die Hälfte verstanden hatte. Dann hab ich das Messer in seiner Hand gesehen, hab ihn gefragt, was das soll, woraufhin er 'Wenn ich sie nicht haben kann, dann niemand' gemurmelt hatte. Ich bin nicht blöd, ich wusste, was er meinte. Und zu meinem Glück hatte ich mal 'ne Selbstverteidigunsausbildung und er hatte das Messer auch nicht richtig gehalten. Und so... kam eins zum anderen."
"Oh mein Gott", war das Einzige, was ich vorerst herausbrachte, bevor es still wurde. Ich brauchte einiges an Zeit, um das alles zu verdauen. Tom. Der wirkliche Psychopath. Mit dem ich mehrere Jahre zusammengewohnt hatte. Und nichts bemerkt hatte.
Was war ich eigentlich für eine Psychologin?
Aber jetzt ging es nicht um meine Berufswahl. Diesen Konflikt mit mir selbst, konnte ich auch später austragen.
"Warum hast du nichts gesagt?", flüsterte ich nach gefühlten Stunden.
"Ich - Ich wollte dich da nicht mit hineinziehen. Wer weiß, was das für dich heißt, wenn die herausfinden, dass du jemanden wie mir geholfen hast. Das konnte ich doch nicht zulassen. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, als auf Abstand zu gehen. Aber naja, im Endeffekt hab ich's ja auch so versemmelt."
Ich hatte nicht bemerkt, wie die ersten Tränen es geschafft hatten, den Weg aus meinem Auge zu finden. Aber jetzt lachte ich erst einmal. "Ja, das hast du wahrscheinlich. Aber jetzt müssen wir erstmal einen Weg finden, das Ganze irgendwie wieder in Ordnung zu bringen."
Auch sein Blick erhellte sich etwas, bevor er mir zuflüsterte: "Ich liebe dich."
Und bevor ich mich versah, hatten wir die Distanz, die der Tisch dargestellt hatte, überwunden und lagen uns in den Armen.

~~~

Das war das letzte 'richtige' Kapitel, aber wir sehen uns im Epilog noch einmal (:
Bis dahin, machts erst einmal gut!
-xx Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt