Kapitel 6

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Das Wochenende war echt anstrengend gewesen. Timothy war Samstag und Sonntag bei mir, um mit mir etwas von dem verpassten Schulstoff nachzuholen. Dabei hätte ich viel lieber die zwei Tage kuschelnd und küssend im Bett verbracht. 

Aber egal wie viel ich gejammert und gebettelt hatte, er war streng geblieben. Und im Nachhinein war es auch besser so, auch wenn ich das nicht gerne zugab.

Zumindest war die Doppelstunde Deutsch einigermaßen schnell vergangen und ich konnte dank Timothys Hilfe diesmal mehr, als nur planlos Löcher in die Luft starren. Und trotzdem freute ich mich nun auf die Hofpause.

Ich hatte gerade wie üblich meine Kippe in der Raucherecke geraucht und ging jetzt zu meinen Freund*innen. Während ich über den Schulhof schlenderte, bemerkte ich Micha und seine Kumpels. Er war also wieder da und zu meinem Unbehagen beobachtete er mich aus schmalen Augen. 

Schnell ging ich weiter, um einer weiteren unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen. Ich war schon fast bei den anderen und winkte Timothy zu. Doch dieser schaute mit einem skeptischen Blick an mir vorbei. 

Ich drehte mich um und zuckte vor Schreck zusammen. Raffi war direkt hinter mir, packte meine Arme und drückte sie mir mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen auf dem Rücken zusammen. Ich versuchte mich zu befreien und blickte dabei hilfesuchend zu Timothy. 

Der war schon aufgestanden und kam mit schnellen Schritten auf uns zu. Doch er schaffte es nicht bis zu mir. Leon und Micha kamen links und rechts an mir vorbei und steuerten direkt auf meinen Freund zu. Im Hintergrund sah ich, dass nun auch Robin, Henry und Irina aufgestanden waren und die Situation besorgt beobachteten.

„Lass ihn sofort los!", richtete Timothy sein Wort an Raffi.

„Was sonst?", antwortete stattdessen Micha und baute sich bedrohlich vor ihm auf.

Timothy bis sich auf die Unterlippe. Er versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn ihm das gerade sichtlich schwerfiel.

„Was ist dein Problem, Micha? Lass uns einfach wie normale Menschen darüber reden und eine Lösung finden", meinte Timothy. Seine Stimme war ruhig, seine Hände hingegen waren zu Fäusten verkrampft. 

Micha lachte laut auf und ging einen weiteren Schritt auf ihn zu. Leon immer direkt hinter ihm. Shit! Das würde nicht gut ausgehen. Ich schaute mich so gut es ging um, aber genau jetzt war natürlich nirgends eine Lehrperson zu sehen. Nicht mal Andrew konnte ich entdecken.

„Jetzt bekommt dein Goldlöckchen eins auf die Fresse", hauchte mir Raffi von hinten ins Ohr. Eine unangenehme Gänsehaut breitete sich in meinem Nacken aus.

„Was ist euer verdammtes Problem?", fragte ich ihn, ohne dabei Micha und Timothy aus den Augen zu lassen.

„Micha hat uns alles erzählt, über dich und ihn. Leon und ich waren zwar erst überrascht, aber jetzt helfen wir ihm natürlich."

„Womit helft ihr ihm? Meinen Freund zu verprügeln?"

„Ja, damit du erkennst, dass Micha der Bessere von beiden ist."

Ich verdrehte genervt die Augen. Hatten sich diese Affenhirne zu viel Testosteron gespritzt, oder am Wochenende zu viele toxische Liebesfilme angeschaut?

„Das ist das Dümmste, was ich seit langem gehört habe", antwortete ich ihm. Ich wollte ihn gerade davon überzeugen, mich endlich loszulassen, als es vor mir eskalierte. 

Micha schubste Timothy. Der versuchte immer noch, sich zu beherrschen, doch Leon, der inzwischen hinter ihm stand, stieß ihn wieder in Richtung Micha. Dieser holte mit der Faust aus und schlug Timothy mit voller Kraft in den Bauch. 

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt