16. Kapitel

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Geschwind drückte Seroin ihre Hand auf Tomgas Mund und verstummte diesen mitten im Satz.

Vor ihrem Versteck, einem dichten Haufen Müll, schlenderten zwei Gestalten entlang.

„Du bist dir sicher? Hier?" Die Stimme klang genervt und rau.

„Sicher. Der Blutdetektor ist ausgeschlagen. Ganz sicher."

Diese Worte hörten sich jung und eher nach Tatendrang an. „Jemand muss hier sein, ich sage es Ihnen."

Die raue Stimme zischte spöttisch. „Keine Woche Zoowächter und schon den Verbrechern hinterher, wa? Lass mich dir sagen, die Bürger sind schlau genug die Finger von den Käfigen zu lassen, das endet nicht gut. Aber wenn es dich beruhigt, kram den Detektor raus und schmeiß ihn nochmal an. Du zahlst uns dafür die nächste Runde Tee."

Bei den Worten starrte Seroin panisch auf Tomgas Hand, eher gesagt auf den feinen Schnitt an seinem Daumen.

Man hörte ein Klirren, ein Surren. „Ich sag es doch, seht her. Er schlägt aus, stark. Es muss jemand in der Nähe sein, wirklich nah."

Die raue Stimme schmatzte zustimmend. „Vielleicht bist du doch nicht so hohl. Gut. Ruf die anderen. Wir spüren schon auf wer..."

Das Zersplittern einer Glasflasche zischte in alle ihre Ohren. Ein junger Mann taumelte scheinbar betrunken auf die beiden Wächter zu. „Da werden viele sterben, wisst Ihr?"

Ein hämisches Kichern folgte von der rauen Stimme. „Was haben wir hier? Einen verwirrten Feierwütigen. Und deinen Schnaps haste fallen gelassen, das ist aber unfein."

Die Stimme des jungen Mannes schwang schwummerig auf und ab. „Das wird alles zerbrechen. Alles. Unter Stahl und Rost. Wenn Ihr so weiter macht, einfach so weiter."

Seroin traute sich hervor zu spähen.

Die beiden Wächter vor ihrem Versteck konnte sie noch nicht wirklich erkennen, doch den jungen Mann sah sie klar.

Er schwankte selbst im Stehen, seine meerblauen Augen zitterten wild umher und seine honigbraunen Haare wirkte arg verklebt. Dennoch zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab. „Ich vergess immer wieder, wie schön man hier leben kann, atmen kann. Ich komme deswegen gerne her, ja ja, gerne her. Werde die Stadt vermissen, sehr."

Der Wächter mit der rauen Stimme, nun erkennbar als ein bärtiger, krummer Mann, packte den Jungen an den Schultern. „Du kannst erstmal ein paar A.M.I.s rüber wandern lassen, dann darfst du überhaupt erst gehen Bursche."

Der Junge grinste den Mann leer an. „Du liegst hier bald tot auf dem Boden, von Größeren einfach niedergestreckt! Alles Folge deines Hochmuts."

„Drohst du mir?!" Der Mann schlug dem Jungen ruckartig in den Bauch.

Der Jüngling brach vor über auf dem Boden zusammen, doch gab keinen Schrei von sich. Stattdessen zog sich sein Lächeln immer tiefer. „Als letztes in deinem Leben rennst du erbärmlich weg, die Augen voll Tränen."

Der krumme Mann zog sich seine Jacke aus und leckte sie neben dem Haufen Müll nieder, dabei hörte man das Klirren von einem Schlüsselbund darin. Genüsslich trat er dem Jungen heftig in den Unterleib. „Ihr kranken Suchtleichen habt hier nichts zu suchen!"

Die frische Stimme, nun zu erkennen als eine schmale Frau, hielt ihren Kollegen an der Schulter fest. „Der hat genug. Jetzt haben wir unseren Täter. Komm, schmeißen wir ihn raus. Einfach gut zu wissen, dass die Detektoren noch funktionieren."

Der Junge am Boden ließ sich widerstandlos hochziehen. „Du wirst auch wieder funktionieren. Zu lange bist du abwesend gewesen, aber du wirst wieder funktionieren. Und dann taufen wir Euch alle in Stahl und Blut."

Träume aus Badazan - Stadt ohne GötterWhere stories live. Discover now