7. Kapitel

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„Pusten. Es ist kochend heiß" Seroin zog langsam ihren Löffel durch die dicke Brühe vor ihr hindurch, wirbelte die kleingeschnittenen Frühlingszwiebeln und die fettigen Fleischstücke auf. Diese tanzten in der braunen Masse herum, wie blinde Vögel gefangen in einem Käfig. „Und wenn du Schärfe oder Taubpulver willst, einfach fragen. Ja? Tomga?!"

Der Elf vor ihr hielt schlicht seinen Löffel in der Hand, doch rührte sich nicht. Er starrte immer noch auf das andere Ende der Straße, dort versammelten sich mehr und mehr in Blau gekleidete Personen.

„Nicht hingucken. Essen." Seroin hob den ersten Happen an und begann zu pusten. „Augen locken Augen. Und alleine ein falscher Blick kann zu Fragen und mehr folgen. Schau nicht so offen hin. Lieber aus den Ecken deiner Sicht, heimlich."

„Wir sind noch direkt daneben, warum..."

„Weil Inspektoren die Leute suchen, die rennen und schreien, sich verstecken. Nicht die, die gemütlich in einem Ork Restaurant sitzen und sich eine Brühe schmecken lassen."

Der Suppenladen befand sich auf der anderen Straßenseite vom Eingang in die Nebengasse, die zu der Taverne der Ibis Bande führte. Nach ihrer Flucht hat die junge Frau sie beide sofort ins Ladeninnere gezogen, schnell zweimal das Hausspezial bestellt, sich die Treppe hochgemacht und einen gemütlichen Platz an einem Tisch für Zwei auf der breiten Terrasse hin zur Straße gefunden.

Seitdem glotzte Seroin stetig durch die verwelkten Blumen am Geländer zu dem Eingang der Nebengasse herüber, erspähte die heraneilenden Inspektoren als Erste. Das Schauspiel lenkte auch andere Gäste ab, die buntesten Personen sahen kurz von ihren dampfenden Suppen weg, hin zu dem Einsatz der Inspektoren von Badazan. Doch dies hielt nie lange an, bald wand man sich wieder seinem leckeren Essen zu.

Nur Tomga hielt seinen Blick konstant auf den Menschen in Blau, dabei versteckte er sich nicht hinter den billigen Blumen oder drehte wenigstens den Kopf etwas zur Seite. Und so etwas fiel in Badazan auf.

„Iss!" Seroin trat ihm unter dem Tisch gegens Bein und deutete mit ihren Augen auf die Suppe vor dem Elf. „Kalt sind sie nur halb so gut. Und weg mit deinen Gedanken von diesem Ort." Die Frau hob den Löffel und gierte sich zwei Stück Fleisch auf einmal in den Mund. Dann winkte sie in Richtung des Ladeninneren.

Als bald schwang sich eine ältere, runde Orkfrau zu ihnen auf die Terrasse hinaus, ihr Gesicht breit und mit frohem Lächeln versehen, ihr massiver Leib in ein Kleid aller Farben gehüllt. An ihrem Gürtel hingen unzählige Fläschchen und Dosen, alle mit unikater Beschriftung. Mit gekonnter Bewegung legte sie ihr kurzes, graues Haar hinter ihre groben Ohren und strich sich über ihre fein geschliffenen Hauer. „Sese, was willst du denn schon wieder extra, hmm? Kommst hier rein und setzt dich hin als würde der Dampfende Dackel dir eigens gehören!"

Seroin schmunzelte verlegen und deutete auf ihre Suppe. „Taubpulver. Meine Sorte bitte. Wie geht es dir Gomscha? Ich sehe der Laden läuft immer noch gut. Habe deine beiden Enkel vor kurzem getroffen."

„Roscha und Bescha?" Die Orkfrau zog geschickt eine kleine Dose aus ihrem Gürtel, öffnete diese, tunkte den kleinen Finger in ein feines Pulver und rührte damit in Seroins Suppe herum. „Nicht zu viel, nicht zu wenig. Kriegt man nicht mehr so gut, das Pulver was du willst, Liebling, selten."

Seroin winkte Richtung eines Säulenturms mitten im Sagvi-Viertel. „Genau die, Roscha und Bescha. Roscha ist jetzt ganz fein gekleidet, alles von Zitterlippe persönlich bezahlt."

„Hopas Schneiderei?"

„Hopas Schneiderei!"

Gomscha verdrehte die Augen und legte ihre Hände so vehement an ihre Hüfte, ein jedermann hätte sich vor ihrem Tadel gefürchtet. „Ha, von dir glaub ich das nur so halb, das müsste mir schon ein Oberinspektor sagen. Aber die beiden sind Bastarde, Schummler und Gauner. Lasst die Finger von diesem Zittermann. Immer sag ich es ihnen. Sie sollen hier im Laden aushelfen, A.M.I.s ehrlich verdienen. Ach, bei allen Bluträuschen, selbst Inspektoren könnten sie werden, ehrlicheres Handwerk als diese Gaunerei. Vielleicht könnten sie mir einen dieser netten Metallmänner vor die Tür stellen, das schafft Ruhe im Laden."

Träume aus Badazan - Stadt ohne GötterWhere stories live. Discover now