Sechsunddreißig.

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Thaddeus saß auf dem Sofa und schaute fern. Als er mich bemerkte, machte er den Fernseher aus und schaute mich erwartungsvoll an.

"Alles geregelt", erklärte ich ihm, "Du bleibst jetzt die nächste Zeit erstmal hier. Wie es dann weiter geht müssen wir sehen."

Er nickte langsam. "Danke nochmal."

Ich lies mich gegenüber von ihm auf dem Sessel nieder und zog die Beine an den Körper. Zwischen uns herrschte eine erstickende Stille. Ich für meinen Teil wusste nicht so recht, was ich sagen sollte. Mir war schon klar, dass ich früher oder später mit ihm reden musste. Über alles. Den Kuss, meine Gefühle, seine anscheinend auch, über seine Freundin. Oder Ex. Wie auch immer.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, seufzte Thaddeus einmal lauthals und sagte dann: "Du Evelyn?"

"Hm?"

Ein weiteres Seufzen. "Ich, mein Gott, wie soll ich das jetzt sagen?"

"Wir sollten reden", schlug ich ihm vor.

"Ja, ich denke, dass passt ganz gut", meinte er und kratzte sich flüchtig am Hinterkopf.

"Na, dann.."

"Ich bin nicht sonderlich gut im Reden", gab er zu.

"Da sind wir schon mal zwei!"

"Ist das nicht irgendwie dein Job?"

Ich starrte angestrengt auf meine Hände. "Schon. Aber nicht über...diese Dinge."

Ich kam mir mittlerweile vor, wie in einem dieser Highschool-Liebes-Dramas. Wenn jetzt noch jemand angefangen hätte zu singen, wär's perfekt gewesen. 

"Fein. Aber wie gesagt, ich bin kein Mann der großen Worte und du hast hundertprozentig ein schöneres Liebesgeständnis als dieses hier verdient", Moment! Hatte er das wirklich gerade gesagt? "Aber ich kann das jetzt auch nicht ändern und deshalb sage ich's jetzt einfach gerade hinaus. Evelyn, verdammt, ich liebe dich. Und ich weiß, dass das mit uns nicht funktionieren kann, dass ich nicht gut für dich bin, dass ich dich nicht verdiene, aber ich kann nichts..."

Weiter kam er nicht. Fast wie automatisch war ich aufgestanden, ohne dass ich es bemerkt hatte. Die kurze Distanz zwischen uns, hatte ich schnell überwunden. Ich stützte mich mit den Knien auf dem Sofa hab, nahm sein Gesicht in meine Hände und presste meine Lippen auf die seinen. Größtenteils um ihn zum Schweigen zu bringen. Ich wollte sowas nicht aus seinem Mund hören. Er sollte so etwas nicht sagen. Ich wollte nicht hören, dass das mit uns nicht funktionieren würde. Ich wollte nicht wissen, dass er der Meinung ist, dass er mich nicht verdient hatte. Generell wollte ich keine negativen Gedanken mehr aus seinem Mund hören. Ich wollte, dass alles besser wird, dass unsere Leben sich endlich ein wenig normalisierten. Und das gemeinsam.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die mir trotzdem viel zu kurz vorkam, lösten wir uns wieder von einander. Seine wundervollen blauen Augen sahen mich an, seine Lippen waren zu einem warmen Lächeln verzogen.

"Bist du sicher, dass du das willst?", flüsterte er mit rauer Stimme, "Ich meine, dein gesunder Menschenverstand sollte dir sagen..."

"Der gesunde Menschenverstand sagt uns auch, dass die Erde platt ist", unterbrach ich ihn, woraufhin er mich leicht verwirrt ansah. Ich musste schmunzeln.

"Ein Zitat von Einstein. Was ich damit sagen will, ist dass wir uns vielleicht nicht immer so sehr auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen sollten. Der kann uns genauso täuschen, wie jedes andere Sinnesorgan. Manchmal sollte man wahrscheinlich einfach das tun, was man für richtig hält. Und ich halte das hier für mehr als richtig, Thaddeus."

Er dachte einen Moment über meine Worte nach, bevor er die magischen Worte noch einmal wiederholte.

"Gott, ich liebe dich."

Und ich antwortete wahrheitsgemäß.

"Ich liebe dich auch, Thaddeus. Und ich hätte dir das wahrscheinlich viel eher sagen sollen."

Er lächelte dieses umwerfende Lächeln, was ihm kein Hollywoodstar hätte nachahmen können. "Ja, wahrscheinlich. Das hätte mir doch einige Unsicherheiten erspart!", lachte er und fuhr sich mit seiner tätowierten Hand durch die Haare.

Ich hatte an diesem Tag meinen Menschenverstand komplett abgeschaltet und einem Mörder meine Liebe gestanden. Und ich kann nicht leugnen, dass es einer der schönsten Tage meines Lebens war.


~~~

"MIMIMI voll langweilig, dass er doch kein Psychopath ist, eyy!"

Sowas ähnliches hatte ich letztens in den Kommis. Ich musste schon dezent lachen :'D

Ich hab in diesem Kapitel ernsthaft Einstein zitiert. Ich geh' mich jetzt schlau fühlen.

Meine Youtube Autogrammkarten lösen sich gerade von meinem Türrahmen und ich bin zu faul die wieder anzukleben. ABER WEHE IRGENDJEMAND REISST MIR BEIM REINKOMMEN REWI AB!

Ok. Was tu' ich?

Feedback ist toll, Ihr seid es auch. Machts gut! :3

Lali


The Psychopath || Taddl||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt