Neunundvierzig.

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Mehrere Wochen ließ ich die Dinge ihren Lauf gehen. Ich vereinbarte keine weiteren Gesprächstermine mit Thaddeus Tjarks. Ich hatte tatsächlich gar nicht mehr mit ihm gesprochen. Und ich versuchte so wenig wie möglich an ihn zu denken. An unsere gemeinsame Zeit. An seine Zurückweisung. Einfach an alles.
Und natürlich lies einen das früher oder später depressiv wirken.
So kam es, dass meine miese Stimmung irgendwann auch Marie auffiel, die sofort etwas, wie einen Mädelsnachmittag einfädelte.
Also saß ich jetzt hier. In der Innenstadt, in einem niedlichen Seitenstraßencafé und nippte an meiner heißen Schokolade. Ich hatte mich viel zu früh auf den Weg gemacht, weshalb ich nun auf Marie warten musste, die sich sowieso immer verspätete.
Also starrte ich meine Tasse an, wobei ich versuchte nicht zusehr auszusehen, als würde ich Trübsal blasen. Das erforderte einiges an Konzentration und Disziplin, so dass ich mich herzhaft erschreckte, als sich jemand auf den Stuhl gegenüber von mir fallen lies und meinen Namen sagte.
Mein Blick wanderte von der Tasse hoch.
"Ardian", stellte ich schon etwas überrascht fest. Mit ihm hatte ich wirklich nicht gerechnet.
"Gut kombiniert!"
Er zwang sich zu einem Lächeln. Die vergangenen Wochen schienen nicht nur bei mir Spuren hinterlassen zu haben.
Als ich nicht antwortete, fuhr er fort: "Wie geht's dir?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Den Umständen entsprechend, schätze ich."
"Er hat also noch nicht weiter mit dir gesprochen?"
Natürlich wusste ich, wen er meinte, also schüttelte ich den Kopf. Daraufhin rieb er sich die Augen, so als würde er nachdenken, sagte aber nichts.
"Und du?"
"Viel zu oft, glaub mir. Und  jedes Mal wirkte er verzweifelter. Heult mir vor, wie sehr er dich liebt."
Ich lachte bitter auf. "Und du bist dir sicher, dass wir von ein und derselben Person reden? Ich hab' da nämlich ganz Anderes erlebt."
Er lies sich zurück in den Stuhl fallen und seufzte. "Was hat dieser Typ eigentlich vor?"
"Wenn ich das wüsste."
Eine Weile blieb er so sitzen, in seinem Kopf schien etwas zu arbeiten, bis er sich ruckartig zu mir hinüberlehnte.
"Weißt du was? Ich hatte ja eigentlich nicht viel davon gehalten Amor für euch Zwei zu spielen, aber so langsam reicht's mir. Du sitzt hier und siehst aus wie drei Jahre Regenwetter. Taddl als würde er - nun ja- im Knast sitzen, halt. Und im Endeffekt könntet ihr's doch so viel einfacher haben!"
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mir irgendwie einen Reim auf seine Worte zu machen, wobei ich aber kläglich versagte.
"Ardian, jetzt hör auf in Rätseln zu sprechen! Worauf willst du hinaus?"
Auf seinen Lippen bildete sich ein verschwörerisches Lächeln. "Du kannst nicht zufällig wieder so ein Gesprächs - Dings - Bums veranlassen?  Wie das letzte Mal. Nur wir Drei. Wir müssen Taddl zum Reden bekommen, anders wird aus dieser Situation ja nie ein Happy-End!"
Verwirrt nickte ich, auch wenn ich immer noch keinen wirklichen Schimmer hatte, was das Ganze jetzt sollte. "Ja, ich denke das lässt sich einrichten."
Nun grinste er über das komplette Gesicht und ich fragte mich wann er das zum letzten Mal getan hatte. "Sehr gut! Ruf mich dann an ja?"


~

Und tatsächlich. Zwei Tage später saßen wir alle Drei gemeinsam in einem Raum. Und ich würde vielleicht doch endlich meine so ersehnten Antworten bekommen.

~~~
Zwei Kapitel an einem Tag. Premiere Freunde :D
Und das, wenn sowieso nur noch vielleicht zwei Kapitel fehlen :')
-xx Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt