Zweiunddreißig.

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Den Rest meiner Arbeitszeit verbrachte ich - Gott sei Dank - in Ruhe und ohne Marie. So kam ich wenigstens auch mal zu was. Die Zeit verging sogar relativ schnell und als die Uhr dann endlich "Feierabend" sagte, hatte ich alles erledigt, was ich schaffen wollte. 

Also lief ich auf schnellstem Wege durch die vielen Gänge, erst zu meinem Fach, um mir Zivilkleidung anzuziehen, dann durch bewachten Areale und riesigen, automatisierten Stacheldrahttore, bis hin zur ersten Sicherheitskontrolle. In dieser, saß, wie eigentlich immer zu dieser Zeit Hank, dessen Bauch kaum noch in den winzigen Rum mit Gegensprechanlage passte. Aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Er saß eigentlich sowieso nur den ganzen Tag da, las Zeitung, nippte hin und wieder an seinem Kaffee und strich auf einer Liste die Besucher ab, die angemeldet waren. Dafür war er ganz nett. Vielleicht kein geeigneter Sicherheitsmann, da ihm sowieso alles am Arsch vorbeizugehen schien, aber das sollte mir egal sein. 

"Schönen Feierabend, Hank!", sagte ich und winkte im Vorbeigehen.

Er sah von seinem Playboy auf und nickte freundlich. "Man sieht sich, Eve!"

Draußen schlug mir die kühle Abendluft entgegen, die ich jedoch nicht lange genießen konnte,

"Eve, ich dachte schon, du kommst nie da raus!"

Erstaunt drehte ich mich um. "Sag mal, Marie, hast du nicht irgendwie schon seit 30 Minuten Feierabend!"

Sie lacht. "Ich muss noch bei etwas sichergehen!"

Wir setzten unseren Weg zum Parkplatz fort. "Na dann mal raus mit der Sprache!"

"Du...du wirst doch deine Flamme, wenn du sie das nächste Mal wieder siehst, dann richtig küssen...oder?"

Ich blieb abrupt stehen und lachte. "Du hast jetzt ernsthaft 'ne halbe Stunde hier draußen rumgestanden um mich das zu fragen?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Vielleicht...", gab sie mir kleinlaut zur Antwort.

Ich setzte mich wieder in Bewegung, immer noch lachend. "Marie, du bist unglaublich!"

"Unglaublich toll, unglaublich sexy, unglaublich schlau, dass weiß ich selbst", erzählte sie mir, wieder ganz die Alte, "aber das war keine Antwort auf meine Frage!"

"Ich kann dich ja jetzt schlecht enttäuschen, was?"

"Also ja?", fragte sie und klang dabei wie ein Kind, dessen Mutter ihr gerade erlaubt hat in den Freizeitpark zu fahren.

Zögerlich nickte ich.


~

Das das nächste Mal bereits der selbe Tag war, fiel mir erst wieder ein, als ich beinahe automatisch an der Psychiatrie parkte. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich jetzt verhalten sollte, geschweige denn er. Ich hatte mir kein Skript in meinem Kopf zurecht gelegt, in dem steht, was ich sagen könnte. Mir war mulmig bei der ganzen Sache. Ganz einfach. Ich hasste dieses betretene Gefühl, wenn man nicht weiß, was man sagen oder wie man sich verhalten soll. Das wollte ich um alles in der Welt verhindern.

Der ewiglange Flur erschien mir heute um einiges kürzer. Fiel zu schnell gelangte ich zur Tür, hinter der sich Thaddeus befand. Leise klopfte ich an.

"Ja?", erklang die tiefe Stimme auf der anderen Seite.

Ich drückte die Klinke herunter - und erschrak mich beinahe zu Tode. Nicht weil er noch schlimmer aussah als letztes Mal - was durchaus der Fall war - sondern weil er einfach mitten im Raum stand. Ansonsten war er so gut wie immer in seinem Bett zu finden und stand nicht, wie in einem schlechten Horrorfilm, nur mal so im Zimmer herum.

Nachdem ich meinen Puls wieder halbwegs auf Normalwerte gebracht hatte, fing ich an zu reden, obwohl ich immer noch keinen richtigen Plan hatte, was ich eigentlich sagen wollte.

"Uhm...hi"

Sehr kreativ. Wirklich.

"Ich..muss da noch was zu Ende bringen", meinte er, als hätte er mir gar nicht zugehört und kratzte sich am Hinterkopf. Seine Stimme klang rau und noch tiefer als sonst. Bevor ich ein noch kreativeres "Hä?" herausbringen konnte, überwand er den Abstand zwischen uns mit zwei großen Schritten. Und schon lag mein Gesicht wieder in seinen Händen und seine Lippen auf meinen. Und dieses Mal war es ein echter Kuss. Und was für einer. Zwar ganz zärtlich und doch mit so viel Gefühl. Als hätten sich diese über Jahre aufgestaut, nur um in diesem Moment herausgelassen zu werden.

Bevor er sich wieder von mir löste, streichte er mit seinen Lippen noch einmal kurz über meine, so wie er es beim letzten Mal getan hatte. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich meine Augen geschlossen hatte. Aber als ich sie wieder öffnete, lag ein Lächeln auf seinen Lippen und sein Gesicht schien wieder etwas Farbe bekommen zu haben, was ihn nicht mehr ganz so kränklich wirken ließ. Ich hoffte nur, dass dieser Zustand jetzt länger anhalten würde, denn so gefiel er mir eindeutig besser.


~~~

*Spongebob Stimme aus dem Off* 30 years later

Ok wir habens geschafft :D Endlich ^^

Sagt mal, bin ich eigentlich die Einzige, die ein unglaubliches Talent dafür hat, Feuerzeuge zu verschlampen und In-Ears kaputt zu machen? #justwondering .

Der eine Typ aus der schottischen Nationalmannschaft heißt Forrest und ich hab 'nen Ohrwurm. Vielen Dank dafür!

Feedback ist gerne gesehen, auch wenn ich im Moment nicht aktiv antworte. Ich hab mein Handy kaputt gemacht und jetzt das von meinem besten Frund und darauf empfange ich keine Mails :')

Machts gut!
Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt