Kapitel 10

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Ich wachte auf vom Vibrieren meines Handys. Verschlafen blinzelte ich in den viel zu hellen Bildschirm. Timothy schrieb, dass er die ganze Nacht nicht schlafen konnte und fragte, ob er gleich vorbeikommen dürfe. Wie viel Uhr?

Wir hatten halb acht. Draußen wurde es gerade erst hell. Das sah meinem Freund, der sonntags sonst gerne ausschlief, gar nicht ähnlich, aber diese Tagebuch-Sache trieb ihn um.

Ich gähnte, streckte mich und schrieb dann zurück, dass er kommen soll.

Müde schleppte ich mich nach unten. Mama saß mit verstrubbelten Haaren und eingewickelt in ihren Morgenmantel am Küchentisch, trank Kaffee und las dabei in der Zeitung. Erstaunt blickte sie auf. „Was machst du denn schon hier unten." 

Wieder gähnte ich und nuschelte dann: „Timothy kommt gleich vorbei."

„Um die Uhrzeit?", fragte sie und wirkte weniger begeistert. „Ihr verbringt in letzter Zeit ziemlich viel Zeit zusammen. Ich hoffe, die Schule kommt dabei nicht zu kurz."

„Mamaaa." Genervt verdrehte ich die Augen. Um diese Uhrzeit war ich wirklich nicht bereit für Belehrungen.

„Ich mein ja nur", sagte sie und nahm schlürfend einen Schluck von ihrem Heißgetränk.


Ich schob mir gerade den letzten Löffel Schokomüsli in den Mund, als es klingelte. Schnell stellte ich meine Schale ins Spülbecken und ging dann zur Haustür.

„Na du", begrüßte ich meinen Freund und drückte ihm einen Kuss auf die inzwischen fast verheilten Lippen. Seine Nase war ganz kalt und er roch nach frischer Luft. Neben der Treppe stand sein Fahrrad. Er sah müde aus, was unschwer an den dunklen Schatten unter seinen Augen zu erkennen war.

Rasch gingen wir die Treppe nach oben. Ohne den Schreibtisch auch nur eines Blickes zu würdigen, legten wir uns direkt ins Bett.

„Ich bin echt fertig", meinte er und schaute mich betrübt an.

„Komm erst mal her", sagte ich und zog ihn in meinen Arm. Behutsam kraulte ich ihm durch die blonden Locken.

„Ich habe die ganze Nacht über diesen William nachgedacht. Vielleicht war er mein Halbbruder."

„Wollt ihr eure Mum danach fragen?", fragte ich vorsichtig nach.

„Grace ist dagegen. Sie will erst selbst noch mehr über ihn herausfinden." 

Ich nickte. „Und was willst du?"

„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass mich das alles total durcheinander bringt. Vielleicht hat meine Mum uns unser Leben lang belogen. Vielleicht wusste sie doch etwas über die Existenz von Halbvampiren."

Wir redeten noch eine ganze Weile darüber. Dabei kraulte und streichelte ich ihn durchgehend, um ihm das Gefühl von Geborgenheit zu geben. Es schien zu funktionieren. Seine Stimme wurde immer leiser und seine Sätze kürzer, bis er irgendwann in meinem Arm einschlief und auch selber dämmerte ich nochmal in einen oberflächlichen Schlaf ab.


Einige Zeit später wachte ich wieder auf. Und auch Timothy blinzelte mich durch halb geöffnete Augen an. Auf seinen Lippen lag endlich wieder mein Lieblingslächeln. Er sah schon viel besser aus.

„Wie geht's?", fragte ich leise und küsste ihn auf die Nasenspitze.

„Besser", murmelte er, „kuscheln und schlafen kann wirklich Wunder bewirken."

„Mhm", meinte ich nur und hauchte ihm einen weiteren Kuss auf den blonden Lockenkopf. Dann tastete ich nach meinem Handy, um nach der Uhrzeit zu schauen.

„Oh Mann, schon fast Zwölf. Ich muss noch was für die Schule machen, aber du kannst ruhig liegen bleiben, wenn du noch schlafen magst." Er gähnte und sah dabei unglaublich süß aus. Dann meinte er: „Nee, passt schon. Ich helfe dir." Womit habe ich ihn nur verdient?


Timothy erklärte mir gerade für Geschichte, was es mit dem Versailler Vertrag auf sich hatte, als es an die Tür klopfte und Mama den Kopf hereinstreckte. Sie schien erfreut darüber zu sein, uns am Schreibtisch zu sehen. 

„Habt ihr Hunger?", fragte sie. Wir nickten beide. „Gut, ich habe Pizza gemacht. Ich bringe euch ein paar Stücke hoch, wenn ihr möchtet."

„Nice, danke Mama", antwortete ich und strahlte bei dem Gedanken an Pizza.

Nachdem wir die Pizza, die allgemein wenig mit ihrem italienischen Vorbild gemein hatte, verspeist hatten, lernten wir weiter. Doch nach einer weiteren vergangenen Stunde hatte ich keine Lust mehr und kritzelte stattdessen mit dem Kugelschreiber auf meinem Block. 

Timothy merkte es auch. „Sollen wir vielleicht eine Runde rausgehen? Ein bisschen Bewegung und frische Luft könnten uns guttun", schlug er deshalb vor.

Ich verzog das Gesicht und blickte wehmütig zu meinem Bett.

Timothy, der sofort erriet, was ich stattdessen viel lieber tun würde, fing an zu lachen. „Du bist so eine Kuschelkatze, weißt du das eigentlich?"

Nun verzog ich erst recht mein Gesicht zu einer beleidigten Schnute. „Ich hasse Katzen!"

„Ja, eindeutig", lachte er weiter, „den ganzen Tag schmusen, sich nur bewegen, wenn es sein muss, schlechte Laune bekommen bei Hunger und außerdem finde ich Katzen einfach super niedlich!"

„Pff", machte ich nur, „dann bist du aber ein Hund! Und zwar ..." Ich dachte kurz nach und kicherte dann amüsiert über meinen Einfall: „Ein Golden Retriever."

Er stöhnte theatralisch. „Dir fällt zu mir also nur das langweiligste Tier und dann auch noch die absolut langweiligste Rasse ein? Na, Danke."

„Ja, schau dich doch mal an. Du bist treu und gutmütig, spielst am liebsten Ball, du willst mich ständig beschützen, oder spazieren gehen und ja, was soll ich sagen, du hast die gleiche Haarfarbe." Nun prustete auch er los und wir mussten beide laut lachen.

„Okay, genug gelacht, Kätzchen und keine Ausrede mehr, wir gehen jetzt raus an die frische Luft", meinte er und versuchte bei meinem gequälten Gesichtsausdruck, den nächsten Lachanfall zu unterdrücken.

„Wenn es unbedingt sein muss, Goldie."


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Huhu,

die beiden sind einfach nur Zucker, oder? 

Und jetzt haben sie auch endlich zwei sehr süße Kosenamen füreinander gefunden :D Vielen Dank nochmal für eure Vorschläge dazu im Trimothy-Workbook. Da waren echt ein paar sehr süße Ideen dabei, aber die beiden Namen haben einfach perfekt gepasst *_*

Danke euch auch wie immer für eure Reads, Votes und Kommentare. Ich freue mich immer so sehr darüber! <3

Love ya, Elena <33


Und hier nochmal mein selbstgemaltes Bild von Tristan als Kätzchen. Diejenigen von euch, die im Workbook mit dabei sind, kennen es ja schon :D


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Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWhere stories live. Discover now