4. Kapitel

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„Doch die Bank als Schlafplatz." Seroin huschte mit ihren Fingern über ihre Ausrüstung, geübtes Ritual, wenn sie einen Fremden begrüßte. Dolche, Armbrust, Glaskugeln, alles lag an erwarteter Stelle. Sie hatte diese Geste bereits unzählige Male ausgeführt, doch beim Gruß des Elfen Tomga wirkte diese unnötig, beinah falsch.

Der Elf lang gänzlich ausgestreckt auf genau der Bank, an der Seroin ihn für die Nacht verlassen hatte. Sein Gesicht wies die Spuren von Schlaflosigkeit auf, seine Haut hing müde, die dunkelblauen Augen lagen noch tiefer und sein blondes Haar war gänzlich zerzaust. Er setzte sich ächzend auf und rieb sich die Schläfen. „Ich habe es ehrlich versucht. Wollte hier schlafen. Aber diese Illusion und Lichter eurer Familien und Händler, sie werden selbst nachts zu Himmel geworfen. Laut wie ein Marschzug und hell wie ein Blitz. Ich konnte selbst die Sterne nicht mehr sehen. Und diese Plattis in der Luft. Manche huschen leise über einen hinweg, andere dröhnen laut mit Geschrei und Musik. Badazaner feiern gerne in der Luft?"

Seroin kicherte sanft und half dem Elfen hoch. „Sehr sogar. Auf einer eigenen Platti ist man unter sich. Keine fremden Gäste. Und vor allem keine Inspektoren. Wer weiß was für ein Taubpulver dort oben herumgereicht wird." Sie nickte Richtung Westen. „Zum Aderlass dauert es eine Weile. Vielleicht eine, anderthalb Stunden. Sicher, dass du laufen willst?"

Tomga schüttele sich wach und starrte empor. Die unzähligen fliegenden Plattformen zogen sich sicher durch die Lüfte, doch alleine deren Anblick schien sein Herz schneller schlagen zu lassen. Mit einem tiefen Schnaufen und einem kleinen Stoßgebet auf Elfisch sah er Seroin an. „Fliegen wir eben. Doch zwingt mich nicht ..."

Seroin nickte und kramte einen A.M.I. hervor. „Wir suchen uns eine Platti ganz allein für uns. Kein Lärm, keine anderen Personen. Du wirst sehen, im Handumdrehen sind wir dort." Sie hielt den Zylinder zwischen ihren ausgestreckten Fingern hoch über ihren Kopf.

Tomga starrte sie verwundert an, doch die junge Frau lächelte nur. „Kennt Ihr Möwen, habt Ihr solche schon einmal gesehen?"

Der Elf strahlte auf. „Na klar. Ihr habt hier Möwen?!"

„Die Stadt grenzt gänzlich im Westen an Badawanu, dem leeren Meer, klar haben wir die Viecher hier, Delikatessen." Seroin sah die Freude über eine solche Gemeinsamkeit in Tomgas Gesicht und musste erneut schmunzeln. „Nun, das ist das Brot." Sie schüttelte den A.M.I. und hielt ihn immer noch weit über ihrem Kopf ausgestreckt."

Es dauerte keine vier Atemzüge, da senkten sich kleinere Plattis zu ihnen herunter. Die Betreiber riefen und winkten zu Seroin, ein jeder versuchte ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

„Und da kommen die Möwen." Die Frau winkte einem Zwerg auf einer Plattform zu.

Tomga gaffte sie immer noch verwundert an, doch ein Lächeln zeichnete sich auf seine Lippen ab. Bei Anblick der ausgeklappten Treppe auf die Plattform verbleichte dies jedoch wieder augenblicklich.

Seroin huschte die Klapptreppe empor und eilte zum Zwerg.

Dieser begann bereits mit altbekannten Formeln anzufangen. „Vielen Dank, dass sie sich für einen Ring der Zweimeer Familie entschieden haben. Zu eurer Information, wir fliegen niemanden ins oder über das Magie-Viertel. Für einen Flug in den Stadtkern, die Ersten und den Turm die Wahren, benötigen sie eine Genehmigung..."

Seroin winkte seine Worte ab. „Wer will auch dahin? Sagvi-Viertel, Aderlass. Setzt uns kurz davor ab, wollen nicht zu viele Blicke gewinnen. Flieg sauber und du kriegst einen Viertel A.M.I." Sie sah hinter sich und erkannte, Tomga hatte es gerade erst die Treppe empor geschafft und hielt sich zitternd an dem Außengeländer der Platti fest. „Und vielleicht eher langsam und tief, Zuwachs da drüben kennt es nicht."

Träume aus Badazan - Stadt ohne GötterWhere stories live. Discover now