17. Kapitel

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Mit wenig Behutsamkeit warfen sie Seroins Leiche auf die kalten Fliesen der Küche.

Die Orkbrüder Roscha und Bescha begutachteten den verdrehten Leib der Menschenfrau, beider ihrer Blicke waren eher von Ärgernis als von Trauer geprägt.

„Und mit wem trinke ich jetzt heimlich Zitterlippes Wein?" Roscha zog sich einen kleinen Hocker her, rumste auf diesen nieder und begann seine Unterkieferhauer mit seiner kleinen Feile zu schleifen. „So ein Mist aber auch, Sero war eine der Guten, dachte die wird wenigstens älter als ich." Weiße Reste rieselten von seinem Hauer auf seinen Schoss, beinah geplagt wischte Roscha sich diesen vom Leib.

„Hopas Schneiderei, steht dir!" Bescha strich sich durch seine zwei Haarbommel auf dem Kopf und begutachtete die feinen Gewänder seines Bruders. „Und was jetzt? Zitterlippe wollte ihre Leiche und nun? Ich bleib nicht hier und mach den Abwasch."

Die Küche von Zitterlippes Restaurant war nicht sonderlich groß, doch großzügig eingerichtete. Ofen aus Stein, Grille und Abwaschbecken kuschelten sich dicht aneinander, wären die Köche hier gerade am Schaffen würden sie Schulter an Schulter stehen. Die Fliesen unter ihren Füßen waren noch immer verdreckt von der Arbeit des letzten Tages und so lag ein Geruch der verschiedensten Mahlzeiten in der Luft.

Roscha spähte der Leiche ins Gesicht. „Mann, selbst im Tod liegen ihre Züge leer. Die gute Sero. Hat ja auch genug dafür ausgeben."

Mit einer frisch geöffneten Weinflasche ließ sich Bescha neben seinem Bruder nieder. „Ja? Mir sagte sie immer, sie bevorzuge ein ruhiges Gesicht."

Mit einem verschmitzten Lächeln schüttelte Roscha den Kopf. „Hättest sie sehen müssen, als sie sich zu uns traute. Narben über Narben im Gesicht, am ganzen Leib. Ein Ohr war teils etwas abgeschlagen. Sie war Inspektorin gewesen, wusstest du oder? Und die hat treu gedient sagte man mir, immer rein geschmissen hat sie sich. War nicht billig sich wieder so herrichten zu lassen, so perfekt auszusehen."

„Würde meine A.M.I.s für was anderes ausgeben, aber jeder wie er will." Bescha kippet sich einen Schluck Wein herunter und reichte Roscha die Flasche.

„Ich auch. Glaub sie konnte sich nicht mehr im Spiegel ansehen, wollte nen Neustart. Das kann ich verstehen." Der Ork tat es seinem Bruder gleich und betäubte seine kaum vorhandenen Gefühle mit Wein.

„Und unser Neustart? Wenn es bei uns mal schief geht? Tellerwäscher in Oma Gomschas Laden? Stolze Orks aus dem Dampfenden Dackel?"

Die beiden prusteten los und schlugen sich auf die Schenkel.

„Eine Freude wie ihr im Tod das Lachen findet." Ein eleganter Elf mit kantigem Gesicht und langen blauen Haaren schlenderte in die Küche und begutachtete die beiden Orks mit einem kalten Blick. „Und dabei meinen Wein aussauft."

Die Orkbrüder wollten gerade auf ihre Füße eilen, da winkte der Elf sie wieder zum Sitzen. „Bleibt da. Und trinkt. Das kann jeder jetzt vertragen." Herr Zitterlippe griff sich die Flasche Wein und nahm einen ordentlichen Schluck. Mit einem Schmatzen leckte er sich über die Lippen. „Auf Sero. Und auf all die A.M.I.s die ich verlieren werden. Drachenschiss aber auch."

Er drückte Roscha wieder den Wein in die Hand und kniete sich zu Seroins Leiche herunter. „Im Tod so undurchschaubar wie im Sein. Ach ja." Gelassen stand er auf, öffnete einen der Schränke unter einem Abwaschbecken und kramte einen Topf hervor. „Roscha, hol mir ein Stück Brot, groß. Dazu Wasser und Salz." Herr Zitterlippe stellte den Topf neben Seroins Leiche und schmunzelte freudig.

Der Orkleibwächter tat wie befohlen und reichte ihm den Leib Brot und den Rest, Herr Zitterlippe nahm diese rasch entgegen und legte sie neben Seroins Füße.

Träume aus Badazan - Stadt ohne GötterWhere stories live. Discover now