Sechzehn.

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Das Urteil wurde zügig ausgesprochen. Nach Paragraf XYZ, bei Berücksichtung der psychologischen Fachberichte, wurde Thaddeus Tjarks auf unbestimmte Zeit, in eine offene psychiatrische Einrichtung eingewiesen. Besuch durfte zu geregelten Zeiten empfangen werden, auf Antrag durfte er die Psychiatrie sogar am Tage verlassen. Schon Ende der Woche, sollte er aus dem Gefängnis entlassen werden und sein neues Quartier beziehen.  Meiner Meinung nach war das eindeutig besser als 25 Jahre Knast.

Nach dem Prozess bekam ich noch einmal die Möglichkeit mit Thaddeus zu sprechen, wenn ich wolle. Sie brachten mich in einen kleinen Raum im Nebengebäude, in dem sich neben Thaddeus auch bereits Ardian befand. Dieser ging pausenlos auf und ab und redete dabei unverständliches Zeug. Als er mich bemerkte, ging er sofort auf mich zu:

"Bitte Sagen Sie mir, dass das jetzt ein schlechter Scherz ist!"

Vermutlich hätte er mich am liebsten an die Schultern gefasst und einmal kräftig durchgeschüttelt. Hat er aber nicht gemacht, da wir ja praktische Fremde waren. Trotzdem war ich offenkundig verwirrt.

"In welchem Sinne meinen Sie das, Herr Bora?"

"Die können Taddl doch jetzt nicht einfach in die Klapse stecken! Das können Sie doch nicht zulassen!"

Ich seufzte. Er verstand offenbar nicht. Also versuchte ich es noch einmal.

"Sie müssen verstehen, dass die Alternative 25 Jahre Knast heißt. Mit sehr eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten und keine Aussicht darauf, die Einrichtung in diesem Zeitraum zu verlassen."

Er sah mich einfach nur an, wusste nichts zu erwidern.

"Aber...er ist doch nicht verrückt."

Seine Stimme war nicht mehr als ein flüstern. An meiner Stelle antwortete Thaddeus.

"Vermutlich bin ich das schon. Auf jeden Fall bin ich lieber ein Verrückter, als ein Mörder."

Das war er so oder so, aber das musste ich ihm ja jetzt nicht unter die Nase reiben. Thaddeus fixierte mich mit seinen eisblauen Augen.

"Evelyn, ich danke Ihnen für Ihre Hilf und Ihren Einsatz. Ich weiß nicht, womit ich das verdient habe, aber auf jeden Fall stehe ich tief in Ihrer Schuld", bedankte er sich. An seiner Stimme erkannte ich, dass er es auch aufrichtig so meinte.

Ich nickte ihm kurz zu.

"Gern geschehen, Thaddeus. Sie werden Ende der Woche entlassen. Bitte stellen Sie sicher, dass Ihre Sachen bis zu dem entsprechenden Termin alle gepackt sind. Ich werde mich darum kümmern, dass alle psychologischen Berichte der psychiatrischen Einrichtung übersandt werden."

Er nickte und ich glaubte, auf seinen Lippen sogar ein schmales Lächeln zu sehen.

"Alles klar, hab' ich verstanden. Auf Wiedersehen, Evelyn."

"Machen Sie's gut, Thaddeus."

Dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich war stolz, den Tag überlebt zu haben. Und ich war froh, dass der Fall 'Thaddeus Tjarks' nun endgültig für mich abgeschlossen war. Ich würde ihn nie wieder sehen. Andere Psychologen würden sich nun um ihn kümmern müssen. Vielleicht würde ja meine Beziehung zu Tom auch wieder besser werden. Ich hätte ja nun mehr Zeit gehabt, da im Vorfeld schon mein Chef mit mir gesprochen hatte. Er wollte, dass ich die neuen Angestellten einarbeite und ihnen einen Blick über die Schulter werfe. Alles würde nun wieder besser werden. Endlich. Dachte ich.
Dass ich damit so falsch liegen würde, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen.

~~~~~

Gut, ich wollte das Kapitel gestern schon hochladen, aber dann hat es wieder angefangen zu gewittern und ich war noch nicht ganz fertig.

Dafür jetzt :D
Feedback ist immer willkommen :3

Machts gut!
Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt