Epilog

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„Leider wurde ich doch ein paar Jahrtausende zu spät geboren, die Wunder und der Anblick von Badazan blieben mir dadurch geraubt. Und doch, ich kam all die Zeit nach seinem Fall auf das Bild und der Name der Stadt der grenzenlosen Magie war noch immer allbekannt. Völker flüsterten weiter ihre Legenden und Magier strebten danach, die Ruinen dieser sagenumwobenen Kulisse zu finden.

Ich war zu meiner Zeit mit Puls und warmen Blut nicht besser. Auch bei uns im Diersasi Orden hat man sich die Geschichten der Stadt erzählt, man träumte und sah all die verlorenen Möglichkeiten vor sich. Eine alte Meisterin lehrte uns sogar einen passenden Spruch „Nur ein Narr glaubt alle Märchen aus Badazan." Ein missratener Versuch das Erbe dieser Stadt zu erdrosseln, zu rationalisieren, jede Geschichte aus diesem Ort muss nur einen Bruchteil der Wunder wiedergeben können. Außer diesen Erzählungen hat die Stadt leider auch kein Erbe mehr. Ja, es gibt noch ein, zwei Menschenhäuser, die behaupten von ihr abzustammen. Aber selbst, wenn dies stimmen würde, was ich nach all den Jahrtausenden eher fragwürdig empfinde, ist deren Existenz und Suche nach den Ruinen Badazans rein verschwendete Zeit.

Nur in meiner jetzigen Position, mit dem Recht zu Bibliotheken längst verloren und vergessen, jetzt kann ich das volle, das wahre Bild dieser Stadt sehen. Ich bin mir sicher, nichts wird den Glanz dieses Ortes je wieder erreichen. Kein Volk dieses Kontinents ist dazu in der Lage, selbst unser eins nicht, sind wir doch die Mächtigsten ohne Frage.

Badazan war ein Laubfeuer, was die Welt auf ewig veränderte. Die an jeder Ecke zu findende, komplexe Magie, diese halb toten Monstren aus Stahl und Zauber, allein das Gefühl, der Geist der Stadt, alles war ein einzigartiger Traum. Weg von den Ideen, man zieht stattdessen deren Macht in eigene Hände. Grenzenlose Möglichkeiten, eine Welt frei zum Gestalten. Die neuen Götter, was ein Ausspruch und wie furchtbar verdient! Diese Stadt träumte damals für den ganzen Kontinent, hatte dieser doch das Träumen verlernt.

Und an der Spitze all dieser Wunder, da stand eine einzige, sterbliche Frau, eine Elfin allein, die die Geschichte dieser Welt veränderte wie keine zuvor. Ja, die bleiche Königin kann unseren Krieg vorantreiben, unsere Herrschaft über den ganzen Kontinent anstreben, doch nie werden wir erreichen, was Bema Sandevi einst vollendete, tat sie es doch zuerst und tat sie es gut.

Eine einzige Nacht, ein gezielter Schlag. Alle Völker des Kontinents hatten Lieder, Gebete, Warnungen über diese eine Nacht. Abend der fallenden Sterne, Rache der Männer aus Metall, Abschied der Götter, manche besangen es sogar als das Ende alles Seins. In einer Nacht allein verabschiedete Bema Sandevi fast sämtliche Ideenkinder und den Ideen treue Herrscher von diesem Bild. Badazan schenkte die Welt den Sterblichen, alles in einer einzigen Nacht. Und sie sahen es nicht kommen, dachten es unmöglich, aber mit einem Schlag war die Welt aus der betäubenden Klammer der Ideologie der Ideen gerissen. Nicht mithilfe der Götter oder anderer Übel, alleine der Wille der Sterblichen war dazu in der Lage.

Doch Badazan ist nicht mehr, sein Schein ging wie er gekommen war und die Stadt fiel Jahrhunderte danach in den Ruin, der Grund mir zu unangenehm ihn hier auszusprechen. Aber für die, die die Geschichte dieses Ortes und dieser wundervollen Frau Bema Sandevi kennen, für die kann diese Elfe einzig eine unerschöpfliche Inspiration fürs eigene Leben bleiben.

Denn niemand danach traute sich zu nennen, die neuen Götter."


Schwester Fabienne

Mitglied im Rat der bleichen Königin der Vampire, Milana

Unbekannter Zeitpunkt anfangs des Ersten Vampirischen Bürgerkriegs

Im Gespräch mit der Menschenfrau Marah 

Träume aus Badazan - Stadt ohne GötterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt