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Orion hustet, sein Mund fühlt sich verkrustet an, er fährt mit seiner
Zunge über seine Lippen, dann
fängt er mit dem Vortrag seines
Gedichtes an:

„In diesem Augenblick der Zeit, das
Auge blickt endlos weit, wo Sterne in Flammen aufgehen, möchte ich dem
Spiel des Himmels zusehen und vor
diesem himmlischen Feuerwerk stehen,
oh möge die Zeit nie vergehen, möge
sie stillstehen, diese Zeit, in diesem
Augenblick des ewigen Glanzes,
verwoben in des Himmels Tanzes,
spüre ich die Ewigkeit, auf der Suche
bin ich, nach etwas, dass bleibt, dass im Fluss der Zeit beständig ist, etwas, dass man nie vergisst, etwas, dass die Seele
zum Leben treibt und ihr einen Sinn verleiht, ein nächtlich Wandernder bin
ich, das tägliche Leben, es kümmert mich nicht, der Nacht will ich mein Herz verleihen und im nächtlichen Schein des dunklen Schwarz dem Himmel entgegen
schreien: ‚Dir will ich mein Leben geben!',
wild bin ich, wild will ich endlich sein,
meine Gedanken suchen wild nach
Wildheit, mein Geist giert nach Spaß,
mein Körper, der einst Tristheit fraß,
will Tanzen im Dunkeln, will die Nacht machen zum Tag, ich will leben und
fühlen und in den Gefühlen wühlen, will nicht unterkühlen in dieser Stadt, in
diesem Leben, fühle schon zu lange Anonymität und Kühle, in diesem Augenblick der Zeit will ich unendlich
weit blicken, will das Ticken der Zeit anhalten, das Leben als Hüter verwalten, will versuchen zu verstehen und lieber an meinem Unverständnis zugrunde gehen, als es nicht versucht zu haben für einen Moment die Ewigkeit in meinen Händen
zu wiegen, im Tanz meiner Fragen will ich
fliegen, im Fluss der Zeiten, will ich dies alles wagen, will in der Dunkelheit dieser Nacht blühen, will mich an ihrer Kälter verglühen und mich selbst neu
erschaffen, während ich meine Wunden
schließe und Runden über Runden als Phönix durch das nächtliche Schwarz schieße, ich fliehe nicht mehr, will nicht mehr fliehen vor mir selbst, will durch
mein Wesen Geschichten in den Himmel schreiben und mit dem Aneinandertreiben von Worte meine Geschichte auf ewig im Himmelszelt verorten."

Orion, eine schüchterne Natur,
blickt nach diesem dichterischen
Schwur auf die Erde, beobachtet
eine Ameisenherde, die unter dem
Schein der nächtlichen Laterne, an
ihnen vorbeizieht. Er sieht die
Menschen in Ameisengestalt vor
sich, sie sind zum Greifen nah.

Die, die durch die Straßen ziehen Where stories live. Discover now