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NERA


Ich sah Mara an, die auf dem Sofa saß und nicht nur ich meinen Blick zu ihr schweifen ließ. Alle anderen sahen sie genau so überrascht an wie ich, über diese Worte.

Sie hob fragend eine ihrer Augenbrauen.

Mein Herz schlug mir bis hin zum Hals, da ich nicht wusste, ob das gerade ein mieser Trick von ihr oder sogar von ihm war. Aber so wie alle sie ansahen konnte ich es mir nicht wirklich vorstellen.

"Was?" fragte ich nochmal, unsicher ob ich das gerade wirklich richtig verstanden hatte. Sie wieß mir mit ihrer Hand hin, mich zu ihr und den anderen zu setzen. Was ich auch tat, auch wenn das Brautkleid, in das ich gesteckt wurde, mir das nicht gerade einfach machte.

"Wenn du möchtest, helfe ich dir abzuhauen. Elian bringt mich dafür nachher sicher um, aber ich finde das ganze nicht richtig." sprach sie sanft aus, was meinen Blick von ihr zu den anderen schweifen ließ.

Alessia sprach irgendwas auf italienisch, bevor Mara zu ihr sah und sie mich dann wieder anblickte.

"Stell dir vor, du wärst in ihrer Situation. Würdest du das immernoch sagen?" fragte sie und meinte nicht mich. Ihr Blick schweifte zu Alessia, die tief durchatmete.

"Dann stell sicher, dass er sie nicht findet. Du weißt genau, wie er sein wird, wenn er sie ein zweites Mal erwischt." sprach sie aus und auf meiner Haut breitete sich eine Gänsehaut aus.

Es klang von ihr nach einem Ratschlag, den ich sicher lieber wahrnahm.

Ich sollte abhauen und mich nicht finden lassen.

War das Fair, dass ich meine Leben hier wegwerfen musste und das meiner Schwester, damit ich in Sicherheit war? Sicher nicht. Aber was sollte ich schon tun anderes. Mir blieb nichts anderes übrig und ich kannte nur einen Ort, an dem ich sicher sein würde.

In Albanien.

Würde er da nach mir suchen?

Vermutlich schon.

Würde er sich wirklich die Mühe machen so weit weg, nach mir zu suchen, war viel eher die Frage.

"Und wenn er mich findet? Was macht er dann mit mir?" fragte ich leise nach und bekam ohnehin schon kaum Luft. Aber gerade schnürte mir der Gedanke noch mehr die Luft ab.

"Dann solltest du lieber anfangen zu beten." sprach Alessia leise aus, zu der ich sah und ihre Augen mir genau das sagten. Das ich es lieber sein lassen sollte. Das ich einfach bei ihmbleiben sollte.

"Darf ich darüber nachdenken?" fragte ich Mara, da ich mir unsicher war, ob ich es schaffen würde und ich war mir unsicher, ob es wirklich klug war. Sie nickte lächelnd, bevor ich langsam wieder aufstand und in den Spiegel sah.

Das Kleid war Traumhaft.

"Gefällt es dir?" fragte mich Lorena, die mich ebenfalls sanft anlächelte und ich wieder in den Spiegel sah. "Ja, ich möchte das hier nehmen." sprach ich dann aus, da ich keine Lust hatte, auch nur noch ein weiteres anzuprobieren.

Es war mir auch egal, wie ich schlussendlich auf dieser Hochzeit aussehen würde, falls sie stattfinden sollte.

Im Wagen sah ich die ganze Zeit aus dem Fenster und dachte an das Angebot. Wie würde ein Leben auf der Flucht wohl aussehen? Konnte ich Bora da mit reinziehen?

Das alles war sowieso nur meine Schuld.

Ich hatte damals die Idee, dass es leicht verdientes Geld war, einfach reiche Männer zu beklauen, die sowieso zu viel hatten.

Sie hatte mir immer wieder gesagt, dass ich nicht so weit gehen musste, um ihr und mein Leben zu finanzieren.

Leise seufzend, erkannte ich das Anwesen auf das der Mann am Steuer zufuhr, bis er anhielt und ich dann langsam ausstieg.

Mara wurde herzlich von Leo empfangen, der sie abfing und direkt nach oben verschwanden. So wie er sie angesehen hatte, würden die beiden heute sicher nicht so schnell runterkommen.

Irgendwie habe ich noch nie einen Menn gesehen, der seine Frau so liebevoll ansah.

Als würde wirklich sein Leben an ihrem hängen.

So wirkte es von außen, aber ob die beiden wirklich so glücklich waren, konnte ich nicht beurteilen. 

"Hast du dir eins ausgesucht?" die Stimme von Elian, riss mich von den Treppen weg, auf die ich noch immer gesehen hatte. Ich musste tief durchatmen, als ich zu ihm hochsah.

Erschreckend, wie ähnlich er seinem Vater sah, aber auf der anderen Seite, hatte er nicht wirklich viel von ihm.

"Ja." lächelte ich schwach, als ich in seine Augen sah. "Sie haut dich darin um." lachte seine Cousine leise und zwinkerte mir zu, bevor sie dann verschwand und ich zu ihm hochsah wieder.

"Das glaub ich sofort." sprach er leise aus, was meinen Mundwinkel leicht zucken ließ. Mir war klar, dass ich eine hübsche Frau bin, aber ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass ein so schöner Mann wie er es war, sich für mich interessieren würde. 

War das dumm? Ja.

Trotzdem dachten viele so und ich eben auch.

"Willst du irgendwohin?" fragte ich ihn, da er mal wieder aussah, wie Adonis höchstpersöhnlich und er gerichtet war. Anders als ich gerade. Aber ihn schien das nicht zu stören. Er sah mich an, als hätte er noch nie eine schönere Frau gesehen.

"Ja, ich bin ein paar Tage nicht da." informierte er mich leise und sah mich noch immer so an. "Hast du auf mich gewartet?" fragte ich ihn, da es für mich danach aussah. Dino war nämlich nicht mehr da und ich könnte wetten, die beiden waren zusammen mal wieder unterwegs.

Nur Gott wusste, wo die beiden sein würden.

Sein Mundwinkel zuckte leicht, bevor er mein Gesicht in seine großen Hände nahm. Seine Handflächen waren schwillig und rau.

"Ja, ich wollte dich nochmal kurz sehen." gab er zu, bevor ich leise auflachte, da das nicht zu einem Mann wie ihm passte. Auf jemanden zu warten oder jemanden sehen zu wollen. Die Frauen würden sicher alles tun, um ihn sehen zu dürfen, aber das er das zu mir sagte.

Er sah meine Lippen an, als ich ihn anlächelte und ich dann ebenfalls seine vollen Lippen ansah, die ich bereits einmal fühlen durfte. Sie waren unfassbar weich und hatten sich so gut angefühlt.

"Elian." sprach ich leise, bevor er tief durchatmete und er mich dann an sich zog. Er drückte seine Lippen auf meine und ließ mein Herz damit viel schneller schlagen.

Seine Zunge war so warm, als er sie langsam und so unfassbar gekonnt in meinen Mund schob, dass ich alles vergaß, für die Dauer dieses Kusses. Ich wusste nicht wie lange er mich so sehnsüchtig küsste, ehe er sich von mir löste, aber ich atmete schwerer und er genauso.

"Pass auf dich auf." sprach ich flüsternd, als er seine Hände von mir nahm und er anfing zu grinsen, als ich das sagte. Ich verschwand schnell in unser Schlafzimmer, nachdem ich mich umdrehte und weglief fast schon, da ich seinen dämlichen Kuss so willlig erwidert hatte.

Aber ich konnte einfach nicht anders.

Mich hatte noch nie jemand so geküsst wie er.

Ehrlich gesgat bezweifelte ich stark, dass ich je jemanden finden würde, der mich so fühlen lassen könnte, mit einem einzigen Kuss.


ELIANWhere stories live. Discover now