20. Kapitel

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„Du versaust mir hier eine Menge Arbeit! Und ich dachte, wir wollten uns erstmal nicht wieder sehen." Die Diebin Dala Mesmoli lehnte sich näher zu Seroin und versuchte ihre Worte heimlich zu sprechen. „Ich bin hier an einem Kerl der Ringa Familie dran. Mein Weg zu dieser Feier der Sandevis, auf diesen neuen Platti. Und dann kommst du!"

Seroin wich ihrem anschuldigen Blick aus und betrachtet das Treiben vor ihnen.

Die Hauptstraße zum Osttor im Ieswibe-Viertel war selten voller. Unzählige Farben und Gestalten drückten sich ineinander, schoben sich vor und zurück. Der dominante Ton in aller Munde war die anstehende Feier der Sandevis, am nächsten Abend soll diese beginnen. So wie die Inspektoren zu einem Säulenturm in ihrer Nähe sahen war bereits der Abflugort des neuen Platti entschieden.

„Ich rede mit dir!" Dala schnipste Seroin ins Gesicht. „Was willst du?!"

Seroin stammelte nach Worten, kratzte sich am Arm herum. „Der Ritter. Vom letzten Mal. Ich muss wissen, wo er ist. Ich muss wissen ..." Wieder wanderten ihre Gedanken weg, stetig hörte sie den fatalen Glockenschlag in ihren Ohren. „Ich muss wissen ..."

„Bist du flatterkrank?" Mit stetig wackelndem Kopf durchbohrte die Diebin die Frau vor ihr. „Ich prüf einmal kurz, ob ich etwas zu ihm hab, ja? Einmal! Dann lässt du mich sein und ich will dich erstmal nicht wieder sehen! Verstand, Seroin? Verstanden?"

Seroin sah in ihre blauen Augen, bedeckt von dem frechroten Haar, und nickte. „Ich brauche alles zu ihm ... ich brauche Informationen."

Dala zuckte mit den Schultern. „Nichts Neues. Junge Ernte sucht ihn, er war im Daumaje dabei. Davon habe ich eine Erinnerung, willst du die..."

„NEIN!" Seroin schrie sie beinah an, doch hielt sich gerade noch die Hand vor den Mund und schüttelte den Kopf.

Die um sie herumstehenden Menschen starrten sie verwirrt an, aber wurden rasch wieder vom Trubel der Straße ergriffen.

„Nein. Nein, wenn du nicht mehr hast. Kennst du einen anderen Traumtänzer, dem man vertrauen kann? Jemand, der gut rumkommt?"

Skeptisch schlossen sich Dalas Augen. „Wie dringend ist das hier? Oder eher, wie verzweifelt? Seroin, du wirkst wie eine aufgescheuchte Möwe. Warum..."

„Ich muss ihn finden, ich muss es." Seroin kratzte sich weiter am Arm herum, unter ihrer Kleidung traf sie immer wieder die frischen Stellen der unzähligen vorherigen Gabelstiche. „Ich muss ..."

Mit aller Ruhe nahm Dala ihre Hand und drückte diese fest an ihre Brust. „Ruhig. Seroin. Ruhig. Atmen und mich ansehen, ja? Ruhig."

Das Pochen in Seroins Kopf, vor allem der immer wiederkehrende Glockenschlag, sie verstummten langsam, wirkten wie verschwommen.

„Zitterlippe. Banden. Die Familien. Egal, was es ist. Ganz ruhig. Alles kannst du, alles schaffst du, Seroin, ruhig." Dala hörte auf ihren Kopf zu bewegen und starrte nun gefühlt blind zu Seroin.

„Deine Beute? Dein Weg auf diese Feier?" Seroin sammelte ihren Atem, erst jetzt spürte sie, wie verschwitzt sie war.

„War ruiniert in dem Moment, in dem du hier vorbeikamst. Geschehen ist geschehen. Aber. Was ist es? Was bei allen Ideen treibt dir solche Sorge in den Leib?"

Bei dem Wort Ideen zuckte Seroin auf, klammerte sich stärker an die Finger von Dala. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich ... das wäre eine Gefahr ohnegleichen."

Dala schmunzelte sanft. „Wie früher. Die gerechte und starke Inspektorin kommt zu mir, kann mir nichts erzählen, sonst wäre ich in Gefahr. Und ich konnte nur raten. Oder mir beibringen in deinen Kopf zu sehen."

Träume aus Badazan - Stadt ohne GötterKde žijí příběhy. Začni objevovat