Kapitel 33

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Mit dem Kopf auf Majas Schoß dämmerte ich während der Fahrt weg. In der Ferne konnte ich sie mit Mama telefonieren hören. Vermutlich bereitete sie sie auf das Gröbste vor. Bevor ich eingeschlafen war, hatte ich Timothy geschrieben, dass wir schon früher zurückkommen würden und ich dringend mit ihm reden müsste, doch jetzt musste ich mich erstmal ausruhen.

Plötzlich schreckte ich aus dem Halbschlaf und richtete mich ruckartig auf.

„Was ist los, Brudi?", fragte Maja sofort besorgt.

„Mir ist schlecht!", presste ich hervor.

„Marlon, kannst du anhalten?"

„In zwei Kilometern ist eine Parkbucht, schaffst du das noch?", fragte Marlon, während er den Wagen beschleunigte.

Ich nickte nur und versuchte tief durchzuatmen.

Der Wagen hielt und Maja riss die Tür auf. Ich konnte gerade noch aus dem Auto springen, mich in den schmalen Streifen Rasen stellen und vorne über beugen, als auch schon alles aus mir rauskam, mit dem ich mich gestern abgefüllt hatte.

„Fuck!", ächzte ich.

„Geht's?", fragte meine Schwester besorgt und strich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht.

„Das ist widerlich, geh lieber weg!", hustete ich. Mein Magen krampfte wieder und ich musste mich nochmal übergeben. Ich zitterte am ganzen Körper. Mein Kreislauf war irgendwo im Keller und jetzt war ich doch froh, dass Maja neben mir stand und mich hielt.

Als ich zusammen mit meiner Schwester zurück zum Auto ging, stand Coco schon mit einer Flasche Wasser und meiner Zahnbürste bereit.

„Danke", murmelte ich beschämt. Ich fühlte mich furchtbar.

Wir fuhren noch keine fünf Minuten, als ich schon wieder angelehnt an meine Schwester einschlief. Erst als wir zu Hause in unsere Hofeinfahrt einfuhren, wachte ich wieder auf. Verdattert versuchte ich mich zu orientieren, als ich Timothys Fahrrad neben der Haustür entdeckte. 

Und wieder pochte dieses unangenehm beklemmende Gefühl in meiner Brust. Ich wollte ihm nicht erzählen, was ich Dummes getan hatte, aber ich musste. Shit! Ich hatte Schiss vor seiner Reaktion.

Immer noch benommen vom Halbschlaf im Auto, stieg ich mit steif gewordenen Gliedern aus dem Minivan. Ich verabschiedete mich knapp von Majas Freund*innen, die gleich weiterfahren wollten. 

Während Maja noch bei Marlon, Vio und Coco im Hof stehen blieb, ging ich zur Tür, die sich gerade öffnete. Mamas enttäuschter Blick sprach Bände, doch als ich mit gesenktem Kopf bei ihr ankam, nahm sie mich einfach in den Arm.

Dann flüsterte sie: „Wir sprechen später darüber. Timothy ist in deinem Zimmer."

„Okay", murmelte ich, löste mich von ihr und ging dann ins Haus.

Mit zitternden Beinen erklomm ich die Treppe und ging oben angekommen in mein Zimmer.

Timothy saß auf dem Bett und stand auf, als er mich entdeckte. Mein Lieblingslächeln auf seinen Lippen verschwand und wurde ersetzt durch eine besorgte Miene. Mit schnellen Schritten trat er auf mich zu und zog mich zu sich. 

Das schlechte Gewissen lastete immer noch auf meinen Schultern. Ich hatte das Gefühl, seine Umarmung nicht zu verdienen. Heiße Tränen rannen mir über die Wangen, als ich mit dem Gesicht versteckt in seiner Halsbeuge anfing zu schluchzen.

„Was ist los, mein Kätzchen?", flüsterte er sanft.

Es dauerte noch ein paar Minuten, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Zusammen setzten wir uns auf mein Bett. Sofort lag sein Arm wieder beruhigend auf meinen Schultern, während ich beschämt auf meine Socken starrte.

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt