Acht.

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"Es ist...kompliziert mit ihm. Ich werde nur schwer aus ihm schlau."

Das war die Wahrheit. Mein Chef gegenüber von mir trank einen Schluck von seinem Kaffee. Meinen lies ich unberührt. 

"Erklären Sie mir das", seine Stimme klang freundlich wie immer. 

"Ich... es ist verwirrend. Sie haben meine Berichte doch gelesen, nicht wahr?"

Er nickte und nahm den nächsten Schluck. 

"Als er mir die Geschichte mit seinem Vater beschrieb, passte er nicht in das Bild, was mir Studium und Erfahrung über Psychopathen vermitteln haben. Er zeigte heftige Gefühlsausbrüche. Er hat gezittert, sah beinahe paranoid aus. Er tat mir leid. Und gestern dann... da war er so, wie man es erwartet. Er erklärte mir, wie er die zwei kleinen Mädchen ermordet hatte. Ohne jegliche Gefühlsregung. Und als ich ihn dann fragte, ob oder was er dabei gefühlt habe, antwortete er 'Nichts' Bis auf Hass."

Herr Berg sah mich eine Weile forschend an. Nach einer gefühlten Ewigkeit beugte er sich über den Schreibtisch näher zu mir heran. Kaffeegeruch stieg mir in die Nase. Normalerweise liebte ich Kaffee, doch jetzt hätte ich einfach nur kotzen können.

"Frau Schüler, ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Über meine Studienzeit. Nun zugegeben, diese liegt schon etwas zurück, aber eines habe ich nie vergessen. Mein Professor damals sagte mir einmal, dass Psychopathen ein Spiel spielen. Sie täuschen Gefühle vor um ihre Ziele zu erreichen. Und sie sind gut daran. Deshalb erkennen wir sie schwer. Und vielleicht ist das auch das Ziel dieses Spiels. Nicht erkannt zu werden. Aber wir spielen ebenfalls. Als Psychologen stellen wir gezielte Fragen um ebenfalls zu unseren Ergebnissen zu kommen. Aber es ist nur ein Spiel. Mehr nicht. Klingt logisch, was? Besonders Spaß macht es, wenn wir unsere Spiele gegeneinander Spielen, Psychologe gegen Psychopath, verstehen Sie? Und meistens gewinnen wir. Meistens. Und nun frage ich Sie: Glauben Sie, dass Sie das Spiel gegen Herrn Tjarks gerade verlieren?"

Ein Spiel? War es das wirklich? Auf meiner Seite vermutlich schon. Ich stellte meine Fragen und bekam die Antworten, die ich brauchte. So lief das. Aber bei Thaddeus? Wenn diese Gefühlsausbrüche gespielt waren, konnte er das ziemlich gut. Und das beunruhigte mich. Ich beschloss später zu Hause ein wenig zu recherchieren.

Dann wechselte mein Chef das Thema. Für ihn war mit der Denkpause die Sache gegessen.

"Wie dem auch sei. Ich habe heute früh einen Anruf erhalten. Von einem Mitbewohner von Herrn Tjarks. Er wollte einen Besuch beantragen."

"Und was haben Sie geantwortet?"

"Dass ich zurückrufen werde. Ich wollte das Ganze erst mit Ihnen besprechen, Frau Schüler. Schließlich gibt es Niemanden hier, der mehr Gespräche mit dem Angeklagten geführt hat als Sie."

Ich nickte nachdenklich. Dann erkannte ich meine Chance.

"Sagen Sie zu. Unter der Bedingung, dass ich bei dem Gespräch dabei sein darf. Und ich will vorher mit seinem Mitbewohner sprechen, bitte."

Vielleicht würde ich schlauer werden, wenn ich ihn einmal in Gegenwart vertrauter Personen erleben würde. Und bei der Gelegenheit konnte ich auch gleich mit einem reden.

"Gut. Dann haben wir das geklärt. Danke, dass ich Ihre Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Sie können dann jetzt Feierabend machen. Ich wünsche ein angenehmes Wochenende, habe ja gehört, dass Sie frei haben."

"Ebenfalls", sagte ich freundlich und machte mich auf den Weg nach Hause.

Dort spürte ich wieder diese Kälte. Tom machte mir einen Kamillentee. Ich hasste Kamille. Und wieder fragte ich mich, wie es kam, dass der Mann mich so wenig kannte. Aber das tat nichts zur Sache. Meine Gedanken waren bereits beim nächsten Tag, denn ich hatte nicht vor, mein freies Wochenende tatenlos zu verbringen.

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Ardy incomming :D
Krank sein lutscht. Ich glaub mein Bauch führt im Moment ein Eigenleben. Meh

Machts gut!
Lali

The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt